Duisburg Bronzeplastik auf den Müll geworfen

Duisburg · Die beiden Teile der Skulptur, die einst an der Berliner Brücke standen, gammeln auf einem städtischen Gelände im Freien unter Brombeergestrüpp und Laubbergen vor sich hin.

 Kunstliebhabern müssten da eigentlich die Tränen kommen, wenn sie sehen, dass die große Bronzeskulptur, die einst an der A 59 stand, zwischen Laub und Gestrüpp vergammeln.

Kunstliebhabern müssten da eigentlich die Tränen kommen, wenn sie sehen, dass die große Bronzeskulptur, die einst an der A 59 stand, zwischen Laub und Gestrüpp vergammeln.

Foto: Christoph Reichwein

Für Duisburger ist die stark befahrene Berliner Brücke im Zuge der A 59 wichtigste Nord-Süd-Verbindung innerhalb des Stadtgebietes. Jahrelang wies ein zweigeteiltes Kunstwerk auf die Namensherkunft und die historischen Geschehnisse während ihres Baus hin.

Eine getrennte Menschengruppe stand stellvertretend für das Schicksal tausender Familien, die durch den Bau der Berliner Mauer 1962 auseinandergerissen wurden. Zur Freigabe der Berliner Brücke reiste 1964 sogar Willy Brandt an, damals noch Regierender Bürgermeister unserer jetzigen Hauptstadt und bereits eine der herausragenden politischen Größen unserer Republik.

 Diese fast schon historische Ansicht zeigt, wo einer der beiden Teile der Skulptur an der A 59 stand.

Diese fast schon historische Ansicht zeigt, wo einer der beiden Teile der Skulptur an der A 59 stand.

Foto: Archiv

Brandt würde sich mit Sicherheit im Grabe umdrehen, wenn er wüsste, wie achtlos inzwischen mit der Bronzeskulptur umgegangen wird. Ihre beiden Teile gammeln auf einem städtischen Grundstück unter freiem Himmel vor sich hin, achtlos weggeworfen zwischen Unrat und Gerümpel. Wer sie in Augenschein nehmen möchte, muss sich durch Brombeergestrüpp kämpfen und verrottete Äste zur Seite räumen. Den Ort nennen wir nicht, denn Metalldiebe wüssten den Materialwert der tonnenschweren Skulptur mit Sicherheit zu schätzen.

2007 war die zweigeteilte Bronzeskulptur rechts und links am Brückenkopf kurz hinter dem Autobahnkreuz Duisburg abgebaut worden. Der Grund: Der Zahn der Zeit hatte an den Beton-Sockeln genagt, auf der die Figurengruppen an der A 59 festgeschraubt worden waren. Bei einer Überprüfung der Stelen wurden Risse und Abplatzungen am Beton festgestellt. Zudem wies die Befestigung der bronzenen Figurengruppen auf den Betonstelen, schwere Eisenscheiben, Schäden auf, die die Statik und Standfestigkeit beeinträchtigten. Die Figurengruppe wurde darum demontiert und sollte, so hieß es damals seitens der Stadt, bis zur Klärung ihres Verbleibs auf einem Betriebshof gelagert werden. Angeblich war das Kunstwerk zu diesem Zeitpunkt nicht mehr in ihrem Besitz, sondern gehörte dem Landesbetrieb Straßen NRW.

Die beiden Teile waren im November 1964 neben der Brücke aufgestellt worden. Erstellt wurden sie von der Berliner Bildhauerin Ursula Förster. Die in Bronze gegossenen Figuren sind 4,80 Meter hoch und standen auf 6,50 Meter hohen Betonstelen. Für viele Autofahrer auf der A 59 waren sie jahrelang ein Identifikationsmerkmal mit Duisburg — heute hieß es wahrscheinlich eine Landmarke — und zugleich eine ständig mahnende Erinnerung an das geteilte Deutschland. Gut zu erkennen sind nach wie vor die Beschädigungen, die der Plastik 2008 zugefügt worden waren. Über Pfingsten hatten damals Unbekannte sechs Köpfe der Bronze-Skulpturen der "Begegnung" (so der Titel des Kunstwerks) abgeschlagen und gestohlen. Die Polizei ging damals davon aus, dass die Täter in jedem Fall einen Lastwagen zum Abtransport mitgebracht hatten. Der reine Materialwert der Bronzestücke wurde auf etwa 10 000 Euro geschätzt, der Schaden an den Kunstwerken auf rund 400 000 Euro.

Die Skulpturen lagerten angeblich zunächst in einem mit Sand gefüllten offenen Holzkasten, wurde der Politik mitgeteilt. Wer sie aber später unter freien Himmel geschleppt und ins Gebüsch geworfen hat, das ist nicht bekannt. Kulturdezernent Karl Janssen hatte noch 2010 versichert, dass die Künstlerin es offenbar gerne sähe, wenn die Plastik wieder in Duisburg aufgestellt würde. Auch kündigte er an, nach Sponsoren zu suchen, die die Restaurierung und die Wiederaufstellung finanzieren könnten.

CDU-Ratsherr Elmar Klein, der von einem Bekannten erfuhr, wo die Teile der Plastik liegen, zeigt sich über deren Zustand entsetzt. "Die beiden Teile gehören wieder dorthin, wo sie mal gestanden haben, nämlich an die A 59", forderte er gestern im Gespräch mit der RP. "Und sollte das nicht mehr gehen, dann muss die Stadt nach einer geeigneten Alternative Ausschau halten. So geht man auf jeden Fall nicht mit einem Kunstwerk um."

(RP)
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