Mein Tierisches Revier Auch für Feuerwehr und Zoll im Einsatz

Duisburg · Volker Grün ist im Zoo am Kaiserberg einer von zwei Biologen. Zusätzlich zu den Tierpflegern kümmert er sich um das Wohl aller Tiere. Er sorgt unter anderem dafür, dass die Gehege von Brillenbär, Tiger und Co. artgerecht sind.

Dieser kleine Bär fühlt sich in seinem Gehege sichtlich wohl.

Dieser kleine Bär fühlt sich in seinem Gehege sichtlich wohl.

Foto: crei

Volker Grün erinnert sich gerne an die Zeit zurück, in der er seine Liebe zur Biologie entdeckt hat. Er habe schon in jungen Jahren viele Bücher über Tiere und Dinosaurier gelesen und reichlich Dokumentationen gesehen. "Ich bin damit aufgewachsen", sagt er. Seit Mai 2008 ist Grün einer von zwei Biologen im Zoo am Kaiserberg. Dabei hat er immer was zu tun. "Für einen Zoo mit einer so großen Artenvielfalt wie in Duisburg sind zwei Biologen eigentlich zu wenig."

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Foto: Jazyk Hans
Duisburger Zoo: Das ist das Koala-Jungtier
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Foto: Andreas Probst

Schon immer wollte Grün in einem Zoo und mit Tieren arbeiten. Sein Diplomstudium dafür hat der 44-Jährige in seiner Heimatstadt Heidelberg abgelegt. Sein Schwerpunkt im Fach Biologie lag dabei auf der Zoologie, also der Tierkunde. Seinen Master hat Grün in Neuseeland gemacht. "Eigentlich wollte ich nur zwei Jahre dort hin, um zu studieren", berichtet er. "Aber es sind letztlich fünf Jahre geworden." In dieser Zeit hat er sich viel mit Verhaltensforschung beschäftigt und sich auf dem Gebiet der Meeresbiologie ausgetobt. Auch seine Frau, die aus England stammt und ebenfalls Biologin ist, hat Grün dort kennengelernt. Mittlerweile hat das Paar zwei Kinder im Alter von einem und fünf Jahren.

Für Grün ist klar: "In modernen Zoos ist es wichtig, auch eine biologische Betreuung zu haben." Durch das Fachwissen aus dem Studium würde vor allem der Zoo profitieren. Tiere und vor allem neue Exemplare könnten besser kennengelernt werden. Beispielsweise kennt ein Biologe viele Studien über Verhaltensweisen von Tieren. Mit dem Wissen, das in Zoos gewonnen wird, könnten darüber hinaus auch Tiere in der freien Natur besser geschützt werden. Frei nach dem Motto: "Man kann nur das schützen, was man kennt", so der 44-Jährige.

Bilder: Tsavo - der neue Löwe im Duisburger Zoo
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Tsavo - der neue Löwe im Duisburger Zoo

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Foto: Christoph Reichwein

Im Duisburger Zoo hat Grün drei zentrale Aufgaben. Zunächst begleitet er den Bau neuer Gehege oder Anlagen. In Duisburg sind beispielsweise kürzlich das Bären- und das Tigergehege umgebaut worden. "Hier ist mein Wissen über Tiere, aber auch die Kompetenzen der Techniker und Tierpfleger, sehr wichtig", erklärt der Biologe. Bei dem Bau eines neuen Geheges, der inklusive Planung über ein Jahr dauern kann, gibt es Einiges zu beachten: Das Gehege müsse artgerecht sein und dürfe die Tiere nicht langweilen. Tiere sollten gut sichtbar sein, aber nicht auf dem Präsentierteller liegen. Verschiedene Blickwinkel auf das Tier und sein Revier sollen den Besuch zu einem Erlebnis machen. "Der Tierpfleger muss auch sicher arbeiten können", so Grün.

Für das europäische Erhaltungszuchtprogramm führt Grün des weiteren das Zuchtbuch des Bärennasenaffen. "In diesem Buch stehen alle nötigen Daten über alle Exemplare einer Tierart, also zum Beispiel Alter, Elterntiere oder Wohnort", erklärt der Biologe. Das Ziel des Programms sei, dass bedrohte Tierarten überleben. Dabei soll Inzucht vermieden werden. Als Buchführer koordiniere Grün, welche Tiere in welche Zoos kommen, so dass für Nachwuchs garantiert ist. Er prüfe dafür, ob ein Zoo die Voraussetzungen für die Haltung der Bärennasenaffen erfüllt. Grün sieht darin eine sehr wichtige Aufgabe, da die Bestände einiger Tierarten in Europa und auch weltweit sehr gering sind: "Von den Bärennasenaffen gibt es weltweit lediglich 34 Tiere in Zoos."

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Foto: Christoph Reichwein

Zudem leitet Grün ein Artenschutzprojekt für die Ringelnatter. Die Schlangenart, die für den Menschen ungefährlich ist, ist in Deutschland stark bedroht. In diesem Jahr hat der Zoo in Duisburg insgesamt 400 Exemplare aufgezogen. Ein Großteil ist bereits in ein Naturschutzgebiet ausgewildert worden. Rund 60 Tiere bleiben noch in der zooeigenen Zuchtstation, bis sie größer sind und eine höhere Überlebenschance haben.

Es ist auch schon vorgekommen, dass der Biologe mitten in der Nacht von der Feuerwehr aus dem Bett geklingelt wird. "In der Innenstadt ist vor Jahren eine Schlange gefunden worden", berichtet Grün. "Ich wurde als Experte gebraucht, der das Tier benennt und einfängt." Auch der Zoll kommt gelegentlich auf die Dienste Zoo-Biologen zurück. Beispielsweise wenn er am Flughafen Düsseldorf auf der Suche nach Schmugglerware, wie Elfenbein oder Schildkrötenpanzer, ist. Dann müsse er einordnen, ob es sich um eine bedrohte Tierart handelt oder ob die Ware legal nach Deutschland geflogen wurde.

"Ich arbeite in der größten Attraktion von ganz Duisburg", sagt Grün mit Überzeugung. Der Zoo sei einer der schönsten Tierparks in Deutschland und ein schöner Fleck der Stadt mit einem guten und vielfältigen Tierbestand. "Das Besondere und Interessante an meinem Beruf ist, dass er sehr abwechslungsreich ist", so Grün. "Ich weiß nie, was der Tag mir bringt."

(jlu)
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