Duisburg Auftakt mit "Paris mécanique"
Duisburg · Die Reihe der Duisburger Kammerkonzerte in der Philharmonie Mercatorhalle begann mit einem bunten "concert salade" über die Seine-Metropole, mit Klarinettisten um Sabine Meyer - und einer Drehorgel.
Das erste Duisburger Kammerkonzert der neuen Saison in der Philharmonie Mercatorhalle war ein unterhaltsamer, im besten Sinne skurriler und dabei erstklassiger Abend. "Paris mécanique" hieß das bunte "concert salade", in dessen Mittelpunkt die "années folles" ("verrückten Jahre") zwischen den beiden Weltkriegen standen. Die Star-Klarinettistin Sabine Meyer sowie ihr Bruder Wolfgang Meyer und ihr Ehemann Rainer Wehle, also das bekannte "Trio di Clarone", verband sich mit dem Jazz-Klarinettisten Michael Riessler zu einem Quartett an verschiedenen Klarinetten, letzter auch mal am Sopran-Saxophon und an verschiedenen Perkussionsinstrumenten. Dazu kam Pierre Charial an der Drehorgel – er ist angeblich weltweit inzwischen der einzige, die die Lochstreifen-Leporellos dieses mechanischen Instruments selbst herstellt.
Das Programm aus Miniaturen war gut gewählt, mit pfiffigen Arrangements und passenden Originalwerken. Wie ein roter Faden zogen sich Kompositionen von Michael Riessler hindurch, als Ausgangspunkt, Überleitung oder gewichtige betrachtende Station. Mitreißend etwa "I Venti" - der italienische Titel kann sowohl "Winde" oder "Bläser" als auch "Die Zwanziger" (Jahre) bedeuten. Nicht fehlen durften natürlich Stücke der "Groupe des six", die nach dem Ersten Weltkrieg die französische Musik erneuern wollte. Sabine und Wolfgang Meyer brillierten mit der frühen und frechen Sonate für zwei Klarinetten von Francis Poulenc. Besonderen Beifall erhielt wieder einmal die launige suite "Scaramouche" von Darius Milhaud, wobei Sabine Meyer und Pierre Charial die beiden übermütigen Ecksätze hinlegten und das Klarinetten-Quartett sich die lässige Eleganz des Mittelsatzes teilte. Übrigens hatte der moderierende Rainer Wehle unrecht mit der Behauptung, "Les six" hätten kein geschriebenes Manifest gehabt: Dieses verfasste ihr Vordenker Jean Cocteau, es heißt "Le coq et l'arlequin" ("Hahn und Harlekin").
Fast überflüssig zu betonen, dass im ersten Kammerkonzert nicht nur klarinettistische Perfektion, sondern auch der König der Drehorgel zu erleben waren. Einfach unglaublich, welche rasante Genauigkeit dieser Edel-Leierkasten möglich macht, zum Beispiel bei "The Typewriter" ("Die Schreibmaschine") von Leroy Anderson oder der "Musical ricercata" von György Ligeti. Wie gesagt, ein in jeder Hinsicht ganz außerordentlicher Abend.