Duisburg Alles in Bewegung

Duisburg · Ob Kinder mit ADHS oder Entwicklungsstörungen zu kämpfen haben: Bewegungstherapie kann helfen. Im Therapie- und Bewegungszentrum geben ausgebildete Therapeuten Kurse schon für die Kleinsten.

Spielen, ausgelassen toben oder im Wasser plantschen – Bewegung kann so richtig Spaß machen. Und doch ist Sport für viele Kinder ein Fremdwort. Lieber zocken sie stundenlang Computerspiele oder lassen sich vor dem Fernseher berieseln.

Diese Kinder spielerisch an die Bewegung heranzuführen, ist eines der Ziele der Bewegungs- und Gesundheitsförderung am Institut für Gesundheitsförderung und Sporttherapie(IGS) am Klinikum Duisburg. Im Angebot: Kinderschwimmkurse (die schon im Babyalter mit sogenannter „Wassergewöhnung“ beginnt), Tanz, Yoga und – Taiwando. Klingt wie eine fernöstliche Kampfsportart und ist tatsächlich ein Selbstverteidigungskursus für Jungen und Mädchen im Alter zwischen sieben und 13 Jahren. „Dabei werden dem Kampfsport nachempfundene Bewegungsmuster eingesetzt und auch viel mit Atmung gearbeitet“, erklärt Holger Sikorski, diplomierter Sportwissenschaftler und Sporttherapeut. Er leitet das Therapie- und Bewegungszentrum. Der Bereich für Kinder liegt ihm offensichtlich besonders am Herzen.

Nicht üben, sondern spielen

Alle Kurse, berichtet er, seien kein reines üben, alles werde spielerisch in Kleingruppen von jeweils etwa sechs Kindern ausprobiert. Geleitet werden die Gruppen von einem der rund zwölf Bewegungstherapeuten des Zentrums.

Bewegungstherapie bei ADHS

Im Jahr 2001 fand der erste Kinderkursus „Psychomotorische Bewegungsförderung“ im Therapie- und Bewegungszentrum am Klinikum statt. „Bis heute ist dieser Rehabilitationskursus unser Stammangebot“, so Sikorski. Er richtet sich an Kinder, denen äußere Reize fehlen, um sich normal zu entwickeln oder die Entwicklungsdefizite haben. Zu ihnen gehören Kinder mit der Krankheit ADHS ( Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung): Diese kleinen Zappelphilippe haben damit zu kämpfen, dass ständig äußere Reize auf sie einprasseln, die sie nicht so schnell verarbeiten können. Darauf reagieren sie mit Hyperaktivität, oft auch mit aggressivem Verhalten. „Die psychomotorische Bewegungsförderung im Wasser wirkt bei ihnen wahre Wunder“, hat Sikorski festgestellt. „Das Wasser übt Druck auf den Körper aus und gibt dadurch Orientierung“, erklärt er.

Oberste Maxime der Motopäden (Bewegungstherapeuten mit pädagogischer Ausrichtung): Es wird gespielt, nicht geübt. „Außerdem soll die wöchentliche Therapie für die Kinder wie eine normale Sportgruppe sein“, sagt Holger Sikorski. Auf keinen Fall sollen sich die kleinen Patienten stigmatisiert fühlen. Bei der Behandlung von ADHS ist die Bewegungstherapie allerdings nur ein einzelner, wenn auch wichtiger Teil der Behandlung. Medikamente und Therapien helfen zusätzlich, damit die Kinder lernen, ihre Krankheit so gut wie möglich in den Griff zu bekommen.

Ob es um Gesundheitsförderung oder Rehabilitation geht, die Eltern werden im Bewegungszentrum des Klinikums immer mit einbezogen. „Wir informieren sie, was sie tun können“, sagt Sikorski. Denn ohne die Unterstützung der Eltern helfe auch keine Therapie.

(RP)
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