Duisburg Bungee-Jumping der besonderen Art

Duisburg · Am Sonntagmittag sprangen an der Regattabahn als Tiere verkleidete Wagemutige aus 50 Meter Höhe in die Tiefe. "Furry-Fandom" nennen sie sich. Sie wollten Spaß bereiten, was ihnen auch gelang.

 Ein bisschen verrückt muss man schon sein, wenn man sich in solchen Kostümen aus 50 Metern Höhe in die Tiefe stürzt.

Ein bisschen verrückt muss man schon sein, wenn man sich in solchen Kostümen aus 50 Metern Höhe in die Tiefe stürzt.

Foto: Peggy Mendel

Der kleine Julian traute seinen Augen nicht, als er Füchse, Erdmännchen und Werwölfe aus 50 Metern Höhe, nur mit einem Gummiband um den Fuß, am Sonntagmittag an der Regattabahn vor der Skaterbahn springen sah. Er erlebte zusammen mit seinem Opa das erste Bungee-Jumping der "Furry-Fandoms". Viele kennen die sogenannten "Furries" - Menschen in überdimensionalen Tierkostümen - aus dem Alltag. Denn man trifft sie in Innenstädten, bei Events und auch eben auch an der Regattabahn. Nicolas, ein IT-Spezialist aus Rhede, ist einer von ihnen. Er verkörpert in seinem zweiten Leben den Wolf Keenora Fluffball.

Der Rhedener hatte zu diesem außergewöhnlichen Springen, das von der Münchener Erlebnisevent-Firma Jochen Schweizer veranstaltet wird, an die Wedau geladen. Die "Furry-Fandom"-Community, die größte Interessengruppe der menschlichen Tierdarsteller in Deutschland, organisiert immer wieder solche einmalige Events, sagt Nicolas. Aber an diesem Sonntagmittag war die Stimmung besonders ausgelassen. Nicolas: "Unsere Community unternimmt immer Extremes. Wir lieben extreme Situationen wie Bungee-Jumping. Es ist ein tolles, gemeinschaftliches Erlebnis." Nicolas verriet nach seinen beiden Sprüngen, er plane gerade das nächste spannende Event für die Community, die immer wieder selbst "Furries" aus dem Ausland anlocken. Gestern waren "Furries" aus den Niederlanden, Polen, Österreich und Norwegen gekommen, um den freien Fall zu genießen. "Für alle von uns ist es das erste Mal", sagte Nicolas. Die waagemutigen Tierdarsteller waren sich nach ihren Sprüngen einig: Das war nicht das letzte Mal.

Nicolas und seine Kollegen sind seit vielen Jahren in der Community, die in Deutschland mehr als 5000 Mitglieder zählt, und bei denen der Spaß im Vordergrund steht. Mathias, ein anderes Mitglied, das in zivil erschien und fotografierte, gestand, dass es für ihn eine gelungene Abwechslung zum Alltag ist: "Ich versetzte mich in meine tierische Rolle hinein. Ich lebe sie und bin froh, dieses Erleben mit Gleichgesinnten zu teilen.", sagte der Student aus Hamm, der sich als Gepard fühlt. Wie man sich als solcher fühlen kann, bleibt Unbeteiligten ein Rätsel. Aber das ist den Kostümierten vollends gleich, denn sie wollen nur Spaß haben und sind es gewohnt, dass manche Menschen sie kritisch beäugen oder sich über sie lächerlich machen. "Genau das aber wollen wir. Wir wollen Spaß haben und vor allem anderen Menschen Spaß bereiten", sagte Nicolas. Beim fünfjährigen Julian hat es gestern geklappt, das mit dem Spaß bereiten. "Die sind sehr mutig. Ich finde alle Tiere toll", gestand Julian. Er hat sogar Pläne für die Zukunft geschmiedet, dank der "Furries". "Ich möchte bald auch gerne mal springen. genauso wie der Wolf", sagte Julian keck.

Ebenso wie die "Furries" waren auch ganz normal gekleidete Springer an der Wedau anzutreffen. Dominik und Katrin waren aus Neukirchen-Vluyn angereist. "Wir haben gestern diesen Tandem-Sprung geschenkt bekommen", berichteten sie - und da man Geschenke bekanntlich nicht ausschlägt, waren die Beiden also an diesem Mittag in Wedau anzutreffen. Katrin war vor ihrem allerersten Sprung noch skeptisch: "Ich traue dem Ganzen noch nicht so ganz." Ihr Lebenspartner Dominik war da etwas entspannter: "Ich bin noch zu müde, um die Anspannung zu verspürten." Als die Beiden dann endlich, nach langem Warten, mit dem "Lift" auf die Sprunghöhe hochgezogen werden, zitterten bei ihnen die Knie. "Am Anfang ist das normal, wenn man öfters springt, legt sich das", berichtete Tom von der Firma Jochen Schweizer. Nach zur zwei Minuten war schon alles wieder vorbei. Und Dominik und Katrin hatten ihren ersten Sprung gut überstanden. Ihre beiden vorweggestreckten Hände waren ins Wasser eingetaucht, aber sonst war alles trocken geblieben. Dominik: "Ein Hammer-Erlebnis. Ich habe Lust auf Mehr." Katrin bedauerte, dass sie ihre Augen beim Sprung nicht geöffnet hatte. Dennoch schien sie erleichtert zu sein, dass alles gut gegangen war.

Wer den Sprung aus 50 Meter ebenfalls einmal wagen möchte, der kann von Mai bis Oktober an verschiedenen Terminen das Bungee-Jumping an der Wedau ausprobieren. Die Firma Jochen Schweizer organisiert seit Jahren schon Sprünge an der Wedau und bietet Einzelsprünge für knapp 100 Euro an und Tandem-Sprünge für 150 Euro.

(RP)
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