Duisburg Bündnis will gerechte Gesellschaft

Duisburg · Der Duisburger Ableger des deutschlandweiten Aktion-Bündnisses "Umfairteilen" glaubt an neuen Zeitgeist.

 Im August 2012 demonstrierte das Bündnis "Umfairteilen" vor dem Bundeskanzleramt in Berlin. Jetzt hat sich auch ein Duisburger Ableger des Bündnisses gegründet und fordert unter anderem für eine stärkere Besteuerung der Reichen.

Im August 2012 demonstrierte das Bündnis "Umfairteilen" vor dem Bundeskanzleramt in Berlin. Jetzt hat sich auch ein Duisburger Ableger des Bündnisses gegründet und fordert unter anderem für eine stärkere Besteuerung der Reichen.

Foto: dpa

Der Blick aus dem Fenster der Duisburger Verdi-Geschäftsstelle kann als trostlos bezeichnet werden: Schmuddelige Fassaden in einer schmuddeligen Straße, der Leerstand ist virulent, der Mittelstand im Viertel längst nicht mehr zu Hause. Die These, dass in Deutschland und speziell in Duisburg die Gesellschaft auseinanderdriftet, dass die Schere zwischen Arm und Reich immer weiter auseinanderklafft, ist in der Kasinostraße nachvollziehbar.

Verdi hat eingeladen, um über ihr Mitwirken im Aktionsbündnis "Umfairteilen" zu informieren. Deutschland soll gerechter werden: Das Vermögen gleichsam von oben nach unten umverteilt werden, die Wirtschaft mehr in ihre gesellschaftliche Verantwortung genommen werden. Das klingt bekannt, nach Robin Hood und Neid-Debatte. Die Forderung ist so alt wie die These vom ungerecht verteilten Wohlstand. Und so steht das Duisburger Bündnis "Umfairteilen" trotz der ehrbaren Ziele, Deutschland im Großen und Duisburg im Kleinen gerechter zu machen, vor einem Vermittlungsproblem. Wie erzählt man eine alte Geschichte neu, spannender und vor allem erfolgreicher? "Wir werden mehr sein als nur der nächste lautstarke Haufen in der Fußgängerzone", sagt Manfred Berns trotzig. Berns ist Kreisvorsitzender des Paritätischen Wohlfahrtsverbandens und neben Verdi, Stadtjugendring und Attac einer der Sprecher des Bündnisses.

Vorerst wird Berns genau diesen Weg in die Fußgängerzone suchen. Schon am kommenden Samstag will das Bündnis ab 11 Uhr in der Königstraße Präsenz zeigen und Duisburger für ihr Anliegen sensibilisieren. "Darum geht es nämlich auch. Menschen wieder zu politisieren, die längst nicht mehr wählen gehen oder das Gefühl haben, etwas bewegen zu können", sagt Christian Ladda, Geschäftsführer des Stadtjugendrings. Mit Grafiken und Zahlenkolonnen soll aufgeklärt werden. Darüber, dass wenige Zehntausend mehr als die Hälfte des Vermögens in Deutschland besitzen. Darüber, dass trotz Finanzkrise der Bankensektor weiterhin rasant wächst, während das produzierende Gewerbe und der Dienstleistungssektor stagnieren.

Eine Vermögenssteuer soll deshalb her, doch allein damit wird die Gesellschaft nicht gerechter werden. "Wir brauchen Kommunen, die ihre Aufgaben schultern können", sagt Berns. Deshalb müsse auch bei Gewerbeansiedlungen mehr darauf geachtet werden, strukturschwache Regionen zu stärken. "Wir wissen, dass Duisburg bis 2021 einen dreistelligen Millionenbetrag in die Infrastruktur beim ÖPNV investieren muss. Die Mittel fehlen in den Haushaltsplanungen, weil sie nicht vorhanden nicht. Deshalb ist die Debatte, wie wir auch die Städte stärken können, so wichtig", sagt Verdi-Geschäftsführer Thomas Keuer.

Der aufgeklärte Bürger soll die Politik unter Druck setzen, damit sich etwas ändert. Das ist das Ziel von "Umfairteilen". Zwar gehe die Planung weit über die Bundestagswahl hinaus, "doch jeder kann seine Kandidaten ja ganz genau dahingehend überprüfen, ob er sich etwa für eine Regulierung der Finanzmärkte, eine Vermögenssteuer und Generationengerechtigkeit einsetzt", sagt Berns. Mit einer Unterschriftenliste sollen die Parteien kurz vor der Wahl möglichst öffentlichkeitswirksam auf die bundesweite Bewegung aufmerksam gemacht werden. Am Samstag werden die Listen auch in Duisburg ausliegen.

Die Geschichte von "Umfairteilen" – die erste Aktion am Bundeskanzleramt liegt ein Jahr zurück – läuft dennoch Gefahr, unendlich zu werden. "Dabei bräuchte es schnell ein Umdenken", sagt Hermann Mahle, Aktivist bei Attac. Es gehe nicht darum, etwas kurzfristig umzuverteilen. Es gehe darum, Fehler der Vergangenheit langfristig zu korrigieren. "Und wir werden das auch schaffen", sagt Berns.

(RP)
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