Duisburg Am Samstag heulen die neuen Sirenen

Duisburg · Dann testet die Stadt Duisburg ihr neues Gefahren-Warnsystem, das nach jahrelanger Planung jetzt in Betrieb gehen soll. Bürger werden mit einer Broschüre informiert.

 Hinter jedem blauen Kreis verbirgt sich ein Standort für eine der neuen Warnsirenen.

Hinter jedem blauen Kreis verbirgt sich ein Standort für eine der neuen Warnsirenen.

Foto: Stadt Duisburg

Wenn am 23. November, um exakt 12 Uhr, das gemütliche Wochenendtreiben in der Innenstadt rund um den Weihnachtsmarkt kurzfristig durch schrilles Sirenengeheule unterbrochen wird, muss sich trotz der befremdlichen Situation niemand ernsthafte Sorgen machen. Die Stadt Duisburg testet übermorgen zum ersten Mal das neue Gefahren-Warnsystem, das künftig vor akuten Gefahrensituationen wie industrielle Schadstoffaustritte oder Großbrände warnen soll. Nach einer etwa fünfjährigen Planungsphase wurde Ende des vergangenen Jahres die letzte neue Sirene installiert. Nun soll das System in Betrieb gehen. Ein letzter Probelauf soll klären, wie laut und flächendeckend die neue Anlage ist.

Beschlossen wurde die Einführung des neuen "Warnkonzeptes" bereits im Februar 2008. Ausschlaggebend war damals die Erkenntnis, dass nach der kostenbedingten Demontage der städtischen Sirenenanlagen Ende der 90er Jahre keine ausreichend zuverlässigen Warnanlagen mehr existierten. 20 Jahre nach der Entscheidung, gebietsübergreifende Warnanlagen abzubauen, ruderte die Stadtführung zurück. Inzwischen ist das neue, weitaus modernere System fertiggestellt. Auf 67 Dächern im Stadtgebiet thronen die Hightech-Sirenen fast unsichtbar, dafür aber umso besser hörbar.

Anders als ursprünglich geplant geben die neuen Warnsirenen keine Sprachdurchsagen wieder. Es bleibt bei schrillen Warntönen in unterschiedlichen Frequenzen. Das wiederum ruft Kritiker auf den Plan. Skeptiker befürchten, dass viele Menschen die Warnsignale nicht verstehen könnten, das hätten in der Vergangenheit insbesondere Fälle aus Nachbarstädten wie Krefeld gezeigt, als viele Anwohner nicht wussten, wie sie sich beim Ertönen der Warnsignale zu verhalten hatten. Andererseits: Würden Bürger mit Sprachdurchsagen beispielsweise gewarnt, die Fenster zu öffnen, dann würden sie wohl genau das tun, um die Durchsage zu verstehen.

Um die Bürger über das Verhalten im Gefahrenfall aufzuklären, hat die Stadt Duisburg eine Informationsbroschüre entwickelt. In dem Schreiben wird in deutscher, englischer und türkischer Sprache über das neue Warnkonzept informiert, ebenso ist darin eine Erläuterung der Signaltöne vorzufinden. Ein einminütiger auf- und abschwellender Heulton bedeutet Gefahr. Erklingt ein monotoner Dauerton, ist die Gefahr vorüber. Inzwischen hat die Stadt damit begonnen, das Informationsheft allen Haushalten zuzustellen. Leiter von Schulen und Kindergärten, die im Notfall für das Wohl vieler Menschen verantwortlich sind, erhalten überdies eine gesonderte Notfall-Anleitung. Zugezogene werden die Broschüre in Zukunft direkt bei der Ummeldung im Bürgerservice erhalten.

Die Wiederaufrüstung bringt indes nicht nur einen bürokratischen Mehraufwand mit sich, sie kostet auch viel Geld. Nach eigenen Angaben investierte die Stadt rund 950 000 Euro in das neue Warnsystem. Die Hälfte dieser Ausgaben wurde von ortsansässigen Unternehmen wie ThyssenKrupp, der Hafen AG, der Stadtwerke und dem Chempark Uerdingen übernommen. Die Wartung der Anlage verursacht jährlich Kosten in Höhe von 15 000 Euro.

(RP)
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