Brauerei Die Duisburger lieben ihr Köpi

Duisburg · Köpi und Duisburg gehören einfach zusammen, und das schon seit Mitte des 19. Jahrhunderts. Wir tauchen in die Geschichte der Brauerei ein - von den Anfängen bis heute, wo das Bier in mehr als 50 Ländern ausgeschenkt wird.

 Die Belegschaft der König-Brauerei im Jahre 1900 anlässlich des historischen Ausstoßes von 50.000 Hektolitern.

Die Belegschaft der König-Brauerei im Jahre 1900 anlässlich des historischen Ausstoßes von 50.000 Hektolitern.

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Bei der Polizeimeldung werden sich die Mitarbeiter der Marketingabteilung vor Freude die Hände gerieben haben: Mitte August stiegen Unbekannte in einen Getränkemarkt in Mülheim-Saarn ein und machten sich an 1000 Köpi-Flaschen zu schaffen. Getrieben waren sie nicht etwa von großem Durst. Vielmehr hatten sie es auf die Verschlüsse abgesehen - und mit ihnen auf einen der attraktiven Preise aus der aktuellen Kronkorkenaktion der Duisburger Brauerei. Etliche Nieten blieben am Tatort zurück - und Unmengen voller Flaschen.

 Dieses historische Foto zeigt den Innenhof der König-Brauerei um 1920.

Dieses historische Foto zeigt den Innenhof der König-Brauerei um 1920.

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Aber das dürfte die König-Brauerei - beziehungsweise der Bitburger Brauereigruppe, zu der das Unternehmen seit 2004 gehört - wohl ziemlich egal gewesen sein. Denn Berichte über diese bizarre Aktion schafften es in diverse internationale Medien. Sogar die seriöse englische Times griff das Thema auf. Besser, und vor allem günstiger, kann die ausgeklügeltste Werbung nicht sein.

Brauerei-Gründer Theodor König, würde er denn noch leben, hätte sicherlich einen kleinen Freudentanz aufgeführt. Sein Unternehmen war in aller Munde, ohne eigenes Dazutun - das hätte ihm sicherlich gefallen. Und vor allem in den Anfangsjahren auch sehr geholfen. Denn die waren alles andere als einfach.

 Eine Ansichtskarte der Brauerei um 1890.

Eine Ansichtskarte der Brauerei um 1890.

Foto: König-Brauerei

Es war im September 1858, als der gebürtige Münsterländer die Betriebserlaubnis für ein Brauereigebäude in Beeck bekam. Hier, an der Hauptstraße, in der "Bairischen Bierbrauerei Theodor König", wagte er etwas ganz Neues: Er braute untergäriges Bier - und das "inmitten der niederrheinischen Hochburg des obergärigen Altbieres", wie es in dem Magazin "Zeitlupe" des Kultur- und Stadthistorischen Museums zum 150-jährigen Bestehen der König-Brauerei 2008 formuliert ist. Der erste Jahresausstoß der Brauerei betrug 206 Hektoliter.

Die Menschen waren zunächst argwöhnisch, König musste wirtschaftliche Verluste in Kauf nehmen. Erst in der Hochphase der Industrialisierung ab Mitte der 1870er Jahre stieg der Umsatz, König hatte nun die Mittel, seinen handwerklichen Betrieb zu einer modernen Brauerei auszubauen. Er ließ ein Sudhaus mit Dampfkesseln bauen und leistete sich eine Maschine zur Kälte- und Eiserzeugung. Zahlreiche Pferdefuhrwerke lieferten seinen in Fässern abgefüllten Gerstensaft in die umliegenden Ortschaften aus. 1891 starb Theodor König. Der Betrieb, der mittlerweile 14.444 Hektoliter pro Jahr ausstieß, ging auf seine beiden ältesten Söhne Leo und Hermann über.

Und die Erfolgsgeschichte ging weiter: 1895 stellte das Unternehmen schon 25.274 Hektoliter her, 1904 waren es schon 59 223 Hektoliter. 1911 nahm die König-Brauerei offiziell die Produktion von König Pilsener auf. Das leichtere, spritzigere Köpi kam gut an und fand immer mehr Anhänger. Und die Erfolgsgeschichte wäre vermutlich so weitergegangen, hätte den Königs nicht der Erste Weltkrieg einen Strich durch die Rechnung gemacht. Zum Vergleich: 1918 wurden nur noch 31.000 Hektoliter produziert, die Umsätze gingen folglich drastisch zurück.

Eine wichtige Neuerung führte die nächste Generation ein: Dr. Max König (Sohn von Hermann) und Richard König (Sohn von Leo) wurden in den Vorstand berufen und machten aus der Orts- eine Versandbrauerei, wodurch sie neue Kunden im gesamten Rheinland dazugewannen. Das Resultat: 1938 verzeichnete die Brauerei einen Ausstoß von 110.000 Hektolitern.

Doch wieder war es ein Weltkrieg, der den Boom stoppte. Zahlreiche Bomben prasselten auf den Betrieb nieder, im November 1944 wurde die Brauerei fast vollständig zerstört. Aber die Königs ließen sich nicht unterkriegen. Auch diesmal kamen sie wieder auf die Beine. Schutt wurde beseitigt, Gebäude neu errichtet. Im Februar 1946 gab es dann das erste neue Bier: ein "Molkebier", ganz ohne Malz gebraut. "Richtiges" Bier gab es ab 1949 wieder, die Wirtschaftswunderjahre sorgten für den langersehnten Aufschwung. Im Jahr 1958, also zum 100-jährigen Bestehen, verzeichnete das Unternehmen einen Ausstoß von 500.000 Hektolitern.

So konnte die Produktion weiter ausgebaut und die Palette in den 60er Jahren erweitert werden. Es gab Export, Alt, Malz und Pilsener - und das in immer mehr Gaststätten deutschland- und europaweit, vor allem in den Urlaubsregionen. Denn die Duisburger wollten auf ihr Köpi natürlich auch dort nicht verzichten. 1967, als Dr. Leo König und seine Cousine Renate König die Geschäfte übernahmen, wurden eine Million Hektoliter produziert, neun Jahre später waren es bereits doppelt so viel. 1400 Mitarbeiter beschäftigte die Beecker Brauerei mittlerweile.

"In den 1980er Jahren war die König-Brauerei die größte Privatbrauerei Deutschlands, die Konzentration auf die Marke König Pilsener und das neue Produkt, das alkoholfreie Kelts, sicherten den konstanten Ausstoß", schreibt das Magazin "Zeitlupe". Dem Marketing war inzwischen eine wichtige Bedeutung zugekommen. TV-Spots, Werbeanzeigen in den Zeitungen - das Unternehmen war allgegenwärtig, als Anfang der 90er Jahre Leo Königs Tochter Doris die Geschäfte übernahm. Doris König war es auch, die den Weitblick hatte und die schon sehr bald eintretende Konzentration auf dem Biermarkt voraussah - früher als viele andere.

Sie wollte, dass das Traditionsunternehmen überlebensfähig bleibt und ging auf die Konkurrenz zu. 2001 wurde die König-Brauerei Tochtergesellschaft der Holsten-Gruppe. Diese wurde durch die dänische Braugruppe Carlsberg übernommen. So gehört König seit 2004 zur Bitburger Braugruppe. Doris König scheint vieles richtig gemacht zu haben, auch wenn das zunächst wenige verstanden. Das beliebte Köpi ist laut Unternehmenssprecher Marc Baron mittlerweile in mehr als 50 Ländern erhältlich.

(skai)
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