Duisburg Auf dem Weg von Qualität zur Quote

Duisburg · Das 16. Rathausgespräch und zugleich letzte in diesem Jahr thematisierte den Erfolgswahn in Fernsehen und Theater.

"Politik frisst Kultur. Die Kulturnation auf dem Weg von der Qualität zur Quote", lautete provokant der Titel des gestrigen Rathausgespräches, das von der gestandenen WDR-Redakteurin und -Reporterin Randi Crott gewohnt souverän moderiert wurde. Mit ihren Gästen, dem ehemaligen Theaterintendanten Holk Freytag, der Geschäftsführenden Direktorin des Dortmunder Theaters Bettina Pesch, dem bekannten Kabarettisten Jochen Busse sowie Duisburgs Kulturdezernenten Thomas Krützberg, ging sie zielgerichtet der Frage nach, ob das Leben im Allgemeinen und die Kultur im Besonderen inzwischen hierzulande zu durchökonomisiert seien und Fernsehen und Theater zunehmend dem Diktat der Einschaltquote beziehungsweise der Platzausnutzung unterworfen werden.

Als Impuls für die Debatte wollte Oberbürgermeister Sören Link diese, seine Begrüßungsworte verstanden wissen: "Kultur als freiwillige kommunale Leistung soll man nicht einfach nur zur politischen Pflichtaufgabe erklären, sondern Bund und Land sollten entsprechend einer solchen Pflichtaufgabe dann vielmehr Ausgaben folgen lassen und diese als landesweite Kulturförderung ansehen und realisieren." Freytag, der Gründungsintendant des Moerser Schlosstheaters, Generalintendant der Wuppertaler Bühnen und Schauspielintendant in Dresden war und zuletzt als Intendant die Bad Hersfelder Festspiele leitete, erläuterte, dass die Intention, Kultur und Sport seien freiwillige kommunale Leistungen, durch die damalige ideologische Gleichschaltung ein Erbe der Nazizeit sei und dringend einer politischen Korrektur bedürfe. Ungeachtet dessen stünde das vermehrt um sich greifende Quotendenken im Widerspruch zur eigentlichen Aufgabe von Kunst und Kultur, so Freytag: "Der Sinn der Kunst ist die Kunst selbst".

Doch nicht nur die Kunst selbst, auch die Ansätze zur Erklärung ihres Sinns hätten sich im Laufe der Zeit stark verändert, gab Pesch zu bedanken, die vor Dortmund in leitenden Positionen an der Deutschen Oper am Rhein, der Oper in Bonn und in Leipzig agierte sowie Orchesterintendantin in Berlin war. "Früher hatte Theater fast ausschließlich nur mit dem Bildungsbürgertum zu tun. Heute muss es stattdessen in die Breite der Gesellschaft vordringen. Die Bühne muss ein Spiegel unserer Zeit sein!" Das sah auch Krützberg so, der seit seinem Amtsantritt als Kulturdezernent 2013 viel zur Verbesserung des Kulturklimas in der Stadt und der Kommunikation aller in der hiesigen Kultur Tätigen beigetragen hat. "Kultur hat einen hohen Stellenwert in der Stadt. Wer sie angreift", dabei bezog er sich auf das damalige Vorhaben, die Opernehe zwischen Duisburg und Düsseldorf aufzukündigen, "greift die Stadt an."

So, wie Freytag die Endprofessionalisierung am Theater beklagte, kritisierte auch Busse den zunehmenden Qualitätsverlust vieler Sendungen und der Profession mancher Programmredakteure im Fernsehen.

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