Duisburg Bezirksregierung zieht sich zur Beratung zurück

Duisburg · Der Erörterungstermin im immissionsschutzrechtlichen Genehmigungsverfahren für die Anlage zur Verwertung von Grubengas der Firma Mingas Power im Binsheimer Feld ist gestern Nachmittag zu Ende gegangen.

"Wir werden die von den Einwendern geforderten zahlreichen Ergänzungen und Nachberechnungen sorgfaltig prüfen und an den erforderlichen Stellen Nachbesserungen einfordern und dann über die Genehmigung der Anlage entscheiden", betonte Verhandlungsleiter Lothar Nigge von der Bezirksregierung Arnsberg zum Abschluss.

"Wir werden nur dann eine positive Entscheidung treffen, wenn nachweislich alle Anforderungen erfüllt sind."

Streitpunkt: Formaldehyd

Viel diskutiert wurde gestern über das Thema Luftverschmutzung. Neben Kohlenmonoxid, Kohlendioxid, Staub, Schwefeldioxid und Stickoxiden, die unter anderem durch den Kraftwerksschornstein ausgestoßen werden, war vor allem die Formaldehyd-Konzentration ein strittiger Punkt — ein Stoff, den sowohl die Bundesanstalt für Risikobewertung als auch das Landesumweltamt jüngst als "eindeutig krebserregend" eingestuft hatten.

Dr. Wolfgang Konrad vom Mingas-Anteilseiger Evonik legte dar, dass der Wind in der Regel aus südwestlicher Richtung wehe und so die Abgase in Richtung Binsheimer Feld — also von der Wohnbebauung weg — gingen. Er legte Zahlen vor, die "eindeutig fernab jeglicher Relevanzschwellen" lägen. Die Bürgerinitiative bezweifelt, dass die von Mingas zu Grunde gelegten Wetterdaten auch wirklich eins zu eins auf das Binsheimer Feld übertragen werden können.

Streitpunkt: Bergbauschäden

Heftig diskutiert wurde auch über die Frage, ob die durch den Bergbau bedingten Erdbewegungen ein Sicherheitsrisiko für das geplante Grubengaskraftwerk darstellen. Konrad betonte, dass im Binsheimer Feld alle Bergbauaktivitäten vor zehn Jahren eingestellt worden seien und dass Bewegungen nicht mehr zu erwarten seien — und selbst wenn: Die Systeme verfügten über hohe Sicherheitsstandards und schalteten sich bei einem Störfall sofort von selbst ab.

Die Baerler reagierten entrüstet. Einer nach dem anderen berichtete von Rissen an Wohnhäusern, von schief hängenden Regenrinnen, von Gärten, die um 40 Zentimeter abgesackt seien, von verzogenen Türen, von ganzen Gebäuden, die abgerissen werden mussten. "All das ist in jüngster Zeit aufgetreten. Und Sie wollen mir sagen, dass es keine Erdbewegungen mehr gibt?", fragte eine leicht entzürnte Alexandra Erwig von der Bürgerinitiative.

Verhandlungsführer Nigge schien überrascht von den Berichten. "Das müssen wir natürlich alles genau überprüfen und mit in unsere Überlegungen einbeziehen", schloss er — zur Zufriedenheit der Projektgegner.

(RP)
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