Duisburg Baerler Gemeinde hat viele neue Ideen

Duisburg · Die Gemeinde hatte zu einer ersten Open Space Konferenz eingeladen. Dort konnten alle ihre Vorstellungen vom künftigen Gemeindeleben einbringen. Nun haben sich zahlreiche Arbeitsgruppen gebildet.

Etwas gemeinsam auf die Beine stellen für die Dorfgemeinschaft. Mit diesem vagen Aufruf zur ersten Open Space Konferenz unter dem Motto "Kirche im Dorf" weckte die Evangelische Kirchengemeinde Baerl die Neugier der Einwohner, Vereine, der Händler und Politiker des Ortes. Etwa 90 beherzte Bürger folgten diesem Ruf und trafen sich am Samstag in den Räumen der Gemeinde.

"Für mich erfüllt sich damit ein Traum, so viele Menschen — bekannte und noch unbekannte Gesichter — heute hier zu sehen", freute sich Pfarrer Andreas Klumb bei seinem Willkommensgruß. Gemeinsam mit Presbyter Günter Müller entwickelte er die Idee zu dieser Konferenz in ihrer Gemeinde. Außerhalb dieser haben beide schon positive Erfahrungen mit dieser Methode gesammelt. Angelehnt ist sie an ein amerikanisches Modell, das es ermöglicht, einen "offenen Raum" für die Bürger und ihre ganz individuellen Anliegen, Probleme und Ideen zu schaffen.

Was kann, soll und muss die Krichegemeinde tun?

Ebenso amerikanisch eröffnete Moderator Marcus Bernhardt die Konferenz: "Fragt nicht, was eure Kirchengemeinde für euch tun kann — fragt, was ihr für eure Kirchengemeinde tun könnt." Und das war, ihr überhaupt erst einmal zu erzählen, was die Kirchengemeinde in ihren Augen denn alles könnte, sollte und müsste. "Alle Ideen und Anregungen werden mitgenommen", versicherte Bernhardt, "das Presbyterium wird sich damit beschäftigen".

Angehalten, sich gedanklich nicht zu beschränken, trugen die Bürger in einem großen Sitzkreis ihre Anliegen vor. Eine Bürgerin ahnte so etwas bereits, war gut vorbereitet und machte den Anfang: Sie wünschte sich eine bessere Abstimmung innerhalb der Gemeinde; außerdem auch Veranstaltungen für Demenzkranke. Ein anderer Bürger schlug die Nutzung der kirchlichen Räume für Vereine vor, weil es daran in Baerl mangele. Er regte ebenfalls dazu an, ältere Menschen aus der häuslichen Isolation zu holen und mit ihnen aktiv zu werden. Eine Bürgerin bot sich gleichzeitig als Unterhalterin für Senioren an.

Der nächste machte sich dafür stark, die Kirche ins digitale Zeitalter zu holen. Die Kirche bräuchte eine Internetpräsenz samt Kontaktmöglichkeiten,damit die Gläubigen mit ihr — "auf andere Weise als im Gottesdienst" — kommunizieren könnten. Dies deckte sich gleichzeitig mit dem Wunsch nach einer Plattform, auf der die Bürger ihre Kräfte zur Verfügung stellen oder Projekte finden könnten, für die sie sich engagieren könnten. Ein Mitglied des Bürgervereins möchte bessere Rahmenbedingungen schaffen, um Zugezogene zu integrieren. Dasselbe wollen weitere für die Jugend erreichen. Public Viewing böte sich dazu an, oder Sommerfeste.

Insgesamt wollen die Bürger mehr Menschen über alle Generationen hinweg in Vereinen und in der Gemeinde willkommen heißen. Auch eine Partnerschaft zwischen dieser und einer Gemeinde in Südengland wurde vorgeschlagen. Pfarrer Klumb steuerte selbst auch eine Gruppe bei: das Fundraising. Damit diese wie auch die übrigen Projekte der Kirche umgesetzt und auf Dauer erhalten werden können. Das Geld sei in Baerl vorhanden, es befände sich nur noch in den Portemonnaies der Bürger.

Der wichtigste Wunsch: mehr Gemeinschaft und Kommunikation

Für jede der vielen verschiedenen Themen, die doch allesamt den Wunsch nach mehr Gemeinschaft und Kommunikation zwischen Jung und Alt, Schwächeren und Stärkeren, Alteingesessenen und Fremden ausdrückten, wurden Arbeitsgruppen gegeründet. Diejenigen, die das Thema vorgeschlagen hatte, übernahmen die Leitung der Gruppen. In regen Gesprächen untereinander schlossen sich alle Teilnehmer ganz nach ihren persönlichen Interessen und Bestrebungen den Gruppen an und arbeiteten wechselweise in verschiedenen Arbeitsphasen an den Umsetzungsmöglichkeiten der Vorschläge.

Gearbeitet wurde ganz nach dem Gesetz der Füße: Dieses Gesetz besagt, dass ein Teilnehmer in eine andere Gruppe wechseln kann, wenn er der ersten Gruppe nichts mehr beizutragen hat. Dynamisch und begeistert machten sich die verschiedenen Gruppen an die Arbeit. Für jedes Projekt konnte ein Ansprechpartner gefunden werden, der es über diesen Tag hinaus begleitet.

"Es ist ein Feuer hervorgegangen, das nicht wieder verlöschen darf", sagt Klumb sehr zufrieden. Was Pfarrer Andreas Klumb und Presbyter Günter Müller besonders am Herzen lag, haben sie erreicht: die Teilnehmer haben sich untereinander vernetzt, das Ergebnis ist eine stärkere Gemeinschaft. "So wünscht man sich eine Kirchengemeinde", waren Klumbs Worte.

(RP)
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