Duisburg Bläck Fööss lassen Wände wackeln

Duisburg · Zum 111. "Geburtstag" der evangelischen Kirche in Hochheide brachte die Kölner Kultband ein Ständchen – vielmehr: Sie legte einen tollen Konzertauftritt hin. Das Publikum war begeistert und ging von der ersten Textzeile an mit.

Zum 111. "Geburtstag" der evangelischen Kirche in Hochheide brachte die Kölner Kultband ein Ständchen — vielmehr: Sie legte einen tollen Konzertauftritt hin. Das Publikum war begeistert und ging von der ersten Textzeile an mit.

Die Spannung steigt. Rund um die Kirche herrscht Pfarrfeststimmung. Würstchen gibt es, frische Laugenbrezeln, Sektbar und Bierstand. Da vergeht die halbe Stunde Aufbaupause wie im Flug. Und dann ist es soweit — mit "Drink doch eine mit" eröffnen die Bläck Fööss ihre Show und haben sofort alle textfesten Zuhörer auf ihrer Seite.

111 Jahre wird die evangelische Kirche in Hochheide in diesem Jahr alt. Und wer könnte diese Schnapszahl besser interpretieren als die Bläck Fööss mit ihren kölschenDialekt-Songs?

Zum Aufwärmen sind die "Hochheider Dreamboys" angekündigt, die für die nötige Stimmung sorgen sollen. Und das tun sie mit Bravour. Was zunächst so gar nicht in das Programm passen will, wird in eine völlig neue Perspektive gerückt, als sich herausstellt, dass die Dreamboys Gemeindekreisen entsprungen sind. Mit fantasievollen und originellen Kostümen und mit einer witzigen Playback-Show überzeugen sie die Zuschauer — da bleibt kein Auge trocken und kein Fuß ruhig.

25 Hexen aus der Gemeinde

Und dann erst der Auftritt der Bläck Fööss: Vom ersten Titel an stimmen die Zuhörer ein. Wie Annelie Lerch: "Ich bin nicht still, wenn einer singt." Sie und ihr Mann Dietger sind Bläck-Fööss-Fans. Wie die Bandmitglieder kommen sie gebürtig aus Düren — Exil-Kölner sozusagen. An der Musik der Bläck Fööss gefällt ihnen am meisten, dass sie Lieder aus dem Alltag singen.

Und tatsächlich nehmen die Bläck Fööss gleich reihenweise die Kölner Politiker auf die Schippe. Dabei steht das Thema U-Bahn-Bau und Einsturz des Stadtarchivs natürlich an vorderster Stelle. Aber auch Jürgen Klinsmann und der Fußball bekommen ihr Fett weg: "Es gibt ein Leben nach dem Tod" — so der Titel.

Bei "Salve Regina Katharina" — einem Lied zur Hexenverbrennung — werden die Bläck Fööss auf eigenen Wunsch von 25 "Hexen" aus der Gemeinde unterstützt.

Dass sie heute in einer Kirche auftreten, sei kein Zufall, so Erry Stoklosa von den Bläck Fööss. "Schließlich hat die Band ihre Anfänge in einer Kirchengemeinde genommen." Die war natürlich katholisch, und fast alle Bandmitglieder waren Messdiener. Damals sei die "Offene Tür", das Jugendheim an der Kirche, ihre erste Konzertbühne gewesen. Dazu passt ein Song aus ihrem neuesten Album (Jommer noh Hus — oder solle mer blieve): "Ich wör su jän ens Weihbischof". Die meist evangelischen Zuhörer verstehen es trotzdem, und begeistert schunkeln und klatschen sie mit.

Hemmungen hätten die Bläck Fööss, ihr "Büdchen" zum Verkauf ihrer CDs in der Kirche aufzubauen. "Das hat vor gut 2000 Jahren doch schon einmal Ärger gegeben", meint Erry Stoklosa und spielt damit auf die Vertreibung der Händler aus dem Tempel durch Jesus an.

Auftritt für die gute Idee

Pfarrerin Doris Kroniger hat damit keine Probleme. Für sie sei Kirche ein Versammlungsraum: "Gott lässt sich nicht an einem Ort binden." Mit dem Projekt wolle man Leute motivieren und Freude schenken. Außerdem diene es dem Gemeindeaufbau, die Gemeinschaft würde gefördert.

Mit diesen Argumenten schaffte sie es überhaupt, die Bläck Fööss für den Auftritt zu gewinnen: Die Band fand die Idee unterstützenswert und reiste an. Bühnenjubiläum feiern die Bläck Fööss im Jahr 2010. Ihren Gesichtern sieht man an, wie viel Schönes sie erlebt haben in dann 40 Jahren. Sie sind längst zu einer Legende geworden.

(RP)
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