Bundestagspräsidentin Bärbel Bas Die fast vergessene Stimme der SPD

Duisburg · Sie ging auf die Hauptschule, nun soll Bärbel Bas aus Duisburg Präsidentin des Deutschen Bundestags werden. Wie keine andere steht sie für das Aufstiegsversprechen der Sozialdemokratie. Doch nur wenige dürften die 53-Jährige kennen – und schuld ist Karl Lauterbach.

Bärbel Bas: Infos zur SPD-Politikerin & Bundestagspräsidentin - Fotos
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Das ist Bärbel Bas

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Foto: dpa/Kay Nietfeld

Ein unscheinbares Foto hatte es ja prophezeit. Drei Tage nach der Wahl, auf einer Treppe im Reichstag, versammelt Olaf Scholz die neu gewählte SPD-Fraktion. 206 Abgeordnete, zusammen mit dem wahrscheinlich nächsten Kanzler schauen sie in die Kamera. Direkt neben Scholz steht aber nicht etwa Saskia Esken, die Parteichefin. Oder Lars Klingbeil, der Generalsekretär. Es ist Bärbel Bas aus Duisburg, die stellvertretende Fraktionschefin.

Vielleicht war das nur Zufall. Vielleicht aber auch der Hinweis: In Zukunft wird man um die 53-Jährige nicht herumkommen können. Nun soll Bas Präsidentin des Deutschen Bundestags werden, so der Vorschlag des Fraktionschefs Rolf Mützenich. Es ist das zweithöchste Amt im Staat. Mit der Personalie besinnt sich die SPD auch zurück auf ein Kernthema: den sozialen Aufstieg.

Bas wird 1968 im heutigen Duisburger Stadtteil Walsum geboren. Sie besucht die Hauptschule, macht später die Mittlere Reife und arbeitet danach als Auszubildende im Büro der  Duisburger Verkehrsgesellschaft (DVG). Noch bevor sie mit 20 in die SPD eintritt, hält sie ihre erste politische Rede als Jugendvertreterin der DVG. Wie Bas Jahre später erzählte, wollte der Vorstand damals einige Azubis nicht übernehmen. In einer Versammlung ergriff sie das Wort und forderte für jeden der jüngeren Kollegen einen Vertrag.

Der Widerstand schadet Bas nicht. Sie wird Mitglied im Betriebsrat und im Aufsichtsrat, später wechselt sie zur Krankenkasse BKK und wird dort 2007 Abteilungsleiterin. Zwischenzeitlich absolviert sie eine Fortbildung an der Verwaltungs- und Wirtschaftsakademie. Es ist die Biografie einer Aufsteigerin, wie es sie immer seltener gibt in der SPD.

Bärbel Bas (dritte von rechts), direkt neben SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz, bei der Vorstellung der neuen Bundestagsfraktion.

Bärbel Bas (dritte von rechts), direkt neben SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz, bei der Vorstellung der neuen Bundestagsfraktion.

Foto: dpa/Kay Nietfeld

Nach acht Jahren in der Kommunalpolitik wird Bas 2009 als Direktkandidatin im Wahlkreis Duisburg I in den Bundestag gewählt, sie wird Parlamentarische Geschäftsführerin, dann stellvertretende Fraktionschefin. Bas gehört zum linken Flügel der Partei. Kollegen beschreiben sie als akribisch, als jemanden, der auf die Details achtet und sich tief einliest in Sachfragen. Bas’ Kernthema ist die Gesundheitspolitik.

Dass die Öffentlichkeit zuletzt und vor allem in der Pandemie wohl nur wenig von Bas gehört hat, liegt auch an ihrem Parteikollegen Karl Lauterbach. Denn während der nahezu jede Woche in einer anderen Talkshow saß und epidemiologische Modelle erklärte, ist eigentlich Bas offiziell Gesundheitsexpertin der Fraktion. Auf diesen Umstand angesprochen sagte sie mal: „Als Krankenkassenbetriebswirtin ist man in einer Pandemie aber weniger gefragt, als ein Epidemiologe.“ Und man müsse ja zugeben, Lauterbach habe hohen Unterhaltungswert.

Das erste Wahlplakate von Bärbel Bas bei der Bundestagswahl 2009 in Duisburg.

Das erste Wahlplakate von Bärbel Bas bei der Bundestagswahl 2009 in Duisburg.

Foto: Probst, Andreas (apr)

Für ihn kommt die Nominierung von Bas indes ganz recht. Sollte die SPD das Gesundheitsministerium bekommen, wäre der Weg für Lauterbach frei. Und Bas? Sie wäre nach Annemarie Renger (SPD) und Rita Süssmuth (CDU) die dritte Frau an der Spitze des Bundestags.

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