Duisburg Ansturm auf die Schulmaterialkammern

Duisburg · Schon am ersten Tag waren die Nummern schnell vergeben. Trotzdem braucht sich niemand Sorgen zu machen, dass er leer ausgeht. Die beiden Schulmaterialkammern im Westen sind auf rund 700 Mädchen und Jungen vorbereitet.

Wachsmalstifte und Lineal, Bleistifte und Füller, karierte und linierte Hefte, Anspitzer, Schere und Borstenpinsel. Das neue Schuljahr startet Anfang September, und da gilt es wieder, vieles an Schulmaterial für die Kinder anzuschaffen. Doch nicht jede Familie hat das Geld, um ihren Nachwuchs problemlos mit allen benötigten Materialien zu versorgen. Denen greifen die Ökumenische Schulmaterialkammern im Duisburger Westen unter die Arme: Rund 700 Mädchen und Jungen der Klassen eins bis zwölf werden auch in diesem Jahr wieder erwartet.

Schon am ersten Tag der Materialausgabe für das kommende Schuljahr war der Ansturm auf die materielle Unterstützung groß. "Wir geben pro Tag 45 Nummern aus. Diese Leute können dann an dem Tag ihr Schulmaterial bei uns beziehen. Ansonsten wäre der riesige Ansturm gar nicht zu bewältigen. Heute waren die Nummern schon zu Beginn ganz schnell verteilt", erklärte Diakon Stefan Ricken. Trotzdem brauche sich niemand Sorgen zu machen, leer auszugehen; es sei genug in den Regalen, verspricht er. Alle ausgegebenen Materialien sind neuwertig und werden aus Spenden finanziert.

In Homberg und Rheinhausen werden jährlich zwischen 8000 und 10 000 Euro für die Versorgung der Schulkinder benötigt. Eine Summe, die immer wieder neu von Kirchengemeinden, Firmen, Vereinen und Privatpersonen aufgebracht wird. Hinzu kommen rund 50 ehrenamtliche Helfer, die die Materialien zunächst sortieren und einlagern und dann Stück für Stück wieder an die bedürftigen Familien verteilen. Doch nicht jeder kann einfach so kommen und sich für das neue Schuljahr eindecken. Als Voraussetzung für den Besuch der Schulmaterialkammern werden zum Beispiel ein Nachweis über Arbeitslosengeld II, Wohngeldbezug oder Kindergeldzuschlag benötigt.

Außerdem können Lehrer Gutscheine für ihre Schüler ausstellen. "Wir unterstützen mit unserer Materialausgabe auch die Lehrer in ihrem Auftrag. Das ist für die ja auch schlecht, wenn ein Kind nicht richtig im Unterricht mitmachen kann, weil ihm ständig irgendwas an Material fehlt", erläuterte Ricken. Mitzubringen ist in jedem Fall die Liste der Schule, auf der angegeben ist, was überhaupt wirklich gebraucht wird.

"Turnsachen haben wir hier nicht", erklärte unterdessen eine der freiwilligen Helferinnen der Mutter, die mit der Liste eines ihrer Kinder vor ihr saß. "Das müssten Sie bitte noch selber kaufen." Denn in den Kammern gibt es ausschließlich Verbrauchsmaterialien.

Und völlig kostenlos gibt es diese auch nicht. "Wir nehmen dafür symbolisch etwa zehn Prozent des Einkaufswertes. Der Erlös fließt in die Anschaffung neuer Materialien. Das sind meistens nur ein paar Cent. Nur wer sich komplett neu eindecken muss für einen Erst- oder Fünftklässler und deshalb mit einer vollen Tüte hier rausgeht, der kann schon mal bis zu drei Euro bezahlen. Aber dieser Betrag ist dann für die meisten kein Problem", berichtet der Diakon.

Und wenn die rumänischen oder bulgarischen Familien kämen, die in Deutschland außer Kindergeld aktuell überhaupt keine Sozialleistungen bezögen, dann drücke man da sogar manchmal noch ein Auge zu. Damit auch diese Kinder zur Schule gehen könnten, wo sie zunächst die deutsche Sprache und die Grundregeln lernten.

Seit 2010 gibt es die Schulmaterialkammern in Homberg und Rheinhausen. "Entstanden ist die Idee zwei oder drei Jahre vorher in Hamborn. Unsere Stadtteile waren die letzten, die nachgezogen sind", so der Diakon.

(cob)
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