AfD-Bundestagskandidat Sascha Lensing „Als Polizist gab es für mich auch nur diese eine Partei“

Duisburg · Sascha Lensing kandidiert für die AfD im Wahlkreis Duisburg I für den Deutschen Bundestag. Der 47-Jährige sieht sich selbst als „Patrioten“ – und fordert den Austritt aus der Europäischen Union.

 Sascha Lensing vor dem Gesprächstermin in der Duisburg AfD-Geschäftsstelle.

Sascha Lensing vor dem Gesprächstermin in der Duisburg AfD-Geschäftsstelle.

Foto: Norbert Prümen

Nach 25 Jahre im Polizeidienst entschied sich Sascha Lensing für etwas, das er zuvor noch nicht getan hatte: Er trat einer Partei bei. „Diverse dienstliche Ereignisse“ hätten ihn dazu motiviert. Vor allem habe ihn geärgert, „dass zunächst alles versucht wird, um keinen einzusperren.“ Lensing wollte das ändern und wurde AfD-Mitglied. Zwei Jahre ist das nun her. „Als Polizist gab es für mich auch nur diese eine Partei“, sagt er. Bei der Bundestagswahl am 26. September kandidiert Lensing für die AfD nun als Direktkandidat im Wahlkreis Duisburg I.

„Die Politik, die im Moment gemacht wird, ist für mich hanebüchen“, sagt der 47-Jährige, den vor allem überregionale Themen umtreiben. Er fordert mehr Mittel für Polizei und Strafverfolgung sowie den Austritt Deutschlands aus der Europäischen Union. „Weil ich das Konstrukt als gescheitert ansehe.“ Lensing fordert in diesem Zusammenhang auch eine Rückkehr zu einem nationalen Grenzschutz. Wie große Teile seiner Partei leugnet er zudem den menschengemachten Klimawandel und hält die Impfstrategie in der Corona-Krise für gescheitert. „Vollkommen wirkungslos ist die Impfung nicht, aber wir werden damit nicht die Pandemie aufhalten“, sagt Lensing. „Ich habe auch kein Allheilmittel. Ich weiß auch nicht, ob das irgendwann von alleine aufhört.“

Lensing rechnet sich selbst dem „patriotischen Spektrum“ seiner Partei zu. Er sehe sich als „jemand, der auf sein Land stolz ist und sein Land liebt, aber sein Land nicht über andere Länder hebt“. Einen innerparteilichen Machtstreit wie bei der Bundes-AfD sieht er in Duisburg nicht. Dazu, ob er eher Meuthen- oder Höcke-Anhänger ist, will sich Lensing nicht öffentlich äußern. Ebenso wenig wie zu seiner Ansicht über den deutschen Verfassungsschutz. „Aus dienstrechtlichen Gründen“, wie er sagt.

Der gebürtige Homberger, der 2003 nach Rumeln-Kaldenhausen gezogen ist, bewegt sich als Staatsbediensteter und AfD-Kandidat in einem Grenzbereich. Das ist ihm auch selbst bewusst. „Ich habe diese Geschichte natürlich strikt getrennt“, sagt Lensing. Als er sein Engagement öffentlich gemacht habe, sei er zu einem „sehr konstruktiven und netten Gespräch“ zur damaligen Polizeipräsidentin Elke Bartels geladen worden. „Seitdem ist das nie mehr so thematisiert werden.“

Beim Wahlkampf in Duisburg sind ihm in den letzten Wochen zwei Dinge aufgefallen. Zum einen, dass viele Menschen erst einmal „Berührungsängste“ hätten, wenn es um seine Partei geht. „Die gucken sich dann erstmal um, ob da vielleicht noch ein Nachbar ist, der sie mit der AfD sehen könnte“, sagt Lensing. Zum anderen, dass viele Straßen in Duisburg in einem „unhaltbaren Zustand“ seien. „Die Stadt ist, was die Infrastruktur angeht, wirklich vollkommen marode“, sagt er. Hierfür brauche es dringend mehr Bundesmittel. Polizeilich fehle ihm zudem „der Schutzmann an der Ecke“. Das es wieder dezentral eingesetzte Beamte mit direktem Kontakt zum Bürger gebe, könne auch das „subjektive Sicherheitsgefühl“ steigern, ist er sich sicher.

 Sascha Lensing (47) kandidiert für die AfD im Duisburger Süden. Der Polizeibeamte ist seit 2019 Mitglied der Partei.

Sascha Lensing (47) kandidiert für die AfD im Duisburger Süden. Der Polizeibeamte ist seit 2019 Mitglied der Partei.

Foto: Norbert Prümen

Lensing verbringt als „passionierter Sportschütze“ seine Freizeit gerne am Schießstand. Mit Frau und Tochter ist er zudem häufig in der Natur unterwegs. Zur Bundestagswahl will er nicht als reiner Zählkandidat antreten. „Ich bin der Meinung, ich werde gewinnen“, sagt Lensing. Sonst könne er es gleich bleiben lassen. Da er auf keinem Listenplatz steht, wäre der Sieg im Wahlkreis seine einzige Chance auf ein Bundestagsmandat. Natürlich weiß der AfD-Kandidat aber auch, dass es dazu kaum reichen wird. So will er zumindest das AfD-Erststimmenergebnis von 2017 (11,5 Prozent) überbieten.

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