Duisburger Händler zu Lockerungen „Wir freuen uns, unsere Kunden jetzt wiederzusehen“

Duisburg · Ab Montag dürfen einzelne Geschäfte in der Stadt wieder öffnen. In den nächsten Tagen wollen sie an einem Hygienekonzept arbeiten. Die IHK warnt, dass die Situation bei anderen Betrieben nach wie vor existenzbedrohend sei.

 Elisabeth Evertz in ihrer Buchhandlung. Bislang musste der Laden geschlossen bleiben, übrig blieb nur der Online-Versand.

Elisabeth Evertz in ihrer Buchhandlung. Bislang musste der Laden geschlossen bleiben, übrig blieb nur der Online-Versand.

Foto: Scheuermann

Die Einzelhändler in Duisburg sind erleichtert über die angekündigte Lockerung der Corona-Maßnahmen von Bund und Ländern. Stefan Dietzfelbinger, Geschäftsführer der IHK Niederrhein sagte unserer Redaktion: „Die gestern beschlossenen Lockerungen sind ein wichtiges Signal, gerade für den Handel.“ Die vergangenen Wochen hätten eindrucksvoll gezeigt, wie verantwortungsbewusst die Betriebe am Niederrhein mit der Gesundheit ihrer Kunden und Mitarbeiter umgehen. Existenzbedrohend bleibe die Situation aber weiter etwa für Gaststätten und Freizeiteinrichtungen. „Hier werden die finanziellen Hilfen nicht bis zum Sommer reichen“, sagt Dietzfelbinger.

Bund und Länder haben am Mittwoch entschieden, dass Geschäfte mit bis zu 800 Quadratmeter Verkaufsfläche ab Montag wieder öffnen dürfen – wenn die entsprechenden Hygiene- und Abstandregeln eingehalten werden können. Buchhandlungen, Autohäuser und Fahrradläden dürfen unabhängig ihrer Größe wieder öffnen.

Elisabeth Evertz von der Buchhandlung Scheuermann am Sonnenwall sagt: „Wir freuen uns, unsere Kunden jetzt wiederzusehen, aber konzentrieren uns natürlich weiterhin auf die Sicherheit.“ Evertz arbeitet für ihre Buchhandlung an einem Hygiene-Konzept. Die Zahl der Kunden im Verkaufsraum soll stark begrenzt werden, zudem müssen alle einen Mindestabstand von 1,5 Metern einhalten. Die Kassen werden mit Schutzscheiben ausgestattet. „Wir wollen keine Anreize schaffen, durch die jetzt plötzlich alle Leute herkommen“, sagt Evertz. Man werde deshalb auch weiter auf den  Bücherversand setzen.

Boris Roskothen ist flexibel. Der Spielwarenhändler und IHK-Vizepräsident musste sein Geschäft am Sonnenwall in der City zuletzt geschlossen halten – verkauft hat er aber trotzdem. „Das war eine Herausforderung, die schlaucht“, sagt der Geschäftsmann. Er berät Kunden per Videochat, gibt verkaufte Ware kontaktlos über einen Abholschalter in der benachbarten Bio-Bäckerei aus und mutierte zwischenzeitlich auch vom Einzel- zum Versandhändler. „Wir haben rund 450 Quadratmeter Verkaufsfläche auf zwei Etagen. Um den Vorschriften zu genügen, darf nur ein Kunde pro 20 Quadratmeter Fläche im Geschäft sein. Deshalb dürfen nur maximal 20 Kunden gleichzeitig bei mir einkaufen. Ich regele das dann so, dass jeder einen von 20 Einkaufskörben nehmen muss, die zur Sicherheit noch nummeriert sind. So ist sichergestellt, dass die zulässige Menge nicht überschritten wird.“

 Boris Roskothen verkauft seine Spielzeugartikel nun über eine Durchreiche der neben seinem Ladenlokal liegenden Bäckerei.

Boris Roskothen verkauft seine Spielzeugartikel nun über eine Durchreiche der neben seinem Ladenlokal liegenden Bäckerei.

Foto: Christoph Reichwein (crei)

Kämen mehr Kunden, müssten sie so lange draußen warten, bis einer ihrer Vorgänger die Verkaufsräume wieder verlässt. Roskothen hat sowohl Hand- als auch Flächendesinfektionsmittel zur Verfügung. Letztlich war die kontaktlose Zeit durchaus auch eine Zeit für Spiele in der Familie – die Nachfrage war deshalb gar nicht so schlecht. Aber gut fürs Geschäft ist die Situation auch Dauer auch nicht. „Allein die Vorbereitung der Messe „Spiel doch!“ im Landschaftspark, die dann kurzfristig abgesagt werden musste, hat viel Zeit und einen halben Monatsumsatz gekostet“, so Roskothen.

Für seine Angestellten hat der Händler Kurzarbeit beantragen müssen, dafür habe die Hilfe des Landes immerhin unbürokratisch funktioniert. „Wir werden irgendwann auch wieder herauskommen aus der Krise. Ich befürchte, dass es den Duisburger Einzelhandel insgesamt hart treffen wird, das gilt vor allem für die Textilbranche.“ Was da zum Teil verlorengegangen sei, lasse sich nun auch nicht mehr kompensieren.

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