Auffangstation für Baby-Eichhörnchen Duisburgerin hilft kleinen Nagern in Not

Andrea Stricker aus Duisburg hat ein Herz für Tiere. Besonders angetan haben es ihr Eichhörnchen. Ehrenamtlich steckt sie viel Zeit und Arbeit in ihre private Eichhörnchen-Auffangstation im Stadtteil Neudorf. Da zieht sie verlorene Baby-Nager groß.

Nur ganz langsam krabbeln die kleinen Eichhörnchen aus ihrem Pantoffel. Die vier Wochen alten Nagetiere sind noch ziemlich verschlafen, als Andrea Stricker die Tragebox öffnet und eine Spritze mit warmer Aufziehmilch füllt. "Wenn ich so kleine Eichhörnchen habe, dann richtet sich alles nach den Tieren — der Rest muss dann warten", sagt die Eichhörnchen-Ersatzmama.

Wenn die kleinen Eichhörnchen erst zwei bis drei Wochen alt sind, muss Andrea Stricker sie alle zwei Stunden füttern, später "nur noch" alle vier Stunden. Doch die Arbeit macht die Duisburgerin gerne. "Ich glaube, jeder, der mal ein Eichhörnchen großgezogen hat, kommt schlecht wieder davon los."

Duisburgerin hilft Eichhörnchen in Not
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Foto: Antje Seemann

Angefangen hat alles vor fünf Jahren. Damals kümmert sich Stricker schon um Wildvögel und päppelt sie wieder auf. Als sie gefragt wird, ob sie sich auch um ein kleines Eichhörnchen kümmern kann, liest sie sich das nötige Wissen an und holt sich Tipps von anderen Pflegestellen. Im ersten Jahr versorgt sie vier Eichhörnchen, dann zehn, im darauffolgenden Jahr 18. "2016 habe ich dann meine Telefonnummer als Pflegestelle im Eichhörnchen-Schutz angegeben. In dem Jahr sind es dann 67 Tiere gewesen. Das war natürlich reichlich Arbeit."

Nur als Babys sind die Eichhörnchen zahm

Mit Milch muss Andrea Stricker aber nicht alle füttern. Nach einiger Zeit sind die Tiere so groß, dass sie selbstständig fressen können. Dann geht es vom Pantoffel in eine umgebaute Vogelvoliere, wo die Eichhörnchen mehr Platz haben zum Klettern, Spielen und Toben. "So zahm bleiben sie nur bis zur siebten, achten Woche. Danach haben sie so einen Bewegungsdrang, dass sie nur noch klettern und springen und laufen wollen." Sobald sie nicht mehr jeden Tag mit der Hand gefüttert werden, sind sie auch ihrer Ersatzmama gegenüber scheu und verstecken sich. Statt Milch gibt es nun Obst und Nüsse zu essen. Wenn die Tiere zwölf Wochen alt sind, kommen sie nach draußen in ein umgebautes Gewächshaus.

Da gewöhnen sie sich an die Temperaturen, an die Gerüche und an die Geräusche — und entwöhnen sich vom Menschen. Nach zwei weiteren Wochen öffnet die Duisburger Eichhörnchen-Mama eine Luke an dem Gewächshaus. Die Nager können dann selbst entscheiden, ob sie sich ein eigenes Revier suchen, draußen die Gegend erkunden und zum Fressen für die erste Zeit noch zurückkommen. Nur die kleinen Flaschenkinder lassen sich von Andrea Stricker streicheln und klettern auf ihr herum. "Wenn die so klein sind, lernen sie dieses Klettern ja auch erst. Sie müssen lernen, die Balance zu halten, sie müssen springen lernen. Das können die am Anfang noch nicht."

Wann ein kleines Eichhörnchen Hilfe braucht

Manchmal verschätzen sich die Tiere aber beim Springen, fallen vom Baum runter und haben noch nicht genug Kraft, um wieder ins Nest zu klettern. "Dann suchen sie Hilfe — auch beim Menschen und klettern einem beim Waldspaziergang schon mal das Hosenbein hoch." Baumfällarbeiten und Raubvögel wie Elstern sind andere Gründe, warum die kleinen Nager aus ihrem Nest gefallen sein könnten. Wichtig ist, zu schauen, wie es dem Tier geht, ob es verletzt ist und ob es wirklich alleine — zum Beispiel auf einer Wiese — ist. Dann ist die Wahrscheinlich groß, dass das Eichhörnchen Hilfe braucht.

Am besten ist es dann, das kleine Tier in einen Karton zu setzen und mit Decken, Tüchern oder eben Pantoffeln warmzuhalten und im Internet dann nach einer Pflegestelle zu suchen. Auf keinen Fall sollte man aber dem Eichhörnchen ein Mittel gegen Flöhe geben: "Das ist toxisch für die Eichhörnchen. Davon bekommen sie epileptische Anfälle und sterben", warnt Stricker.

Während Andrea Stricker über die Eichhörnchen erzählt, klingelt ihr Handy. Eine unbekannte Nummer, am anderen Ende der Leitung ist ein Mann, der beim Spaziergang ein kleines Eichhörnchen gefunden hat und jetzt Hilfe sucht. Stricker muss da gar nicht lange überlegen und bietet sich direkt als Pflegemutter für das Tier an. Auch er bringt den Findling nach Neudorf. "Das kann jetzt jeden Tag passieren, dass das Handy klingelt und jemand wieder ein Eichhörnchen gefunden hat." Ihre sechs kleinen Flaschenkinder haben jetzt erst mal ein siebtes Geschwisterchen bekommen. Auch es kommt erstmal in eine Tragebox mit vielen Decken, bekommt später warme Milch und natürlich auch einen Pantoffel zum Einkuscheln.

(see)
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