Duisburg Besondere Momente mit Lamas

Duisburg · In Mündelheim halten Claudia Heinen und Vera Fraczewski vier Lamas und zwei Alpakas. Jedes Jahr werden die Tiere im Frühling geschoren. Das Fell wird zu Decken, Seifen und Wolle verarbeitet und für wohltätige Zwecke verkauft.

 Diesem Vierbeiner scheint die Schneideprozedur offenbar zu gefallen.

Diesem Vierbeiner scheint die Schneideprozedur offenbar zu gefallen.

Foto: RastFELD

Lilly ist es schnell zu warm. Die sechs Jahre alte Lama-Dame ist deshalb die erste, die gestern von ihrem dicken Fell befreit wird. Auf der kleinen Weide am westlichen Ende von Mündelheim lebt sie zusammen mit drei weiteren Lamas und zwei Alpakas. Gehalten werden sie von Claudia Heinen und ihrer guten Freundin Vera Fraczewski.

 Alpakaseife (links) ist durch das Keratin besonders gut für die Haut und die Zellerneuerung. Damit den Tieren nicht zu warm wird, gibt sich Claudia Heinen mit dem Schneiden besonders viel Mühe.

Alpakaseife (links) ist durch das Keratin besonders gut für die Haut und die Zellerneuerung. Damit den Tieren nicht zu warm wird, gibt sich Claudia Heinen mit dem Schneiden besonders viel Mühe.

Foto: Vincent Rastfeld

Seit fünf Jahren beschäftigen sich die beiden mit den Tieren aus der Gattung der Kamele. Claudia Heinen ist ehrenamtlich im Kinder- und Jugendhospiz tätig. Dort begleitete sie eine Gruppe Kinder das erste Mal zu der kleinen Lama-Farm.

Duisburg: Besondere Momente mit Lamas
Foto: Vincent Rastfeld

"Früher lebten hier schon mal Lamas, doch die Besitzerin ist mit ihren Tieren nach Österreich umgezogen. Ich war begeistert von dem Charakter der Tiere. Und so kam die Idee auf, die Weide zu übernehmen und selbst Lamas anzuschaffen", sagt Heinen.

"Lamas sind im Grunde genommen Fluchttiere. Für Kinder ist das eine tolle Erfahrung, denn die Tiere spiegeln ihr Verhalten exakt wieder", erklärt sie. "Um sich ihnen nähern zu können, muss man behutsam und ruhig vorgehen. Die Kinder merken das ganz schnell, und plötzlich wird selbst der größte Rabauke ganz konzentriert und leise, nur um das Lama nicht zu verschrecken und um es streicheln zu können."

Nicht ohne Grund bewirbt Heinen auf ihrer Website ihre Lamas als "Delfine der Weide". Mit ihrem Projekt "Besondere Momente" laden Fraczewski und Heinen Kinderhilfsorganisationen vom ganzen Niederrhein ein, die schwerkranken und benachteiligten Kindern helfen, und schenken ihnen einen Tag mit den friedliebenden und einfühlsamen Tieren. Finanziert wird das ganze durch den Verkauf von Produkten aus dem Lama- und Alpakafell, das beim jährlichen Scheren anfällt. Sogenannte Wooly Lamas geben circa 1,8 Kilogramm Wolle ab.

Das Alpakafell ist dichter und deswegen schwerer. Max und Moritz, die beiden Alpakas von Claudia Heinen werfen jeder gut und gerne 2,8 Kilo an Wolle ab. Mit dem Fell der Alpakas lassen die beiden Freundinnen Seifen produzieren. Alpakaseife ist durch das Keratin aus dem Fell der Tiere besonders gut für die Haut und die Zellerneuerung, erklären sie.

Als ihre Tiere noch ein- bis zwei Jahre alt waren, benutzte Heinen das Fell der Babyalpakas auch um Strickwolle herstellen zu lassen. "Das Fell von Babyalpakas ist besonders weich. Aber mittlerweile benutzen wir für unsere Produkte fair-gehandelte Babyalpakawolle aus Südamerika", erklärt Heinen. "Uns ist es besonders wichtig, eine gute Qualität für den Preis zu bieten. Schließlich möchten wir mit dem Erlös aus unseren Produkten so vielen Kindern wie möglich einen Tag mit unseren Tieren schenken." Neben den Seifen und der Wolle, wird das Alpakafell auch für Bettdecken benutzt. Alpakafell werde auch "Das Vlies der Götter" genannt, da es hervorragende wärmeausgleichende Eigenschaften besitzt und zu dem antibakteriell und selbstreinigend ist, erklärt Heinen. Das sei besonders gut für Allergiker und Rheumapatienten.

Das Lamafell wird zu Strickwolle verarbeitet. Da es, genauso wie das Alpakafell, hohle Fasern besitzt, ist es atmungsaktiv und gleichzeitig wasserundurchlässig. Generell besitzt sowohl Lama- als auch Alpakafell kein Wollfett, dadurch entwickelt es, anders als Schaffell keinen Eigengeruch.

Neben den Produkten aus Lamafell, kann man auch eine einjährige Patenschaft für die Tiere übernehmen. Für alle Paten gibt es jedes Jahr ein kleines Fest und ein "Meet & Greet" mit ihren tierischen Patenkindern. Im Juni veranstalten Heinen und Fraczewski einen irischen Abend auf ihrer Weide mit Folkmusik von der Gruppe "Fine tune" und Harald Jüngst, dem bekannten Musiker und Erzähler irischer Geschichten und Märchen. Die wenigen Karten, die noch übrig sind, gibt es nur im Vorverkauf. Alle Infos dazu und zu allen Lama- und Alpakaprodukten gibt es im Internet unter www.lama-mia-duisburg.de

Lilly, die Lamadame steht ganz entspannt neben Claudia Heinen und Vera Fraczewski und lässt das Scheren über sich ergehen. So entspannt wie sie ist allerdings nicht jeder von ihren Mitbewohnern. "Natürlich bedeutet das Scheren für die Tiere einen gewissen Stress, aber letztendlich ist es wichtig, unsere Lamas und Alpakas von ihrem dichten Fell zu befreien, da sie sonst, wenn es warm wird, einen Hitzeschlag erleiden könnten", erklärt Heinen.

(RP)
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