Duisburg Asylbewerber in Meidericher Turnhalle

Duisburg · Bis zu 50 Menschen soll die Turnhalle an der Dislichstraße in Meiderich in rund zwei Wochen aufnehmen. Für die Sicherheit der Asylbewerber wird neben der stadteigenen Hausverwaltung auch ein Wachdienst sorgen.

 Eigentlich wollte Sozialdezernent Spaniel keine Bewerber in Turnhallen unterbringen. Nun muss er es wie hier in Meiderich doch tun.

Eigentlich wollte Sozialdezernent Spaniel keine Bewerber in Turnhallen unterbringen. Nun muss er es wie hier in Meiderich doch tun.

Foto: Reichwein

Weil die Aufnahmekapazitäten in Duisburg, ebenso wie in vielen andern deutschen Städten, erschöpft sind, müssen zunehmend Turnhallen oder ehemalige Jugendherbergen als Notlösung zur Unterbringung von Asylbewerbern herhalten. Die Kommunen sehen sich überfordert. Um auf diese Problematik verstärkt aufmerksam zu machen, hatte sich Oberbürgermeister Sören Link in dieser Woche gemeinsam mit anderen Stadtspitzen der Metropole Ruhr schriftlich an Bundesinnenminister Dr. Thomas de Maiziére gewandt (die RP berichtete). Gestern präsentierte die Stadt ihre Planungen, wie in Kürze in Meiderich die Schulturnhalle an der Dislichstraße Asylbewerber untergebracht werden sollen.

"Die Turnhalle wird mit bis zu 50 Personen belegt", sagte Sozialdezernent Reinhold Spaniel. Die Unterkunft sei eine Notlösung, die maximal auf ein Jahr ausgerichtet sein soll. "Das Problem der Unterbringung, mit dem die Kommunen zu kämpfen haben, ist mit kommunalen Bordmitteln nicht mehr in den Griff zu kriegen. Das ist eindeutig eine nationale Aufgabe." Im Schnitt kämen pro Woche rund 25 Asylbewerber in Duisburg an. Der Zustrom werde aufgrund der drastisch gestiegenen Anzahl der Krisenherde jedoch noch dramatisch steigen, prognostizierte er.

 Asylunterkunft: die alte Jugendherberge am Kalkweg.

Asylunterkunft: die alte Jugendherberge am Kalkweg.

Foto: ARchiv

Im vergangenen Jahr habe man im Rat den Beschluss gefasst, sieben neue feste Übergangsheime zu bauen. Drei davon seien bereits umgesetzt, vier befänden sich derzeit im Bau. Im Gegensatz zu früher seien jetzt wesentlich höhere Auflagen, etwa in Sachen Umwelt, Brandschutz oder Störfallgutachten zu beachten. "Im Schnitt dauert es neun bis zwölf Monate, bis eine neue Unterkunft steht. In der Zwischenzeit hört der Zustrom aber nicht auf. Daher sind wir gezwungen, auf Notlösungen zurückzugreifen", so Spaniel.

Gestern habe man die Stadtgesellschaft von Meiderich bereit informiert, darunter Stadtsportbund, Kirchen und Bürgervereine. "Wir sind auf Verständnis und Zuspruch gestoßen und auf die Frage, wie man helfen könne." Die Anwohner sollen zudem durch Flyer informiert werden.

 Asylunterkunft: das ehemalige St. Barbara-Hospital in Neumühl.

Asylunterkunft: das ehemalige St. Barbara-Hospital in Neumühl.

Foto: Probst, Andreas (apr)

Sozialamtsleiterin Andrea Bestgen sagte: "Die Turnhalle wird von einer stadteigenen Hausverwaltung betreut. In den ersten Monaten gib es zusätzlich einen Wachdienst, der da ist, wenn die Hausverwaltung nicht da ist sowie an den Wochenenden." In einem Nebengebäude der Turnhalle soll es eine Kochzeile geben, in der sich die Asylbewerber ihr eigenes Essen zubereiten können. In der Turnhalle selbst wird das aus Brandschutzgründen nicht möglich sein. "Wir wissen nicht, was da für Leute kommen. Wenn der Bus kommt, müssen wir improvisieren", sagte Reinhold Spaniel. "Das können Einzelpersonen sein oder Familien, Männer oder Frauen unterschiedlichster Nationalität."

1720 Asylbewerber leben bereits in Duisburg, rund die Hälfte davon in Übergangsunterkünften. Die anderen 50 Prozent leben verteilt auf 260 Wohnungen. Derzeit wird das ehemalige St. Barbara Hospital in Neumühl hergerichtet, um bis zu 300 Asylbewerbern eine Bleibe zu bieten. Diese Unterkunft hingegen wird aus Landesmitteln finanziert und soll auf drei Jahre temporär befristet sein.

Eine Möglichkeit, die Asylbewerber in leerstehenden Wohnungen, etwa den "Weißen Riesen" in Homberg unterzubringen, sieht Andrea Bestgen nicht: "Die Flüchtlinge sind traumatisiert und benötigen täglich Betreuung, etwa bei Behördengängen. Zudem sprechen die meisten kein Deutsch, wenn die hier mit ihren zwei Plastiktüten ankommen." Außerdem seien die meisten Wohnungen leerstehenden Wohnungen nicht in einem akzeptablen Zustand. Auch die Zinkhüttensiedlung in Hamborn kommt nicht in Betracht. Die Ratsmehrheit hält daran fest, hier ein Factory Outlet Center zu errichten.

(RP)
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