Duisburg Beckett-Abend: Clown mit Tod im Nacken

Duisburg · "Das letzte Band" ("Krapp's Last Tape") ist das meistgespielte Theaterstück von Samuel Beckett, denn es hat nur einen Akt und verlangt nur einen Darsteller, bringt außerdem existenzielle Fragen auf den Punkt. Krapp hat, wie andere Tagebuch schreiben, seine Erinnerungen auf Band gesprochen.

 Michael Altmann hat mit der Darstellung des Krapp seine Paraderolle gefunden.

Michael Altmann hat mit der Darstellung des Krapp seine Paraderolle gefunden.

Foto: sascha kreklau

Jetzt sitzt der alte Mann in seiner trostlosen Bude und hört sich an, was er vor 30 Jahren festgehalten hat: den Tod seiner Mutter, die Liebesszene auf einem Boot. Er lauscht seiner eigenen jungen Stimme, als einziger Verbindung zum gelebten Leben und konfrontiert sich mit seinen Entscheidungen. Michael Altmanns Darstellung des Krapp in der Regie von Gabriele Jakobi hatte Ende der 80er Jahre am Düsseldorfer Schauspielhaus ihre umjubelte Premiere. 1992 ging Altmann wie ein alter Barde mit dem Stück auf eine Wanderung, die ihn auf dem europäischen Wanderweg von Flensburg bis nach Genua führte. Nach Preisen auf internationalen Monodramafestivals nahm Altmann den Abend 2011 für das Theater Duisburg wieder auf, jetzt ist er wieder im Foyer III unterm Dach des Theaters zu erleben. Michael Altmann gibt den Krapp als betont alten Mann, als alten Zausel, dem zeitweise der Sabber aus dem Mund läuft. Als brüllend aufbegehrend gegen den eigenen Verfall, vor allem gegen die eigene Vergesslichkeit. Vor allem aber als bitteren Clown mit dem Tod im Nacken, der allen Ernstes auf einer Bananenschale ausrutscht.

Das trifft sehr gut den Kern des Textes, der darauf abzielt, ob wir Menschen am Ende unseres Lebens damit zufrieden sein können. Auch wenn in dieser Fassung ein wesentlicher Gedanke Becketts etwas zu kurz kommt, nämlich dass Krapp sich vor 30 Jahren gegen die Liebe und für den Beruf (den kurzfristigen künstlerischen Erfolg) entschieden hatte.

Die weiteren Vorstellungen sind am 6. Dezember sowie am 8. Januar und 5. Februar, jeweils um 20 Uhr. Karten unter 0203 / 3009-100.

(hod)
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