Duisburger Textil-Unternehmen in der Krise Alles auf Maske

Duisburg · Aufträge brechen weg, der Verkauf läuft nur noch online: Für Duisburger Textilfirmen wird die Corona-Krise existenzbedrohend. Einige haben nun in kürzester Zeit die Produktion umgeworfen – und setzen auf die so begehrten Schutzmasken.

 Kai und Tanja Mielke haben eine Firma für Tanzmode, lassen jetzt aber nur noch Masken nähen.

Kai und Tanja Mielke haben eine Firma für Tanzmode, lassen jetzt aber nur noch Masken nähen.

Foto: Christoph Reichwein (crei)

Als die Krise kam, war Tanja Mielke kurz davor aufzugeben. Anfang März stand ihr Unternehmen, die Mrowinski-Mielke GbR, kurz vor dem Aus. Das Coronavirus hatte da nicht nur begonnen, das öffentliche Leben lahm zu legen, sondern auch den Betrieb in einem Duisburger Textilverkauf. Seit sechs Jahren verkauft Mielke, 37 Jahre, zusammen mit ihrem Mann Tanz- und Businessmode. Kostüme für den Paartanz, Anzüge für Messen und Hauptversammlungen.

Das Geschäft der beiden lief so gut, dass gleich vier Schneidereien die Stoffe nähten. Dann krachte der Umsatz plötzlich auf null. Tanzturniere, Businessvents, alles abgesagt. Für die junge Familie Mielke wurde die Corona-Krise zum existenziellen Problem. Womit sollten nun die Rechnungen bezahlt werden? Wie die kleine Tochter versorgen? „Ich habe zuerst überlegt, in den Lebensmittelbereich zu wechseln“, sagt Mielke.

Dazu kommt es nicht. Es sind Freunde, die das Paar auf eine Idee bringen: Warum nicht einfach Atemschutzmasken produzieren? Die Nachfrage ist derzeit so hoch, dass wohl auch Amazon, der mächtigste Händler der Welt, sie nicht mehr bedienen kann. Wer jetzt bestellt, muss damit rechnen, erst im Mai beliefert zu werden. „Für uns war sofort klar, dass wir die Produktion umstellen werden“, sagt Mielke. Im Freundes- und Bekanntenkreis fanden sich schnell Abnehmer, zum Teil gingen auf der Website von Mielke und ihrem Mann Kai jeden Tag 30 Bestellungen ein. Am Dienstag traf die erste Lieferung in Duisburg ein.

1700 Masken, handgefertigt in den Schneiderein der Firma in Polen. Es sind keine medizinischen Masken, sie sind nicht gedacht für den Einsatz in Krankenhäusern und Pflegeheimen, sondern nur für den privaten Gebrauch. Weil sie aus Baumwolle genäht wurden, kann man sie waschen und immer wieder anziehen. Das Paar hat bereits weitere Pläne: „Wir wollen auch Masken für Kinder fertigen lassen, Schnittmuster haben wir schon“, sagt Tanja Mielke. Die soll es dann auch in verschiedenen Farben und Mustern geben, damit es nicht immer das so steril wirkende Weiß sein muss.

Auch andere Textil-Unternehmen in Duisburg haben mittlerweile die Produktion auf die begehrten Masken umgestellt. So etwa der Fachmarkt Raumdesign Dommers in Großenbaum. Im hauseigenen Nähatelier, wo sonst Gardinen und Funktionstextilien nach Maß angefertigt werden, nähen seit vergangener Woche die Auszubildenden und Mitarbeiterinnen Masken aus Baumwollstoff. Die Masken will Geschäftsführer Peter Dommers an soziale und andere Einrichtungen in Duisburg spenden. „Die Not an Atemschutzmasken ist derzeit groß. Zwar sind die Behelfsmasken, die wir fertigen, weder geprüft noch zertifiziert, dafür bieten sie einen Basisschutz, der ansonsten nicht vorhanden ist“, sagt Peter Dommers.

Tanja und Kai Mielke haben bereits Pläne, die mehr vorsehen, als bloß Masken. „In der kommenden Woche werden wir auch Handschuhe aus Baumwolle anbieten“, sagt Tanja Mielke. Die seien besser, als ständig Einweg-Plastikhandschuhe zu benutzen, die danach im Müll landen. Wenn die Krise eines Tages vorbei ist, wollen die Mielkes natürlich wieder auf ihr altes Pferd setzen: Tanz- und Businesskleidung. „Unsere Schneiderein können sofort wieder umstellen.“ Bis dahin heißt es: Alles auf die Masken setzen.

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