Duisburg Chancen für die Arbeitswelt erkennen

Duisburg · Industrie 4.0: Der Unternehmerverband warnt vor unangebrachter Panikmache. Auch wenn Arbeitsplätze verloren gehen, seien Spezialisten für Computer und Technik zunehmend gefragt.

Vor überstürzter Panikmache zur Industrie 4.0-Untersuchung des Weltwirtschaftsforums - demnach werden rund fünf Millionen Menschen in Europa ihre Jobs verlieren - warnt der Unternehmerverband. Hauptgeschäftsführer Wolfgang Schmitz: "Gerade erst wird in Ansätzen deutlich, was der Einsatz von Robotern und die weitere Digitalisierung der Wirtschaft für Produktions- und Betriebsabläufe bringen kann; verlässliche Daten über die Zahl und Art künftiger Arbeitsplätze kann es da noch gar nicht geben."

Klar ist, dass sich die Arbeitswelt verändern wird. Schmitz: "Künftig brauchen wir zunächst einmal Spezialisten für Computer und Technik; stärker gefragt werden aber auch Fachleute für Roboter, 3D-Drucker, Nanotechnologie, Gen- und Biotechnik sowie mobiles Internet sein." Hingegen fallen vor allem automatisierbare Arbeitsplätze weg, beispielsweise Produktionshelfer am Band, Maschinenbediener, Bürokräfte, Lageristen, Zusteller, Verkäufer oder Reinigungskräfte. Um sich vor Jobverlust zu schützen, helfen laut Wolfgang Schmitz vor allem Bildung, Qualifizierung und Spezialisierung. "Schon seit vielen Jahren werben wir für die 'MINT'-Berufe und versuchen, vor allem Mädchen für diese Berufswahl zu begeistern. Nicht nur die Zukunftsperspektiven, sondern auch die Verdienstmöglichkeiten sind exzellent."

Statt Horrorszenarien über Jobverluste zu entwerfen, rät Schmitz, die Chancen für die Arbeitswelt zu sehen. Aus Sicht des Arbeitgeberverbandes handelt es sich um keine Revolution, sondern um eine über mehrere Jahre dauernde Evolution. "Industrie 4.0 beginnt nicht auf Knopfdruck, der alles Bisherige auf Null setzt und alles verändert", erklärt Schmitz. So genannte "Smart Factories", in denen Maschine, Mitarbeiter und Kunde digital und automatisiert kommunizieren, seien Zukunftsmusik, erste Schritte in diese Richtung erfolgten nun sukzessive.

Zu den Chancen der Digitalisierung zählt Verbandsingenieur Jürgen Paschold, der sich beim Unternehmerverband mit allen Facetten der Digitalisierung beschäftigt, etwa, dass Beschäftigte mehr Freiräume für die Tätigkeiten, die nicht automatisiert werden können, gewinnen. "So lassen sich Arbeitszeiten flexibel und lebensorientiert gestalten, was gut ist für Teilzeitbeschäftigte, Familien und pflegende Angehörige." Hinzu komme, dass neue Technologien Arbeitsplätze zwar verändern, aber meist nicht beseitigen. So könnten leistungsgeminderte oder ungelernte Arbeitskräfte durch Assistenzsysteme unterstützt werden. Ähnliches gelte für Migranten, die die deutsche Sprache noch nicht beherrschen; "sie können mit Datenbrillen, die in verschiedenen Sprachen Prozesse erklären, in Arbeit kommen und dadurch integriert werden", so Paschold. Speziell für die hiesige Region kommt als große Chance noch die blühende Hochschullandschaft hinzu: "250.000 Studierende im Revier - das ist eine Riesenchance für Gründungen im Bereich IT, Automatisierung und Netzwerk."

"Strukturelle Änderungen in der Arbeitswelt sind so alt wie die Arbeitswelt selbst", fasst Schmitz zusammen; auch Industrialisierung und Automatisierung etwa hätten zu Verunsicherung geführt. Der Unternehmerverband erarbeitete jüngst in Mülheim (und am 28. Januar auch bei einer Auftaktveranstaltung in Bocholt) gemeinsam mit Partnern die Chancen von Industrie 4.0 für die hiesige Region und den hiesigen Markt. "Ein Schlüssel ist, sich mit IT-Experten und Unternehmern anderer Branchen zusammenzusetzen, um Möglichkeiten und Schnittmengen überhaupt erst kennenzulernen", so Schmitz.

Weitere Infos auf der Homepage des Verbandes unter www.unternehmerverband.org im Internet.

(RP)
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