Duisburg Connie Palmens Sieg der Literatur über den Tod

Duisburg · Es ging um das Tabuthema Tod, und doch war die Zentralbibliothek fast ganz gefüllt. Zum einen, weil die 1955 geborene niederländische Schriftstellerin Connie Palmen für literarische Qualität steht und man ihre bereits dritte Lesung in Duisburg nicht verpassen wollte. Zum anderen, weil sie dem traurigen Thema wie erwartet auch einen wohltuenden Schuss holländischen Humors verpasste.

 Connie Palmen war trotz des ernsten Themas ihres Buches ein gern gesehener Gast des Vereins für Kunst und Literatur.

Connie Palmen war trotz des ernsten Themas ihres Buches ein gern gesehener Gast des Vereins für Kunst und Literatur.

Noch einmal zum Hintergrund: Connie Palmen und den Staatsmann Hans van Mierlo verband eine späte, symbiotische Liebe. Am 11. November 2009 - dem Tag, an dem sie elf Jahre und elf Tage zusammen waren - heirateten die Schriftstellerin und der mehr als 20 Jahre ältere populäre Politiker, Am 11. März 2010 starb van Mierlo in einem Amsterdamer Krankenhaus. Daraus entstand Palmens jüngstes Werk "Logbuch eines unbarmherzigen Jahres": keine Fiktion, denn es ist ein ehrlicher Bericht über die Angst vor dem Tod des Vergessens, den eigenen Schmerz, die eigene Trauer und die eigene Verzweiflung - aber ein Roman, denn es ist eine bewusste formale und sprachliche, eben literarische Gestaltung.

Connie Palmen machte in Duisburg also Scherze, zum Beispiel als der bewährte Münsteraner Moderator Hermann Wallmann meinte "Das war jetzt so nicht abgesprochen", und die Autorin lachend entgegnete: "Was war so nicht abgesprochen - dass ich jetzt einen Schluck aus meinem Glas nehme?" Aber die treffsichere und dadurch unaufdringlich ergreifende Sensibilität des "Logbuchs" ließ die Zuhörer auch geradezu den Atem anhalten. Zum Beispiel, als der 30 Zentimeter größere Gatte auf die Besorgnis einer Gastgeberin, ihr Gästebett sei zu klein, antwortete: "Ihr könnt uns auch auf ein Bügelbrett legen." Oder das Gefühl der Witwe, sie sei jetzt "absurd alleine. Da gehört noch ein großer Mann daneben - das Problem ist, das keiner ihn sieht."

Connie Palmen wollte gegen die angebliche, zum Beispiel von Simone de Beauvoir nach dem Tod von Jean-Paul Sartre behauptete Unmöglichkeit anschreiben, "es" zu beschreiben. Oder wie es ein im Buch zitierter niederländischer Dichter sagte: "Es ist schlimmer, als man denkt. Aber man denkt es dauernd."

Irgendwann während des Schreibprozesses änderte Connie Palmen alle Vergangenheitsformen in die Gegenwart. Das war dann für sie der endgültige Sieg der Literatur über den Tod.

(hod)
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