Duisburg Am offenen Herzen

Duisburg · Im Herzzentrum Meiderich wurden in rund 20 Jahren 50 000 Operationen am offenen Herzen durchgeführt. Für das routinierte Chirurgenteam zählen vor allem Schnelligkeit und das Wohl des Patienten.

Vor genau sieben Tagen litt Marco Gottwald an einer lebensgefährliche Erweiterung seiner Hauptschlagader direkt am Herzen. Über sieben Zentimeter groß war der Durchmesser seiner Aorta – normal sind drei Zentimeter. Wäre die Ader geplatzt, hätte der Mann aus Bocholt sterben können. Gestern aber war kaum noch etwas von diesem lebensbedrohenden Zustand zu erkennen. Nur ein weißes Pflaster, dass aus dem Kragen seiner Trainigsjacke herausschaute, zeugte von der schweren Operation. Statt angeschlagen im Bett zu liegen, wirkte der 37-Jährige fit und fröhlich.

Herzen still stehen lassen

Marco Gottwald wurde von den Chirurgen des Herzzentrums in Meiderich am offenen Herzen operiert. Sein Herz wurde angehalten und der Blutkreislauf durch eine Herz- Lungenmaschine in Gang gehalten. Bereits 50 000 Operationen dieser Art führten Prof. Dr. Sabine Däbritz, Chefärztin der Herzchirurgie, und ihr Team durch.

"Das Herz wird mit einer lähmenden Lösung gefüllt. So hört es auf zu schlagen. Wenn diese Lösung ausgespült wird, beginnt das Herz wieder damit, Blut durch den Körper zu pumpen", erklärte Prof. Dr. Sabine Däbritz. Während sein Herz gelähmt war, wurde Marco Gottwald an die Stelle seiner erweiterten Aorta eine Adern-Prothese inklusive mechanischer Herzklappe eingepflanzt. "Das alles muss schnell gehen, denn die Herz-Lungenmaschine ist ungesund", sagte die Chefärztin. Deswegen werden Herzen nur für eine kurze Zeit von etwa 30 Minuten angehalten.

Prof. Dr. Sabine Däbritz erklärte, dass diese Prozedur nicht bei jeder Herz-Operation nötig sei. "Das Herz muss nur angehalten werden, wenn man es aufschneidet. Es darf keine Luft in den Blutkreislauf gelangen, das kann tödlich sein." Bypässe und Eingriffe, die am Äußeren des Herzens vorgenommen werden, können hingegen ohne Einsatz der Herz-Lungenmaschine durchgeführt werden.

Eingespieltes Team

Das Team um die Chefärztin ist so erfahren, dass eine schwere Herzoperation in rund zwei Stunden abgeschlossen ist. Dies ist aber nur möglich, da es sich bei den Chirurgen Dr. Nikolaus Evangelopoulus, Dr. Nazif Atmaca und Prof. Dr. Mohamed El Gabry um Ärzte mit vielen Jahren Erfahrung und jeweils rund 13 000 Stunden Operationsroutine handelt. "Schneller als bei uns geht es nicht", so Prof. Dr. Sabine Däbritz lachend.

Davon profitierte Marco Gottwald. "Ich bin erstaunt, wie gut es mir geht. Es könnte nicht besser sein. Ich bin schon Treppen gestiegen – sieben Tage nach der Operation." Mit der Prothese so nah am Herzen kann er nun für den Rest seines Lebens gut auskommen, wenn auch mit Medikamenten.

(RP)
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