Duisburg Bei Currywurst ging es um Schulthemen

Duisburg · Der Caritasverband brachte in Hochfeld Bürger und Politiker zum Gespräch zusammen. Wichtigste Thema war die Versorgung mit Schulplätzen.

 Oben: Stellten sich den Fragen der Bürger (von links): Dr. Birgit Beisheim (Grüne), Bärbel Bas (SPD), Petra Vogt (CDU, (4. von links), der Duisburger Bildungsdezernent Thomas Krützberg und FDP-Politiker Oliver Alefs. Lisa von der Caritas (unten links) sorgte für die Currywurst, die sich die Besucher gerne schmecken ließen.

Oben: Stellten sich den Fragen der Bürger (von links): Dr. Birgit Beisheim (Grüne), Bärbel Bas (SPD), Petra Vogt (CDU, (4. von links), der Duisburger Bildungsdezernent Thomas Krützberg und FDP-Politiker Oliver Alefs. Lisa von der Caritas (unten links) sorgte für die Currywurst, die sich die Besucher gerne schmecken ließen.

Foto: Bistum Essen

Bei Currywurst und vegetarischen Snacks hatten die Duisburger in Hochfeld einen direkten Draht zu den Politikern ihrer Stadt. Unter dem Motto "Auf 'ne Currywurst mit der Caritas" hatte der Sozialverband Bürger und Politiker ins Sozialzentrum St. Peter an den Wurstwagen eingeladen, um in lockerem Umfeld über Sorgen und Wünsche rund um das Thema "Bildung" ins Gespräch zu kommen. Für viele Migranten ging es darum, überhaupt einen Schulplatz zu bekommen, für deutschstämmige Besucher eher um das Abitur. Bildungsdezernent Krützberg muss im kommenden Schuljahr 900 zusätzliche Schüler überwiegend aus Osteuropa unterbringen.

Bezeichnend für den Stadtteil Hochfeld ist, dass viele der Menschen, die im Erdgeschoss des Sozialzentrums auf die Lebensmittelausgabe der "Tafel" warteten, sich zunächst nicht herauf trauten zu den Politikern und an die Currywurst-Tische. "Das liegt daran, dass viele Menschen, die zur Tafel kommen, weder mit unserer Sprache noch mit unseren Strukturen vertraut sind", erklärte Schwester Martina Paul, Leiterin des Sozialzentrums St. Peter, und lud die Besucher der Tafel deshalb einzeln ein, sich die ungewohnte Veranstaltung zu Themen der NRW-Landtagswahl aus der Nähe anzusehen. Etliche ließen sich anlocken, und einige Mutige nutzten sogar die Gelegenheit, den Politikern von ihrer persönlichen Misere zu berichten.

Zum Beispiel die 16-jährige Elena Andonova: Im Dezember ist sie mit ihrer Familie aus Mazedonien nach Deutschland eingereist und wartet - wie sie auf Englisch berichtete - ebenso wie ihre achtjährige Schwester noch auf die Zuteilung eines Schulplatzes. Bis die beiden in der Schule untergebracht sein werden, geht Elena einmal wöchentlich zum Deutschkurs ins Sozialzentrum St. Peter.

Cesare Kadarar (34) aus Rumänien ist da schon einige Schritte weiter. Seit 2008 ist die Familie in Deutschland. Die zehnjährigen Zwillinge gehen allerdings erst in die zweite, die sechsjährige Schwester in die erste Grundschulklasse, der vierjährige Bruder wartet auf einen Kita-Platz. Kadarar sagte, er sei zufrieden: Er arbeite auf dem Bau, die Kinder lernten gut, die Wohnung sei in Ordnung, es fehlten nur Möbel. Zur Currywurst der Caritas ließ er sich gern einladen: Ein Mittagessen für die ganze Familie. Die anwesenden Duisburger Politiker nahmen sich ausgiebig Zeit zum Reden und Zuhören: Bärbel Bas, SPD-Bundestagsabgeordnete, sowie Dr. Birgit Beisheim von den Grünen, FDP-Politiker Oliver Alefs und Petra Vogt (CDU), die derzeit alle für den Landtag kandidieren. Die drängendsten Fragen musste jedoch der Duisburger Bildungsdezernent Thomas Krützberg beantworten. Im kommenden Schuljahr muss er für 450 Grundschüler plus 450 Sekundarschüler neue Schulplätze schaffen. Die meisten der Unterzubringenden stammen aus Südosteuropa.

Im Moment sieht Krützberg keine andere Übergangslösung, als Container als Klassenraum-Ersatz aufzustellen. Auch Lehrer zu finden sei nicht einfach. Bei der jüngsten Stellenausschreibung seien von 182 Stellen fast 100 unbesetzt geblieben. "Duisburg hat keinen guten Ruf", weiß Krützberg, setzt aber dagegen: "Wenn Referendare erst einmal den Duisburger Norden kennengelernt haben, bleiben sie meist auch als Lehrer dort."

Als Unterstützung für die Lehrer wünscht sich der Bildungsdezernent an den Grundschulen multiprofessionelle Teams aus Sozialarbeitern, Erziehern, Kinderpflegern und Erlebnispädagogen, zeitweise ergänzt durch bulgarisch- oder rumänischsprachige Übersetzer. An drei Schulen in Marxloh werde dieses Projekt soeben erprobt.

Als die Currywurst zur Neige ging und der Platz sich leerte, zeigte Claudia Weiß, Pressesprecherin der Caritas Duisburg, sich zufrieden: "Ich freue mich, dass wir mit dieser Aktion das hiesige Publikum ansprechen konnten zum Essen und auch zum Mitdiskutieren, sofern die Sprachkenntnisse reichten."

(RP)
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