Duisburg Bachs Weihnachtsoratorium passend ergänzt

Duisburg · Das wirkt jetzt wieder ganz selbstverständlich: Seit einigen Jahren wird in Duisburg wieder - wie früher üblich - mindestens einmal im Jahr das beliebte Weihnachtsoratorium BWV 248 von Johann Sebastian Bach aufgeführt. An der Salvatorkirche wurde dabei gleich eine neue Tradition etabliert: Es gibt drei der sechs Teile des Weihnachtsoratoriums und dazu ein weihnachtliches Werk des 20. Jahrhunderts, um eine Brücke zu schlagen und die Musik des Thomaskantors immer wieder in neuen Zusammenhängen zu hören. In den vergangenen Jahren waren dies das "Gloria" von Francis Poulenc, die "Cantate de Noel" von Arthur Honegger, die "Ceremony of Carols" von Benjamin Britten und die "Fantasia on Christmas Carols" von Ralph Vaughan Williams (die RP berichtete).

Besonders gut passten im diesen Jahr jene Variationen über "Vom Himmel hoch, da komm ich her" von Bach, die Igor Strawinsky 1956 frei für Chor und Orchester bearbeitete. Den einleitenden Satz des Themas entnahm Strawinsky Bachs Weihnachtsoratorium und setzte ihn für je drei Trompeten und Posaunen. Außerdem kamen noch die beiden achtstimmigen weihnachtlichen Motetten "O magnum mysterium" und "Hodie Christus natus est" von Giovanni Gabrieli (1557-1612) im Stil der venezianischen Mehrchörigkeit. Die instrumentale Besetzung war ebenso gleichbleibend wie abwechslungsreich, zumal Posaunen nur bei Gabrieli und Strawinsky erklangen, die Jagdhörner (von Trompetern gespielt) nur im vierten Teil des Weihnachtsoratoriums.

Denn gewählt wurde diesmal die besonders reizvolle Reihenfolge der Teile I "Jauchzet, frohlocket" (natürlich), II "Und es waren Hirten in derselben Gegend" (mit der pastoralen "Sinfonia") und IV "Fallt mit Danken, fallt mit Loben". Die Kantorei und das (überwiegend aus Mitgliedern der Duisburger Philharmoniker bestehende) Orchester der Salvatorkirche haben inzwischen eine weitgehend gesicherte Weihnachtsoratorium-Kompetenz. Bei Strawinsky drangen die filigranen Linien nicht ganz so klar durch die Kirchenakustik, wie sie geschrieben sind - immerhin sang der Chor unbeirrt seine Choralmelodie.

Das engagierte Solistenquartett wirkte diesmal nicht ganz so ausgewogen wie sonst. Von Natali Buck (Sopran), Franziska Orendi (Alt), Max Ciolek (Tenor) und Paul Jadach (Bass) machte insbesondere Cioleks erstklassiger Evangelist großen Endruck. Die aus Duisburg stammende Franziska Fait, die an der Folkwang-Universität der Künste in Essen Gesang studiert, sang von der Orgelempore die Echostimme in Bachs Arie Nr. 39, inkonsequenterweise mit einer zweiten Oboe.

(hod)
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