Duisburg Angst vor einer toten Stadt

Duisburg · Angesichts der aktuellen Spar-Spekulationen besonders im Kulturbereich warnt der RP-Gastautor davor, die Kultureinrichtungen durch immer weitergehende Mittelreduzierungen an der Rand der Handlungsunfähigkeit zu drängen.

 Im Foyer III unter dem Dach des Duisburger Theaters lief jetzt ein sarkastisches Satyrspiel zum Thema des derzeitigen Theatertreffens "Sehnsucht nach Glück" ab.

Im Foyer III unter dem Dach des Duisburger Theaters lief jetzt ein sarkastisches Satyrspiel zum Thema des derzeitigen Theatertreffens "Sehnsucht nach Glück" ab.

Foto: Stadt Duisburg

Die derzeit kursierenden Pläne zur Reduzierung oder gar Schließung kultureller Einrichtungen in Duisburg sind beängstigend und erschreckend. Insbesondere verkennen sie die existentielle Bedeutung von Kunst und Kultur und ihre Wirkung auf und in unsere Gesellschaft.

"Wir brauchen die Ideen"

Wir brauchen die Wirkungen von Kunst, wir brauchen die Ideen und Schöpfungen künstlerischer und kreativer Menschen und daher müssen wir sicherstellen, dass diese Menschen die Möglichkeit bekommen, ausgebildet und für uns alle künstlerisch tätig zu werden. Wir brauchen die andere Sicht der Dinge, die andere Sicht auf gesellschaftliche Zusammenhänge und die Art, für die wir uns entschieden haben, miteinander zu leben. Wir brauchen diese Sicht, die nur die Kunst und der Künstler uns geben kann. Wir alle brauchen auch die flüchtigen Momente der Vollkommenheit, das Erleben des Vollendeten. Es macht uns reich und lässt uns manches anders beurteilen. Wir brauchen die in der Kunst liegenden Verweise auf eine jenseitige Welt, die uns helfen können, Antworten auf die Fragen nach unserer Endlichkeit zu finden. Wir brauchen auch den momentanen Ausdruck von Kraft und Lebensfreude, von schierer Lust am Dasein, von purer Freude am Spiel und am Leben. Wir brauchen den freien Geist und müssen ihm die Möglichkeit geben, sich zu entfalten.

Die Umsetzung der Sparpläne werden aus einer lebendigen Stadt eine tote Stadt machen. Es gibt nicht nur eine Verantwortung für den städtischen Haushalt, es gibt auch eine Verantwortung für das Leben in der Stadt.

Man muss sich fragen, ob den Entscheidungsträgern diese Verantwortung wirklich bewusst ist. Wenn wir eine friedfertige, tolerante und nicht zuletzt fröhliche Stadt-Gesellschaft sein wollen, dann geht das nicht ohne die Nachdenklichkeit und Ernsthaftigkeit, die Lebensfreude und Spiellust der Kunst. Es schließt sich aus. Wir haben es in der Hand, in welcher Welt und welcher Gesellschaft wir leben wollen. Hören wir auf damit, den Sinn öffentlich geförderter Kunst und Kultur in Frage zu stellen. Hören wir auf, diese sogenannten freiwilligen Leistungen durch immer weitergehende Sparmaßnahmen einzuschränken und so die Kultureinrichtungen an den Rand der Handlungsfähigkeit zu drängen.

Und lassen wir die Kulturschaffenden endlich in Ruhe ihrer für uns alle so wichtigen Arbeit nachgehen. Das ständige Sich-Legitimieren-Müssen ist lähmend, zermürbend und frustrierend. Fragen wir uns nicht nur, ob wir uns Kunst und Kultur leisten können, fragen wir uns auch, ob wir es uns wirklich leisten können, auf sie zu verzichten.

(RP)
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