Duisburg nach der Loveparade-Katastrophe Baudezernent stellt Machtfrage im Rathaus

Duisburg nach der Loveparade-Katastrophe · Zwei Wochen nach der Katastrophe entwickelt sich im Duisburger Rathaus ein offener Machtkampf: Der Duisburger Baudezernent Jürgen Dressler erhebt in einem internen Brief an seine Mitarbeiter massive Vorwürfe gegen Oberbürgermeister Adolf Sauerland (CDU). Dressler spricht unter anderem von einem "untauglichen Krisenmanagement der Verwaltungsführung".

Loveparade: Planer und Kritiker
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In dem Brief, der unserer Redaktion vorliegt, schreibt der Spitzenbeamte: "Gleichzeitig sehe ich jedoch nicht, dass derzeit von einer geordneten Verwaltungsführung ausgegangen werden kann." Auch sei in der Duisburger Verwaltung "eine klare Strategie zur Behebung der Krise nach dem Unglück nicht erkennbar".

Die Verwaltung handele derzeit "ohne Ermächtigung und Vorgaben". Außerdem spricht Dressler von einem "untauglichen Krisenmanagement der Veranstaltungsführung". Als Baudezernent der Stadt Duisburg war Dressler wesentlich an der Vorbereitung der Loveparade beteiligt, auf der vor zwei Wochen 21 Menschen tödlich verletzt wurden.

Und bundesweit geht die Debatte weiter

Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) geht nach der Loveparade-Katastrophe davon aus, dass Sauerland nicht im Amt bleiben wird. Es gehe lediglich noch um die Art des Rücktritts. Es stelle sich für ihn überhaupt nicht die Frage, ob Sauerland im Amt bleibe, sondern unter welchen Voraussetzungen er dieses Amt aufgeben werden müsse, völlig unabhängig von der Frage, ob er sich eine persönliche Schuld an den stattgefunden Ereignissen zurechnen lassen müsse, sagte Lammert dem "Westdeutschen Rundfunk".

Lammert kritisierte, es gebe in diesem Fall eine "vorschnelle und unfaire Neigung", die Verantwortlichen oder den Verantwortlichen für das Ereignis zu identifizieren. Der CDU-Politiker betonte zudem, dass die Verdienste Sauerlands für seine Stadt und die Region "natürlich ungleich größer sind als irgendjemand in diesen Tagen wahrzunehmen bereit und vielleicht auch in der Lage ist".

Letzte Verletzte aus Krankenhaus entlassen

Fast zwei Wochen nach der Massenpanik mit 21 Toten und mehr als 500 Verletzten sollte die letzte Patientin aus dem Krankenhaus entlassen werden. "Die 23-Jährige Frau wird im Laufe des Tages entlassen werden", sagte ein Sprecher der Duisburger Polizei. Unterdessen weist der Veranstalter der Loveparade, Lopavent, weiterhin Vorwürfe von sich, für die Massenpanik verantwortlich zu sein.

Es sei nicht richtig, dass die eingesetzten Ordner keinen Funk gehabt hätten, äußerte sich der Veranstalter in einem Statement. "Unsere Ordner sind mit Bündelfunk ausgestattet gewesen, wir hatten insgesamt 294 Handfunkgeräte im Einsatz. Die gesamte Kommunikationstechnik wurde von einem der weltweit führenden Unternehmen für Funkkommunikation gestellt", hieß es weiter. Die Funktionsfähigkeit des Bündelfunk-Systems sei durchgängig gegeben gewesen.

Auch sind Behauptungen, dass es zu wenige Ordner im Einlassbereich gab, laut Lopavent falsch. "Im Einlassbereich der Loveparade standen am Veranstaltungstag mehr Ordner bereit als im Planungskonzept festgeschrieben. Im genehmigten Planungskonzept waren circa 100 Ordner für den Einlassbereich vorgesehen", hieß es in dem Statement des Veranstalters. Bei der Loveparade seien jedoch 148 Ordner im Einlassbereich im Einsatz gewesen. "Dies können wir dank eines elektronischen Check-in-Systems lückenlos dokumentieren", versicherte Lopavent.

Mitgliederzahl bei McFit nahezu unverändert

Die Fitnesskette McFit des Loveparade-Organisators Rainer Schaller verzeichnet nach eigenen Angaben durch die Massenpanik keine vermehrten Mitgliederaustritte. Das sagte ein Sprecher des Unternehmens auf DAPD-Anfrage. Allerdings verwies McFit darauf, dass "aussagekräftige Zahlen erst über einen längeren Zeitraum" erhoben werden könnten. Das Unternehmen erhält eigenen Angaben sehr viele Reaktionen und Rückmeldungen von den rund 2.500 Mitarbeitern aus den einzelnen Fitnessstudios.

McFit kommuniziere seine Betroffenheit und Anteilnahme gegenüber der Loveparade-Opfer über seinen Internetauftritt, dem internen TV-Sender und über das Mitglieder-Magazin. McFit hat eigenen Angaben zufolge derzeit 925.000 Mitglieder in insgesamt 130 Studios in Deutschland, Österreich und Spanien.

(apd/RP/csi)
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