Duisburg Bistum Münster: Zahl der Kirchenaustritte stark gestiegen

Duisburg · 10.112 Katholiken erklärten 2013 ihren Austritt - 78 Prozent mehr als im Vorjahr. Bischof Genn sieht ein Glaubwürdigkeitsproblem.

Die Zahl der Kirchenaustritte ist im Bistum Münster im Jahr 2013 stark gestiegen: 10.112 Katholiken erklärten ihren Austritt, das waren 4450 (78 Prozent) mehr als im Vorjahr. 418 Personen, die die Kirche früher einmal verlassen hatten, traten im Bistum Münster im vergangenen Jahr wieder in die katholische Kirche ein, hinzu kamen 273 Eintritte aus anderen christlichen Konfessionen.

Wie die Bischöfliche Pressestelle weiter mitteilte, sind 2013 im Bistum 13 905 Menschen durch die Taufe neu in die Kirche aufgenommen worden, 410 weniger als 2012. Die aktuelle Katholikenzahl in der Diözese lag Ende vergangenen Jahres bei 1,93 Millionen, das sind gut 15 000 weniger als ein Jahr zuvor. Münster ist hinter den Erzbistümern Köln und Freiburg nach wie vor die drittgrößte Diözese in Deutschland.

Der Bischof von Münster, Dr. Felix Genn, erklärte: "Die hohe Zahl der Kirchenaustritte ist ein alarmierendes Signal und schmerzt mich zutiefst. Wir haben als katholische Kirche in Deutschland ganz offensichtlich ein massives Glaubwürdigkeitsproblem. Sicher hängen viele Austritte auch mit der Diskussion um den Bau des Bischofshauses in Limburg und der daraus folgenden Diskussion über die Kirchenfinanzierung in Deutschland zusammen. Wir würden es uns aber zu einfach machen, wenn wir dies als alleinige Erklärung für die dramatische Entwicklung heranziehen würden." Vielmehr gelte: Jeder einzelne und insbesondere jeder, der in der Kirche Verantwortung trage, müsse sich persönlich fragen: Bin ich selbst ein glaubwürdiger Zeuge der Frohen Botschaft Jesu Christi? Spüren die Menschen nicht nur an meinen Worten, sondern vor allem auch an meinem Tun und Leben, was der Kern dieser Frohen Botschaft ist? "Die vielen Kirchenaustritte", so Genn, "sind ein deutlicher Warnschuss."

Das Bistum hat die Professoren Heribert Meffert (emeritierter Direktor des Instituts für Marketing am Marketing Centrum Münster) und Peter Kenning (Inhaber des Lehrstuhls für Marketing an der Zeppelin Universität Friedrichshafen) mit einer Analyse beauftragt. Ziel ist es unter anderem, verlässlichere Information über die Ursachen der vermehrten Kirchenaustritte und der sinkenden Zahlen etwa bei Gottesdienstbesuchern, kirchlichen Eheschließungen oder Taufen zu erhalten. Hiervon ausgehend sollen Ansatzpunkte entwickelt werden, mit welchen Maßnahmen diesen Tendenzen im Bistum Münster begegnet werden kann.

Einen starken Rückgang gab es im vergangenen Jahr im Bistum Münster auch bei den Menschen, die sonntags die Messe besuchten: Das waren 2013 nur noch 188 613 Katholiken (9,7 Prozent) - 22 875 weniger als im Vorjahr. Rückgänge gab es 2013 auch bei der Erstkommunion (2013: 17 252; 2012: 18 586) und bei den kirchlichen Trauungen (2013: 3550; 2012: 3827).

(RP)
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