Duisburg Aufgeben ist nicht

Duisburg · Der Abstieg des MSV in die 3. Liga bringt die Fans zum Weinen, stellt die Vereinsführung vor große Probleme und ist für das Image der Stadt denkbar schlecht.

Würzburger Kickers - MSV Duisburg
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Foto: dpa, kjh hpl

Gebetet haben sie. Auf den Infoschildern der Stadt haben sie Streifen gezeigt. Genutzt hat es nichts. Der MSV ist nach den beiden Niederlagen in der Relegation gegen die Würzburger Kickers in die 3. Liga abgestiegen. Der Frust fraß sich tief in die Seele der Fans, sickert in die Seele einer Stadt, die nun fußballerisch drittklassig ist. Doch es geht um mehr als den Kater danach.

Der Abstieg schickt den MSV erneut in einen Existenzkampf. Ingo Wald, der Präsident, ist bereit ihn aufzunehmen. Aufgeben komme für ihn nicht in Frage, sagt er. Das Weitermachen sei man den Fans, der Stadt, den Sponsoren und auch den Gläubigern schuldig. Und es gibt ein "Weiter". Ganz unvorbereitet wie beim Lizenzentzug 2013 trifft den Club das Schicksal nicht. Der Aktenordner mit Unterlagen für das Projekt "Wiederaufstieg" steht seit Wochen gut sichtbar im Schrank.

Bis Dienstag müssen die Unterlagen für die Lizenz beim DFB vorliegen. "Ich bin zuversichtlich, dass wir sie erhalten", sagt Bernd Maas, der Geschäftsführer der Zebras. Dann muss man noch eine Mannschaft zusammenbekommen, die möglichst schnell wieder aufsteigt. "Das ist der zweite Schritt" so Maas und kündigt an mit Sponsoren das Gespräch zu suchen.

Denn in der 3. Liga fühlt sich das Zebra so wohl, wie in der Antarktis. Auf Dauer ist hier kein Überleben möglich. Um den Unterschied deutlich zu machen: Im Aufstiegsjahr 2014/2015 schrieb der MSV Miese in Höhe von 3,3 Millionen Euro. Im ersten Halbjahr der Zweitliga-Saison konnte dieser Verlust mehr als ausgeglichen werden. Um weitere Zahlen zu nennen: Bernd Maas beziffert den Umsatzrückgang von zehn Millionen Euro jetzt auf rund 15 Millionen. Allein fünf Millionen Euro brechen an Fernsehgeldern weg. Präsident Ingo Wald hatte bereits bei der Jahreshauptversammlung deutlich gemacht: "Eine Konsolidierung wird auf Dauer nur in der 2. Liga möglich sein." Das Thema muss nun vertagt werden.

Da stellt sich dann auch die Frage nach Entlassungen bei den 55 festangestellten Mitarbeitern des Vereins? Bernd Maas verneint. Da sei das Ende der Fahnenstange erreicht. Seit dem Zwangsabstieg 2013 hat der MSV 40 Prozent an Personalkosten eingespart. Es gibt aber trotzdem auch gute Nachrichten: Der MSV konnte nach Verhandlungen mit der Bank und dem Land die Stadionmiete für die neue Saison von 900.000 auf 300.000 Euros senken. Die Einnahme aus dem Heimspiel am Dienstag war ebenfalls satt sechsstellig. Wenn schon absteigen, dann wenigstens mit Bonus-Spiel. Zudem gewährt die DFL den Absteigern ein Trostpflaster von 500.000 Euro.

Und die Freunde des Vereins, die sich 2013 an der Fananleihe beteiligten, müssen ebenfalls nicht um ihr Geld fürchten. 519.000 Euro kamen damals zusammen. So lange der Verein kickt, das heißt, keine Insolvenz droht, besteht Aussicht auf Rückzahlung. Bei der Mitgliederversammlung machte Bernd Maas deutlich: Eine Überschuldung im insolvenzrechtlichen Sinne der Fußballgesellschaft liegt nicht vor. Schulden aber hat der MSV, und zwar in Höhe von etwa 3,03 Millionen Euro zum 31. Dezember 2015. Ein großer Teil ist gestundet, wird aber im Juni 2017 fällig, dann läuft die Schonfrist aus.

Der Abstieg hat zudem Randeffekte: Die Besitzer der Sportsbars in der Stadt haben nun samstags einen Umsatzeinbruch. Da kamen die Fans, um sich die Auswärtsspiele anzuschauen. Die Zahl der Übernachtungen geht nicht wesentlich zurück. Sportfans schlafen nicht auswärts. Der Rückgang beim Merchandising wird sich aber in den Kaufhäusern bemerkbar machen.

Und schließlich: Für eine Stadt wie Duisburg, die nach einem positiven Image strebt, machen sich Nachrichten über einen weiteren Abstieg denkbar schlecht. Der MSV ist mehr als ein Fußball-Verein. Wenn für ihn gebetet wird, wenn die ganze Stadt Streifen zeigt, wenn 29.500 Zuschauer zu einem Relegationsspiel kommen, dann macht das deutlich: Duisburg identifiziert sich mit dem Zebra. Dass Ingo Wald sich der Stadt verpflichtet fühlt, macht deutlich: Der MSV weiß darum.

(Kewitz)
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