Duisburg Baerl fest in der Hand der Schützen

Duisburg · Ganz Baerl war am Sonntagnachmittag auf den Beinen. Denn den Umzug der Bürger-Schützengesellschaft, der nur alle drei Jahre stattfindet, wollte sich niemand entgehen lassen. Die Sappeure hatten wieder jede Menge Arbeit mit den Hindernissen, die die Baerler aufgebaut hatten.

 König Frederik Engeln und seine Lebensgefährtin Christine Schwarz sowie Adjutant Heinz Hoffmann und Sabine Schauenberg hatten in ihrer weißen Pferdekutsche nur selten freie Fahrt.

König Frederik Engeln und seine Lebensgefährtin Christine Schwarz sowie Adjutant Heinz Hoffmann und Sabine Schauenberg hatten in ihrer weißen Pferdekutsche nur selten freie Fahrt.

Foto: Andreas Probst

Baerl Ganz Baerl erstrahlte am Sonntag in grün-weiß: kein Haus, das nicht anlässlich des im Drei-Jahres-Rhythmus stattfindenden Schützenumzuges mit Wimpeln oder Fahnen geschmückt worden war. Bei strahlendem Sonnenschein verfolgten hunderte Zuschauer das Schützenfest. Die meisten auswärtigen Besucher waren mit Fahrrädern angereist, die zeitweise sogar besser den Weg der Pferdekutsche des Schützenkönigs blockierten als die raffinierten Hindernisse der Nachbarschaften.

Liebevoll hatten die Anwohner der Zugstrecke wieder Blockaden ersonnen, die die Leibgarde des Königspaares, die so genannten Sappeure, aus dem Weg räumen mussten. Den Anfang machte die Burg von André Steinschen und Thomas Grontzki auf der Hubertusstraße. An den gut zweieinhalb Meter hohen Türmen waren dann auch die ersten flüssigen Geschenke für die Sappeure angebracht.

Kreative Hindernisse

"Die Sappeure haben im 30-jährigen Krieg Baerl beschützt, daher gab es Verpflegung von der Bevölkerung", erklärte Grontzki die Tradition. Etwa vier Tage schreinerten und kleisterten er und Steinschen verborgen in einer alten Schmiede am Grundgerüst, das Finish folgte am Umzugstag selbst.

Einzige Auflage an die Hindernisse ist, dass diese mit "normalem Werkzeug" weggeräumt werden können. Dazu gehört alles, was sich in einem gut sortierten Hobbykeller befindet: von der kleinen Kneifzange über den soliden Seitenschneider bis hin zur Kettensäge.

Die alten Hasen im Team trugen die Zangen direkt griffbereit im Stiefel. Leitern, um mit Schnaps gespickte Regenrinnen und Baumwipfel zu erreichen, wurden in einem Sprinter hinter der hochmotivierten Leibgarde des Königs hergefahren. Jedem neuen Hindernis näherten sich die 21 jungen Männer im Alter zwischen 20 und 35 Jahren mit wildem Kampfgeschrei und neuem Elan, obwohl ihnen die Anstrengung der Arbeit in den langarmigen rot-weißen Uniformen schon nach wenigen Metern ins Gesicht geschrieben stand.

Zugleiter Heinz Frütel erinnerte sich sogar an einen Umzug, an dem es noch viel heißer war. Und im Jahr 2000 hatte es so sehr gewittert, dass ein Baum nach einem Blitzeinschlag auf die Straße fiel. "Wenn Schützenfest ist und die Sonne scheint, ist immer alles gut", befand Frütel. Früher war er selbst einmal als Sappeur beim Umzug mit dabei und ist sich sicher: "Jeder Würdenträger im Verein war mal bei der Leibgarde."

Das raffinierteste Hindernis hatten in diesem Jahr die Binsheimer Gardeure. Ihren sechs, mit Wasser gefüllten Fässern mussten die Sappeure mit Kettensägen zu Leibe rücken, denn zum Wegtragen waren die Hindernisse viel zu schwer. Dass die Garde sich beim Ablassen des Wassers nasse Füße holte, nahmen die Männer gerne als willkommene Abkühlung in Kauf.

Ganz Baerl schien an diesem Sonntagnachmittag auf den Beinen zu sein. Am Straßenrand hatten sich Nachbarn zu Kaffee und Kuchen oder zu Grillwurst und Bier verabredet. Auf den Fensterbänken stand Sonnenmilch neben Doppelkorn. "Zu diesem Fest kommt ganz Baerl zusammen, alle machen mit – so soll es ja auch sein", resümierte Frütel.

(son)
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