Angeblicher Auftrag der Russen-Mafia Aldi-Erpresser zur Tat gezwungen?

Duisburg · Hinter der versuchten Erpressung von Aldi Süd im vergangenen Sommer soll die russische Mafia stecken. Das behauptet jedenfalls der 61-jährige Tatverdächtige. Er muss sich seit Mittwoch vor einem Gericht in Duisburg für die Tat verantworten.

Mutmaßlicher Aldi-Erpresser vor dem Landgericht Duisburg
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Mutmaßlicher Aldi-Erpresser vor dem Landgericht Duisburg

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Vom Urlaubsparadies auf die harte Anklagebank: Vor dem Duisburger Landgericht hat am Dienstag der Prozess gegen einen Aldi-Erpresser begonnen. Der 61-jährige Mann aus Österreich hat bereits gestanden, von Thailand aus E-Mails an das Handelsunternehmen Aldi Süd geschickt zu haben, in denen er die Zahlung von 15 Millionen Euro forderte. Ansonsten würden vergiftete Lebensmittel in den Filialen der Kette hinterlegt.

"Habe nur die Verhandlungen geführt"

Zum Prozessauftakt sagte der Angeklagte, der in Pattaya ein deutschsprachiges Magazin herausgibt, dass er von einer russischen Mafia-Organisation zu der Tat gezwungen worden sei: "Ich habe nur die Verhandlungen geführt", erklärte er den Richtern. Er sei am 9. Mai 2012 in Thailand zu einer Party eingeladen worden, auf der er mit einem Übersetzungsauftrag geködert worden sei. Später habe sich dann herausgestellt, dass es sich um Erpresserbriefe gehandelt habe. Die russischen Auftraggeber hätten ihn jedoch gezwungen, nun auch die Verhandlungen mit Aldi zu führen.

Der Angeklagte hatte sich in seiner ersten E-Mail tatsächlich als Mitglied einer "weltweit operierenden Organisation mit Sitz in Russland" gemeldet. Das Geld sollte laut Anklage in zwei Überweisungen innerhalb von 36 Stunden an eine kanadische Bank überwiesen werden. Tatsächlich hatten sich die Verhandlungen jedoch fast zweieinhalb Monate bis Anfang September 2012 hingezogen. Anschließend hatte sich der 61-Jährige nicht mehr gemeldet, da er laut Anklage keine Möglichkeit mehr sah, seine Forderung durchzusetzen.

Eher Bürger als Erpresser

Sein Verteidiger Hans Reinhardt bezeichnete den Erpressungsversuch am Rande des Prozesses als "naiv", da sein Mandant die E-Mails von seinem eigenen Computer verschickt habe. Die Aufdeckung seiner Identität sei deshalb nur eine Frage der Zeit gewesen. Zuletzt war der Angeklagte von den Fahndern sogar mit seinem richtigen Namen angesprochen worden. "Er hat sich das alles viel einfacher vorgestellt", sagte Reinhardt. Von seiner Struktur her sei der Angeklagte kein Erpresser, sondern eher ein Betrüger.

(lnw/sgo/jco/EW)
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