Innenansichten: Duisburgs Polizei Begegnungen auch auf internationaler Ebene

Duisburg · Die Duisburger Wasserschutzpolizisten sind so etwas wie die "Schutzmänner" auf den Kanälen und auf dem Rhein.

 Wolfram Elsner und Thomas Worringer (v.l.) stehen in Duisburg an der Spitze der Wasserschutzpolizei. An Bord der vier Polizeiboote gehen sie allerdings eher selten, denn im Berufsalltag sind sie Landratten.

Wolfram Elsner und Thomas Worringer (v.l.) stehen in Duisburg an der Spitze der Wasserschutzpolizei. An Bord der vier Polizeiboote gehen sie allerdings eher selten, denn im Berufsalltag sind sie Landratten.

Foto: Christoph Reichwein

Der Wind der großen weiten Welt weht dort, wo Wasser ist, wo Möwen kreischen und dicke Pötte aus aller Welt dahin gleiten - also in Duisburg! Wir Landraten werden vermutlich die Internationalität unserer Stadt niemals so erleben wie diejenigen auf den Schiffen. Thomas Worringer hat schon sehr viel Weite-Welt-Duft eingeatmet. Seit wenigen Tagen ist der Erste Polizeihauptkommissar neuer Leiter der Duisburger Wasserschutzpolizei. Er hat dafür seine Dozententätigkeit an der Schule der Wasserschutzpolizei in Hamburg aufgegeben und dafür einen Arbeitsplatz im größten europäischen Binnenhafen bekommen, der zudem noch nah an seinem Heimatort Köln liegt. Er ist Chef einer Dienststelle mit 40 Mitarbeitern und - was mindestens ebenso wichtig ist - mit vier Dienstbooten.

Sein Arbeitsplatz zu Land liegt in Ruhrort am Vinckeufer, der zu Wasser dümpelt ein paar Treppenstufen tiefer vertäut im Vinckekanal. Ebenso wie für Worringer scheint auch für seinen Kollegen, Polizeidirektor Wolfram Elsner, die Wasserschutzpolizei eher Berufung als Beruf zu sein. Die beiden Führungskräfte schätzen die eigenständige Arbeit und die Internationalität in ihrem Revier. Anders als auf der Straße, wo die Polizei in der Regel auf Ereignisse und Anlässe reagiert, setzt die Wasserschutzpolizei mehr auf Eigeninitiative. Ständig auf dem Rhein und den Kanälen unterwegs sind deren Beamte aufmerksame Beobachter, um "Ereignisse" zu verhindern. Das können Umweltvergehen sein oder eine falsche Beladung oder unvollständige Ladepapiere. Sicherheitskontrollen auf Küstenmotorschiffen sind Tagesgeschäft, ebenso Kontrollen der Besatzung. Wer am Ruder steht, muss eben eine andere Befähigung haben als der in der Kombüse, einfach mal den Arbeitsplatz tauschen, das funktioniert nicht.

Das Einsatzgebiet auf dem Rhein reicht tagsüber von der Stadtgrenze bei Wittlaer bis Götteswickerhamm. Im Nachtdienst übernehmen die Duisburger auch die Arbeit der beiden dann geschlossenen Wachen in Düsseldorf und Wesel.

Überwacht werden von der Wasserschutzpolizei Nordrhein-Westfalen neben dem Rhein auch die Schifffahrt auf dem Rhein-Herne-Kanal, dem Mittellandkanal, dem Datteln-Hamm-Kanal, dem Wesel-Datteln-Kanal und dem Dortmund-Ems-Kanal. Der "Duft der weiten Welt", der weht aber vor allem auf dem großen Strom. Rund 200 000 Schiffsbewegungen gibt es hier pro Jahr. Und im größten Binnenhafen Europas werden rund 123 Millionen Tonnen Güter Jahr für Jahr umgeschlagen. Die Schiffsführer kommen aus fast allen europäischen Ländern - und sprechen nicht immer Deutsch. "Aber wir wissen uns jederzeit zu verständigen", sagt Worringer.

Amtssprachen auf dem Rhein sind übrigens Französisch, Deutsch und Niederländisch. Wer hier das Rheinpatent haben will, der muss als Schiffsführer einen deutschen Mustertext vorlesen und verstehen können - theoretisch. Und er muss den Strom bestens kennen.

Denn der Rhein ist gefährlich - nicht nur an der legendären Loreley. Wer die Untiefen und Strudel unterschätzt, wer die Strömungsgeschwindigkeit nicht korrekt beachtet, wer von dem starken Schiffsaufkommen überfordert ist - der wird schnell zum Unfall-Schipper. Kollisionen sind zum Glück selten, enden aber meist mit einer hohen Schadenssumme.

Berufschiffer gehen nach den Erfahrungen von Worringer und Elsner in der Regel mit ihren Schiffen äußerst achtsam um, denn sie sind ihr Kapital. Und sie kennen ihr Revier und die Mitarbeiter der Wasserschutzpolizei bestens. Weil man sich immer wieder begegnet, sind die Kontakte manchmal fast schon freundschaftlich, aber immer mit gegenseitigem Respekt. "Wir reden auf Augenhöhe miteinander, das sorgt für gegenseitige Akzeptanz", sagt Elsner.

Wasserschutzpolizisten müssen technisch bewandert sein, sich im Maschinenraum eines Schiffes zurechtfinden und wissen, wie eine Mannschaft an Bord "tickt". Die Schiffer wiederum erkennen an, dass auch ein noch so guter Kontakt zur Polizei sie nicht vor berechtigten Strafen bewahrt. Fürs Zuschnellfahren auf den Kanälen beispielsweise, "da messen wir mit Lasern", so Worringer. Denn hohe Geschwindigkeiten verursachen hohe Wellen und damit große Schäden am Ufer. Strafen gibt es auch bei Umweltvergehen und für Alkohol am Steuer. Erlaubt sind allerdings bis zu 1,6 Promille - so lange nichts passiert. Das aber werden die Berufsschiffer schon aus eigenem Interesse tunlichst vermeiden. Denn an ihrem Schiff hängt ihre Existenz.

Die beiden Polizeibeamten Worringer und Elsner verbringen zwar den größten Teil ihrer Arbeitszeit an Land, doch in der Freizeit zieht es auch sie ans Wasser, Worringer zum Segeln, Elsner zum Angeln.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort