Duisburg Barrierefreiheit in Duisburg ausbaufähig

Duisburg · Die Stadt bemüht sich, die Barrierefreiheit in sämtlichen Bereichen weiter auszubauen. Doch in den Außenbezirken Duisburgs hakt es noch. Barrieren können aber nicht nur hohe Bordsteinkanten sein.

 Die Theaterkasse hat inzwischen auch einen barrierefreien Eingangsbereich bekommen.

Die Theaterkasse hat inzwischen auch einen barrierefreien Eingangsbereich bekommen.

Foto: uwe köppen

Das Theaterkasse verfügt nun seit einigen Tagen über einen barrierefreien Zugang - eine neue Rampenanlage wurde durch das IMD gebaut. Im Zeitalter der Inklusion wird das Thema Barrierefreiheit zunehmend wichtiger. Gerade Busse und Bahnen sowie Haltestellen stellen ein Problem für Menschen mit Behinderung dar. Längst sind noch nicht alle Haltestellen ausgebaut. Gerade in den Randbezirken sei noch viel zu tun, sagt Anette Käbe, Geschäftsführerin des Vereins für Menschen mit Körper- und Mehrfachbehinderung Duisburg (VKM).

Die Stadt Duisburg teilt auf Anfrage mit: "In Duisburg ist das Thema Barrierefreiheit bei jeder Planungs- und Baumaßnahme bereits seit vielen Jahren obligatorisch, unabhängig über welche Verkehrsanlage wir reden (Straßen, Plätze, ÖPNV-Haltestellen Bus und Bahn, Aufzüge an Stadtbahnhaltestellen, Lichtsignalanlagen, etc.)." Aktuelles Ausbaubeispiel für barrierefreie Plätze sei der Portsmouthplatz zwischen Hauptbahnhof und Mercatorstraße. Die Planungsregelwerke und auch die gesetzlichen Regelungen - wie z.B. der barrierefreie Ausbau von ÖPNV-Haltestellen - geben entsprechende Vorgaben zum barrierefreien Ausbau.

Im ÖPNV sieht es so aus, dass die DVG insgesamt 579 Bushaltestellen unterhält. 26 Prozent der Haltestellen sind zum aktuellen Zeitpunkt barrierefrei, teilt eine Sprecherin der DVG auf Anfrage mit. Bei den Bussen sei wichtig zu sagen, so die Sprecherin, dass sie beim Halt an der Haltestelle alle abgesenkt werden können und eine Klapprampe haben. Die Rampe ermögliche einen wesentlich einfacheren Ein- und Ausstieg. Die DVG hat 110 eigene Busse in ihrem Fuhrpark und rund 60 Unternehmerfahrzeuge, die fast alle eine Rampe besitzen.

Bei den Straßenbahnen ist die Anzahl der behindertenfreundlichen Haltestellen bereits höher. Auf der Linie 901 sind 55 Prozent (das entspricht 37 Haltestellen) barrierefrei und auf der Linie 903 63 Prozent (das entspricht 57 Haltestellen). Der Ausbau weiterer barrierefreier Haltestellen sei bereits geplant. Derzeit werde ein umfangreiches Konzept erstellt. Bei den Stadtbahnen (Linie U79) sind derzeit 26 von 40 Haltestellen barrierefrei, das entspricht 65 Prozent. Zum Vergleich: In Essen beträgt die Barrierefreiheit bei Straßenbahnen 68 Prozent. 85 Prozent der U-Bahnhöfe sind dort barrierefrei erreichbar. Von mehr als 600 Bushaltestellen sind ca. 23 Prozent barrierefrei. Die DVG wird ab 2021 sukzessive neue Niederflurfahrzeuge einsetzen, die breiter sind und damit den Abstand zwischen Fahrzeug und Bahnsteigkante verkürzen. Ab spätestens 2024 sollen dann alle neuen Fahrzeuge auf den Linien 901 und 903 unterwegs sein. Das entspricht auch den Wünschen von Anette Käbe. Oft - ob in Fahrzeugen oder Gebäuden, scheitere es für Menschen mit Behinderungen schon allein daran, dass Türen nicht breit genug sind.

"Viele Gebäude, auch Schulen, sind überhaupt nicht darauf ausgelegt, dass eingeschränkte Menschen sie nutzen können. Dabei bedeutet Barrierefreiheit einen Komfort für alle Menschen. Jeder fühlt sich wohler, wenn er mehr Platz hat", sagt sie. Es müsse ihrer Meinung nach ein Umdenken stattfinden. Weg von dem Gedanken, was man tun könne, damit sich Behinderte wohl fühlen, hin zu dem Gedanken, dass alle davon profitieren. Sie wünscht sich, dass auch in den Außenbezirken vermehrt auf behindertengerechte Nutzbarkeit geachtet werde. "Oft höre ich von Kollegen, die sich fragen, ob Duisburg bloß aus der Innenstadt besteht."

Die DVG wird bis 2022 nicht alle Haltestellen barrierefrei ausgebaut haben. Dies kann zum einen an Fördergeldern liegen, zum anderen aber auch an infrastrukturellen Gegebenheiten, die einen barrierefreien Ausbau nicht zulassen. Allerdings gibt es für eingeschränkte Fahrgäste noch das Angebot eines Begleitservices.

Roselyne Rogg, Geschäftsführerin der Werkstatt für Behinderte, macht gegenüber der RP darauf aufmerksam, dass nicht nur hohe Bordsteinkanten oder hohe Stufen beim Einsteigen in Straßenbahnen und Bussen Barrieren sein können. Es gebe auch Barrieren, die einigen Menschen die Teilnahme am normalen Leben erschweren. Roselyne Rogg erzählte von einem persönlichen Urlaubserlebnis: Auf einem Marktplatz in Frankreich habe sie bei einem Händler eingekauft, der seine Kunden bat, für ihn das Wechselgeld auszurechnen, weil er selber nicht rechnen könne. "Der Mann versteht was von der Ware, er kann sich mit Kunden unterhalten, er kann nur nicht rechnen; trotzdem kann er als Händler auf einem Markt arbeiten, wenn man ihn ein wenig unterstützt."

Wenn so etwas oder Ähnliches in einer Gesellschaft möglich sei, dann sei man dem Ziel "Barrierefreiheit" ein ganzes Stück nähergekommen, sagt Roselyne Rogg. Duisburg sei im Übrigen in Bezug auf Barrierefreiheit eine Stadt, die vielleicht sogar etwas besser als der Durchschnitt sei. "Das ist auch ein Verdienst unserer Werkstatt für Behinderte", so Rosalyne Rogg.

(RP)
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