Duisburg Alltours-Chef spielt auf Zeit

Duisburg · Der Prozess gegen Reiseunternehmer Willi Verhuven vor dem Duisburger Amtsgericht wurde nach 20 Minuten vertagt. Der 62-Jährige soll einen Polizisten angefahren haben. Neue Gutachten sollen seine Unschuld beweisen.

Duisburg: Alltours-Chef spielt auf Zeit
Foto: dpa, Marius Becker

Betont lässig, braun gebrannt und offenbar bester Laune schreitet Willi Verhuven an der Seite seiner Anwälte gestern Morgen in den Sitzungssaal 201 am Duisburger Amtsgericht. Selbstbewusst lächelt der Angeklagte in die Objektive der zahlreich anwesenden Fotografen und in die TV-Kameras. Bloß nicht unsicher wirken, mag sich der Geschäftsführer des Reisekonzerns Alltours zum Prozessauftakt vorgenommen haben.

 Willi Verhuven.

Willi Verhuven.

Foto: dpa, Marius Becker

Angeklagter schweigt

Knapp 20 Minuten später ist die Vorstellung bereits wieder vorbei. Die Vorsitzende Richterin Gabriele Oelze lässt zwei von der Verteidigung geforderte Gutachten zu, vertagt das Verfahren auf unbestimmte Zeit. Damit ist ungewiss, ob Verhuven, der am 21. März mit seinem Mercedes einen Polizisten angefahren und dabei leicht verletzt haben soll, noch vor Jahresende wieder vor Gericht erscheinen muss.

Der 62-jährige Klever äußerte sich gestern nicht zu den Vorwürfen, ist aber von seiner Unschuld überzeugt. In einer Mitteilung der Verteidigung heißt es: "Es ist gut, dass das Gericht mit der notwendigen Ruhe und Sorgfalt an das Verfahren herangeht und den Anträgen der Verteidigung nachgekommen ist." Noch ausstehende Beweiserhebungen würden den Angeklagten entlasten und die Darstellung des Polizisten widerlegen.

Konkret geht es um ein fachärztliches sowie ein unfalltechnisches Gutachten, mit deren Hilfe bewiesen werden soll, dass kein Zusammenhang zwischen den Verletzungen des Polizeibeamten und den Beschädigungen an Verhuvens Auto besteht. Ein bereits vorliegendes medizinisches Gutachten zweifelt die Verteidigung an und wirft der Staatsanwaltschaft vor, den Ausführungen des Polizisten "blind gefolgt" zu sein. Unter Berücksichtigung der neuen Gutachten muss nun geklärt werden, was im Frühjahr tatsächlich geschah.

Der Anklage zufolge hatte Motorradpolizist Jörg v. G. (47) im Bereich des Duisburger Innenhafens mit seinem Fahrzeug eine Straßensperre eingerichtet, um eine Demonstration zu sichern. Verhuven, der in seinem Mercedes SL auf dem Weg zur Firmenzentrale war, soll zunächst vor der Sperre gehalten haben. Mit den Worten er, der Polizist hätte kein Recht dazu, ihn aufzuhalten, fuhr der Alltours-Chef laut Anklage auf den Beamten zu. Dieser sei zunächst zurückgewichen, dann aber mit den Beinen gegen die Stoßstange des Autos geprallt und über die Motorhaube auf den Boden gestürzt. Dabei soll sich der Polizist am Knie verletzt haben.

Richterin Oelze sprach gestern von einem sechsmal sechs Millimeter großen Bluterguss. Der Beamte, der als Nebenkläger im Prozess auftritt, war nach eigenen Angaben zwölf Tage dienstunfähig. Eine Aussage konnte er gestern nicht machen.

Die Schilderung des Alltours-Chefs Verhuven klingt hingegen so: Der Polizist sei auf die Motorhaube seines Autos gesprungen und habe einen Scheibenwischer abgerissen. Eine Anzeige wegen Sachbeschädigung läuft.

(RP/rl/top)
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