Nach Schüssen in Hamborn Duisburg und die Clans – eine Chronologie

Duisburg · In Duisburg sind am Mittwoch bei einer Schießerei vier Menschen verletzt worden. Es ist nicht der erste Konflikt im Rocker- und Clanmilieu, der in der Stadt eskaliert und blutig endet. Eine kleine Chronologie.

Duisburg: Vier Verletzte nach Schüssen am Hamborner Altmarkt
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Vier Verletzte nach Schüssen in Duisburg-Hamborn

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Foto: dpa/Roberto Pfeil

Im Duisburger Norden sind am Mittwochabend bei einer Auseinandersetzung im Rocker- und Clanmilieu mindestens 19 Schüsse abgegeben worden. Die Polizei vergleicht den Vorfall mit einer „Saloon-Schießerei im Wilden Westen“. Duisburgs Oberbürgermeister Sören Link sagt, „ein ganzer Stadtteil“ sei „in Angst und Schrecken versetzt“ worden.

Ein Überblick (ohne Anspruch auf Vollständigkeit) über ähnliche Vorfälle – und über Gegenmaßnahmen des Staates:

  • 15. August 2007 In der Nähe des Duisburger Hauptbahnhofs werden vor dem Restaurant „Da Bruno“ sechs Italiener im Alter zwischen 16 und 39 Jahren nach einer Geburtstagsfeier erschossen. Hintergrund ist ein seit 1991 in Süditalien schwelender Mafiakrieg zwischen konkurrierenden Clans.
  • Oktober 2009 Im Duisburger Rotlichtviertel wird ein Bandido auf der Straße von einem Hells Angel erschossen.
  • 2010 bis 2012 Nach dem sogenannten Rockerfrieden bleibt es einige Monate ruhig in Duisburg. Dann eskaliert die Gewalt wieder: Es gibt Schusswechsel, Messerstechereien und Brandanschläge.
  • 2013 In Duisburg gibt es erneut Massenschlägereien. Auch Schießereien nehmen zu: Dabei wird ein Rocker niedergeschossen, der nur durch eine Not-Operation überlebt.
  • Februar 2018 Die NRW-Landesregierung geht mit dem Projekt „Staatsanwälte vor Ort“ gezielt gegen kriminelle Clans vor. Das Modell ist in Duisburg gestartet und wurde mit der Zeit auf weitere Städte ausgeweitet. Der Grund: Einschlägige Großfamilien sind immer wieder in Delikte wie Körperverletzung, Raub, Schutzgelderpressung und Drogenkriminalität verwickelt. Um diese Familien kümmern sich zwei Staatsanwälte in Zusammenarbeit mit Polizei, Steuerfahndung, Zoll, Arbeitsagenturen und weiteren städtischen Ämtern.
  • April 2020 Das Land NRW startet ein Aussteigerprogramm für Angehörige krimineller Familienclans in Duisburg, Dortmund, Essen, Gelsenkirchen und Recklinghausen. Das bundesweit einmalige Projekt hat nach zwei Monaten bereits elf Kinder und Jugendliche aus polizeibekannten Clans aufgenommen.
  • 2021 Duisburg gehört auch im Jahr 2021 wieder zu einer der sechs Städte im Ruhrgebiet, in denen kriminelle Clans besonders aktiv waren. Insgesamt 352 Straftaten aus dem Milieu ermittelte die Polizei – neun mehr als im Vorjahr. Das ist das Ergebnis des Lagebilds Clankriminalität.
(mba)
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