Duisburg Auf Bestellung von A nach B

Duisburg · Die DVG will mit ihrem "myBUS" den Öffentlichen Nahverkehr revolutionieren. Derzeit sind die sogenannten On-Demand-Busse am Wochenende unterwegs. Wir haben getestet, wie das Angebot funktioniert.

 RP-Mitarbeiterin Charlotte Raskopf vor dem "myBUS".

RP-Mitarbeiterin Charlotte Raskopf vor dem "myBUS".

Foto: Charlotte Raskopf

Seit dem 29. September können sich Duisburger einen Bus an einen Ort ihrer Wahl in den Bereich der Innenstadt, nach Duissern, Neudorf oder zum Innenhafen bestellen. Mithilfe der App "myBUS", einem Dienst der DVG, soll so ein nachfragebasiertes Angebot entstehen, das keinem festen Fahrplan folgt, sondern sich an der Echtzeit-Nachfrage der Fahrgäste orientiert.

Die "myBUS"-App, kostenlos erhältlich in den gängigen Stores, ist leicht zu bedienen und selbsterklärend. Öffnet man die App, so erscheint der Fahrtenplaner, eine Karte des Bediengebietes. Dort kann der Abfahrtort angegeben werden. Dafür kann der Fahrgast entweder seinen Standort per GPS freigeben oder die Adresse manuell eintragen. Dann muss noch der Zielort, sowie die Anzahl der Fahrgäste bestimmt werden und schon kann man die Fahrt buchen. Bezahlt wird ebenfalls mithilfe der App. Unmittelbar nach der Buchung erscheint ein Feld, in dem die ungefähre Wartezeit angegeben wird - in unserem Fall war es eine Minute - ebenso wie der Name des Fahrers und das Kennzeichen des Busses. In Echtzeit kann auf einer Karte nachverfolgt werden, wo sich der zugeteilte Bus gerade befindet.

 Der "myBUS" vor dem Stadttheater. Wir sind für unseren Test vom Innenhafen einmal quer durch die Innenstadt gefahren.

Der "myBUS" vor dem Stadttheater. Wir sind für unseren Test vom Innenhafen einmal quer durch die Innenstadt gefahren.

Foto: Raskopf

Das sogenannte "Ridesharing-Angebot" befindet sich zurzeit noch in einer dreijährigen Testphase, scheint aber von den Duisburgern gut angenommen zu werden. Auf der gesamten Fahrt durch das Bediengebiet sind mehrere Fahrgäste gleichzeitig an Bord des kleinen Busses. Annelise und Wolfgang Richter-Reichhelm nutzen dieses Angebot zum ersten Mal. "Unsere Tochter hat uns davon erzählt", sagt Annelise Richter-Reichhelm. "Sie hat das gestern ausprobiert und meinte sofort 'Das zeige ich euch!'" Das Ehepaar lässt sich nach einem Konzert in der Mercatorhalle nach Hause nach Duissern bringen. Beide schätzen den hohen Komfort des Minibusses. "Das ist wirklich sehr bequem. Ich hoffe, dass das Angebot hier angenommen wird", sagt Wolfgang Richter-Reichhelm. Er und seine Frau besitzen zwar kein Smartphone, ihre Tochter hat die Fahrt für sie gebucht. "Aber das wäre fast ein Grund, sich eins zuzulegen", sagt der Rentner beim Aussteigen. Kaum haben er und seine Frau den Bus verlassen, piepst das Handy des Fahrers: Ein neuer Fahrgast wurde dem Bus zugeteilt. Die Fahrgäste werden mithilfe eines Algorithmus auf die fünf Busse verteilt. Dabei sei in dem System hinterlegt, wie lange ein Fahrgast maximal warten müsse und wie lange die Fahrt bis zum Ziel höchstens dauern dürfe, sagt Felix zur Nieden, Sprecher der DVG. Dabei würden auch Umwege, die für zusteigende Gäste gemacht werden, in Betracht gezogen. Die Kollegen in der Leitstelle könnten zudem, ebenso wie die Kunden, zu jedem Zeitpunkt sehen, wo sich die Busse befinden.

Miriam und Daniel Müller, zwei weitere Fahrgäste, fahren mit "myBUS" von ihrem Zuhause in Neudorf aus ins Dellviertel. "Wir haben davon gelesen und dachten: Das probieren wir mal aus", sagt Daniel Müller. Besonders schätzt er, dass er jeder Zeit nachschauen kann, wo sich der Bus gerade befindet. "Und wir mussten nicht zur Haltestelle laufen, sondern konnten uns vor der Haustür abholen lassen", sagt er. Auch Daniel und Michelle, die ihren Nachnamen nicht in der Zeitung lesen wollen, testen das Angebot zum ersten Mal. Für sie ist es eine gute Alternative zum regulären Bus. "Im normalen Bus sind nachts ja auch manchmal nicht ganz so nette Leute", sagt Daniel. "Oder die Busse fahren gar nicht mehr, da ist das schon eine gute Möglichkeit."

Während der Testphase soll laut Felix zur Nieden geprüft werden, zu welcher Zeit und auf welcher Strecke es Bedarf gebe. "Zu Schwachverkehrzeiten befinden sich manchmal nur zwei Fahrgäste in einem Bus", sagt zur Nieden. "Es ist möglich, dass ein Angebot wie MyBUS einen Linienbetrieb nicht ersetzen, aber anpassen kann." So sollen neue Fahrgastgruppen gewonnen und die Fahrangebote den Bedürfnissen angepasst werden. Für ihn bietet "myBUS" darüber hinaus aber noch einen weiteren Vorteil: "In diesen Bussen treffen sich Menschen, die sich vorher noch nicht kannten, lernen sich kennen und teilen sich die Fahrt", sagt er.

Die fünf Busse von "myBUS" sind immer freitags und samstags von 19 bis 4 Uhr und sonntags von 10 bis 19 Uhr im Einsatz. Zurzeit können Testnutzer das Angebot kostenlos ausprobieren. Den dafür benötigten Code gibt es auf der Internetseite der Duisburger Verkehrsgesellschaft. Ab dem 27. Oktober ist das Angebot für alle nutzbar, dann allerdings kostenpflichtig. Eine Fahrt, egal wie lang, kostet dann 3,20 Euro. Zeitkarteninhaber, wie zum Beispiel Abokunden der DVG und Kinder zahlen einen ermäßigten Preis von 2,50 Euro.

(chra)
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