Duisburg Am Dienstag kommt der Bischof

Duisburg · Am 3. Januar wird Ruhrbischof Dr. Franz-Josef Overbeck den Duisburger Norden besuchen, um mit den Katholiken über die geplanten Kirchenschließungen zu sprechen. Eine schwierige Visite, eine schwierige Lage.

 Mit einer Lichteraktion in der St.-Norbert-Kirche hatten Ende Oktober zahlreiche Katholiken gegen die geplanten Kirchenschließungen im Duisburger Norden protestiert.

Mit einer Lichteraktion in der St.-Norbert-Kirche hatten Ende Oktober zahlreiche Katholiken gegen die geplanten Kirchenschließungen im Duisburger Norden protestiert.

Foto: Probst, Andreas

Am Dienstagnachmittag macht Bischof Dr. Franz-Josef Overbeck seine Ankündigung wahr und wird die von der Schliepung bedrohten Kirchen in Hamborn besuchen. Im Anschluss an einen Rundgang durch die Pfarrei St. Norbert wollen sich der Bischof und seine Begleiter in einer Diskussionsrunde den Argumenten der betroffenen Gemeinden stellen. Der Duisburger Bundestagsabgeordnete Hans Pflug hat sich bereit erklärt, diese Diskussion zu moderieren.

Seit Wochen demonstrieren engagierte Katholiken mit zahlreichen Aktionen gegen den "Kirchenkahlschlag im Duisburger Norden". Die Visite des Bischofs ist vor diesem Hintergrund schwierig. Aber auch die Lage der Gemeinden ist schwierig. Seit der Gründung des Bistums Essen im Jahr 1958 ist die Zahl der Katholiken in Duisburg erheblich geschrumpft.

1958 wurden in den Duisburger Gemeinden des Bistums Essen 249 627 Katholiken gezählt. 1991 waren es noch 154 602 und 2010, bei der jüngsten Statistik, waren es nur noch 107 557. Dramatisch sank auch die Zahl der Gottesdienstbesucher. 1958 wurden 73 563 an den Kirchenausgängen registriert; 2010 nur noch 8561. Die Anzahl der Taufen sank von 3916 im Jahr 1958 auf nur noch 595 im Jahr 2010.

Die gesamtstädtische Tendenz zeigt sich auch in den Gemeinden des Duisburger Nordens. Das frühere Dekanat Hamborn, das sind heute die Pfarreien St. Norbert und St. Johann, zählte vor 53 Jahren 70 931 Katholiken; Ende des vergangenen Jahrs waren es noch 25 806. Die Zahl der Gottesdienstbesucher sank von 20 290 im Jahr 1958 auf 2594 im Jahr 2010. 1958 wurden im Norden 1090 Menschen katholische getauft, im vergangenen Jahr 180.

Aus Sicht des Bistums Essen ist wegen des dramatischen Rückgangs der Katholikenzahl, was zu sinkenden Kirchensteuereinnahmen führt, die Schließung von zahlreichen Kirchen alternativlos. Die Frage ist nur, welche Kirchen geschlossen werden sollen und welche erhalten bleiben.

Im Duisburger Norden führen Gemeindemitglieder starke Argumente an, um den Erhalt jeweils ihrer Kirche zu begründen. So ist die Kirche St. Norbert bislang Pfarrkirche, kam als "weitere Kirche" bislang nie in Betracht. Außerdem wurden in den vergangenen drei Jahren rund 1,5 Millionen Euro in die Kirchensanierung investiert.

Die Kirche St. Barbara wird von engagierten, eher bürgerlich geprägten Katholiken besucht. Außerdem gibt es in der Gemeinde einen Kindergarten, der mit der Kirche verbunden ist. Die Kirche St. Peter hat eine besondere Bedeutung, weil sie sich in unmittelbarer Nachbarschaft zur großen Marxloher Moschee befindet und ein Symbol des christlich-islamischen Dialogs ist.

Vergleichsweise schwach fällt der Widerstand gegen die Schließungspläne der Kirche St. Konrad aus, die bislang Filialkirche von St. Peter in Marxloh ist. Einige sprechen von einer Diaspora-Situation im früheren Dekanat Hamborn, ein Gebiet also, in dem Katholiken eine deutliche Minderheit bilden.

(RP)
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