Bilanz der Arbeitsagentur Gebremster Optimismus für den Duisburger Arbeitsmarkt

Duisburg · Im dritten Jahr in Folge hat sich der Arbeitsmarkt in Duisburg positiv entwickelt. Mit durchschnittlich 29.072 Arbeitslosen gab es so wenig Menschen ohne Job wie seit 1992 nicht mehr. Dennoch ist Duisburgs Arbeitsagentur-Chefin Astrid Neese für 2019 nur verhalten optimistisch.

 Astrid Neese ist Leiterin der Agentur für Arbeit Duisburg.

Astrid Neese ist Leiterin der Agentur für Arbeit Duisburg.

Foto: RP/Archiv

„Ein gutes Jahr am Duisburger Arbeitsjahr ist auch gut zu Ende gegangen“ – so lautet das Fazit von Astrid Neese. Sie nutzte am Freitag die Vorstellung der Arbeitsmarktzahlen für Dezember (siehe Box) zu einer Bilanz des vergangenen Jahres. Hier einige wesentliche Eckpunkte:

Beschäftigung: Die Zahl der sozialversicherungspflichtig beschäftigter Menschen in Duisburg lag zuletzt bei 173.688. Das sind 2,2 Prozent mehr als 2017. Das ist deutlich mehr im Vergleich zum Tiefststand 2005 mit etwas mehr als 151.000, aber auch deutlich weniger als noch 1980 mit knapp 224.000. Bei diesem Vergleich muss allerdings berücksichtigt werden, dass der Anteil der Teilzeitbeschäftigten auf rund ein Viertel gestiegen ist. 44.015 Menschen in Duisburg arbeiten demnach in Teilzeit. „Aber auch Teilzeitjobs sind eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung, und nicht jede Teilzeitarbeit ist ungewollt“, sagt Astrid Neese.

Ausbildungsmarkt: Die Ausbildungsbeteiligung der Betriebe in Duisburg sinkt. Nur jedes fünfte Unternehmen (20,4 Prozent) bildet noch aus. Das sind deutlich weniger als im Landesdurchschnitt in NRW (22,3 Prozent). Astrid Neese appelliert daher an die Arbeitgeber, es auch mit weniger qualifizierten Bewerbern zu versuchen. Schließlich biete die Agentur eine Vielzahl von unterstützenden Maßnahmen an (Berufseinstiegsbegleitung, berufsvorbereitende Bildungsmaßnahmen, assistierte Ausbildung, „Nachhilfe“ für Azubis, Langzeitpraktika oder eine Berufsausbildung in außerbetrieblichen Einrichtungen). „Gerade mit bis zu neun Monate langen Praktika haben wir schon gute Erfahrungen gemacht. Die Übergangsquoten sind gut, deshalb sollten die Unternehmen davon noch mehr Gebrauch machen“, so die Agenturchefin.

Qualifizierung und Fachkräftemangel: Während viele Arbeitslose eher gering qualifiziert sind, richten sich zwei Drittel aller Stellenangebot an Fachkräfte, aber nur 17 Prozent an Helfertätigkeiten. Bei den Arbeitslosen suchen aber 62 Prozent eine Stelle mit dem Anforderungsniveau „Helfer“, nur 31 Prozent suchen eine Fachkräftestelle. Die Arbeitsagentur bietet auch abschlussorientierte Qualifizierungen an. Schwerpunkte sind hier: Lagerwirtschaft, Fahrer, Verwaltung, Alten-, Gesundheit- und Krankenpflege sowie kaufmännische Ausbildungen.

Flüchtlinge: Mit 2242 arbeitslosen geflüchteten Menschen lag die Zahl zwar 24 Prozent über der Vorjahreszahl von 1807, allerdings fanden auch 1170 Geflüchtete im Jahr 2018 eine Beschäftigung, was einer Steigerung von 110 Prozent entspricht. „Insgesamt können geflüchtete Menschen nach Absolvierung von Sprach- und Qualifizierungskursen jetzt stärker am Arbeitsmarktgeschehen teilnehmen“, so die Wertung der Agentur.

Zeitarbeit: Immer mehr Menschen in Duisburg sind im Rahmen der „Arbeitnehmerüberlassung“ beschäftigt. 2018 waren es mit knapp 10.000 Menschen rund 5,7 Prozent aller Beschäftigten – deutlich mehr als im Landesdurchschnitt: In NRW sind es lediglich 2,9 Prozent. „Trotzdem bietet die Zeitarbeit durchaus gute Einstiegschancen für einen Dauerjob“, meint Astrid Neese.

Ausblick: Landesweit gehört der Arbeitsamtsbezirk Duisburg nach wie vor zu den Gebieten mit der höchsten Arbeitslosigkeit. Aufholen wird Duisburg gegenüber anderen Regionen wohl nicht – im Gegenteil: Nach Prognosen des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) werden in Duisburg 2019 die Beschäftigtenzahlen um 1,3 Prozent ansteigen und die Arbeitslosigkeit um weitere 3,1 Prozent zurückgehen – im Landes- und Bundesdurchschnitt liegen die Werte aber deutlich besser.

So prognostiziert das IAB ein Beschäftigungswachstum in ganz Deutschland um 1,8 und in NRW um 1,6 Prozent, der Rückgang der Arbeitslosigkeit wird für Deutschland mit 5,2 und in NRW mit 3,9 Prozent deutlich besser vorhergesagt als für unsere Stadt.

„Eine Fortsetzung der guten Entwicklung der vergangenen Jahre wird kein Selbstläufer, eine geringere Dynamik ist jedenfalls wahrscheinlich“, vermutet die Duisburger Agenturchefin. Die Gründe liegen vor allem beim vergleichsweise großen Anteil gering qualifizierter Arbeitsloser und dem nach wie vor noch nicht abgeschlossenen Strukturwandel.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort