Coronavirus in Duisburg Wenn der Helfer zweimal klingelt

Duisburg · Eine evangelische Kirchengemeinde im Duisburger Süden hat von einem Tag auf den anderen ein Hilfsprogramm für die Alten und Schwachen auf die Beine gestellt. Es geht um Einkaufen, aber auch um Nächstenliebe, Unterstützung und Trost.

Auch die Großenbaumer Einkaufshilfe stellt Lebensmittel zum Beispiel vor der Türe ab.

Auch die Großenbaumer Einkaufshilfe stellt Lebensmittel zum Beispiel vor der Türe ab.

Foto: Miserius, Uwe (umi)

Heike Bader hat in diesen Tagen viel um die Ohren. Und das, obwohl ihr Hauptjob in der Familienbildung wegen des Coronavirus derzeit weitgehend ruhen muss. Die Presbyterin der Evangelischen Kirchengemeinde Großenbaum/Rahm im Duisburger Süden spricht Leute an, telefoniert, organisiert – es müssen Gespräche geführt, Helfer gefunden, Flyer entworfen und verteilt werden. Es sind so viele Aufgaben, dass man sie alleine überhaupt nicht bewältigen kann. Und es ist eher nicht damit zu rechnen, dass es weniger werden. „Das geht alles nur im Team“, stellt Bader klar. „Wir haben eine tolle Gemeinde mit großem Zusammenhalt.“ Nur so sei das überhaupt denkbar, was sie derzeit auf die Beine zu stellen versuchten.

Grund für die ganze Aufregung ist das Coronavirus. Es macht besonders dem älteren und geschwächten Teil der Gemeinde Angst. Bundes- und Landesregierung raten diesen Menschen mehr oder weniger deutlich, nach Möglichkeit überhaupt nicht mehr vor die Türe zu gehen und Sozialkontakte zu meiden. „Aber diese Menschen müssen natürlich versorgt werden“, sagt Bader. „Wir haben vor einigen Tagen in der Gemeinde zusammengestanden und uns überlegt, dass wir etwas tun müssen. Ein Signal senden.“ Herausgekommen sei die Idee für einen Einkaufsservice für die Menschen, die gerade Unterstützung brauchen. Außerdem böten Pastorin Ulrike Kobbe und Notfallseelsorger Klaus Andrees telefonische Gesprächstermine an, weil Hausbesuche ja nicht mehr möglich seien. Dritte Maßnahme seien Trostworte, die man der Gemeinde per Mail zusenden könne, und die dann nach und nach auf der Internetseite der Kirchengemeinde veröffentlicht würden.

Der Einkaufsservice soll nach Möglichkeit gänzlich ohne persönlichen Kontakt ablaufen. „Es geht ja darum, die Menschen zu schützen“, sagt Bader. Nachdem sich jemand mit Hilfebedarf unter den Kontaktnummern (siehe Box) mit der Gemeinde in Verbindung gesetzt hat, wird ein Code verabredet. „Das ist uns wichtig“, sagt Bader. „Wir rufen auch ausdrücklich dazu auf, sich nur an die angegebenen Kontaktdaten zu wenden. Wir wollen nicht, dass zum Beispiel Betrüger dieses Vertrauensverhältnis ausnutzen. So ein Code könne ein Wort sein oder bei der Abgabe des Einkaufs zum Beispiel ein Klingelzeichen. Zunächst werde telefonisch abgesprochen, was benötigt werde. Der Einkaufsdienst sei dann kostenlos. Aufkommen müssten die Hilfebedürftigen nur für die Auslagen.

Um einen Einkaufsservice auf die Beine zu stellen, bedarf es vieler Freiwilliger. Die zu finden, war offenbar vergleichsweise unkompliziert. „Das war kein Problem“, sagt Bader. „Die Hilfsbereitschaft ist riesengroß. Nachdem die Idee geboren war, habe ich ein paar Leute angesprochen. Ich hatte dann relativ schnell zwölf Namen zusammen, wobei da zum Teil noch einige Menschen mit dranhängen. Damit fangen wir jetzt an.“ Sie sei zuversichtlich, dass sich bei Bedraf relativ leicht noch mehr Helfer finden ließen.

Bisher hat sich zwar erst eine Person auf das Angebot gemeldet, Bader glaubt aber, dass es in den kommenden Tagen deutlich mehr werden könnten. „Wir sprechen auch Leute an, die ihre Einkäufe nicht mehr selbst erledigen können und solche, deren Familien und Freunde zum Beispiel aus Quarantänegründen verhindert sind.“

Wichtig ist es der Gemeinde, dass die Maßnahme als Teil eines Dreiklangs verstanden wird. Beim Einkaufsservice gehe es nicht um Besuche oder um Gespräche, sagt Bader. Es gehe um die Versorgung und den Schutz der Alten und Schwachen. Für die Seelsorge gibt es die Telefonangebote. Und wer Trost suche, finde Trostsprüche auf der Internetseite der Gemeinde. Drei davon stehen dort bereits. Einer ist ein Zitat Dietrich Bonhoeffers: „Ich glaube, dass Gott uns in jeder Notlage so viel Widerstandskraft geben will, wie wir brauchen. Aber er gibt sie nicht im Voraus, damit wir uns nicht auf uns selbst, sondern allein auf ihn verlassen.“

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