Duisburg Ärztin aus Nächstenliebe

Duisburg · Vor 30 Jahren finanzierte die Meidericher Gemeinde St. Michael einer indischen Ordensschwester ein Medizinstudium. Jetzt besuchte „Schwester Anni“, die nun eine Klinik im Armenviertel leitet, ihre Gönner von einst.

Vor 30 Jahren hatte die Meidericher Gemeinde ihr ein Medizinstudium in Deutschland ermöglicht. Jetzt war die indische Ordensschwester Josi Alilakuzhy zu Gast in ihrer „Patengemeinde“.

Nächstenliebe und Hilfsbereitschaft sind zwei Werte, die für das Christentum eine große Bedeutung haben. Die Spende für ein Hilfsprojekt oder eine karitative Einrichtung gehören genauso zum Christ-sein, wie der Besuch des Gottesdienstes und der Eucharistiefeier. Die Gemeinde St. Michael in Meiderich hatte eben diese Nächstenliebe und Hilfsbereitschaft auf ganz besondere Weise gezeigt, als sie die eine junge Nonne aus Indien bei ihrem Medizinstudium unterstützte. Josi Alilakuzhy, Schwester Anni genannt, fand in Meiderich nicht nur finanzielle, sondern auch moralische Unterstützung.

Nach vielen Jahren hatte Schwester Anni nun zum ersten Mal die Gelegenheit, nach Deutschland zu reisen. In der St.-Michael-Kirche feierte sie bei ihrem Aufenthalt einen Dankgottesdienst mit der Gemeinde. In einem anschließenden Empfang berichtete sie über ihre Arbeit in Indien.

Die kleine Frau mit den grauen Strähnen trägt einen schlichten rosafarbenen Sari, ihre Ordenstracht, und ein einfaches silbernes Kreuz. Der bescheidenen, fast scheuen Ordensschwester aus dem Karmeliterorden scheint die viele Aufmerksamkeit in der Pfarrgemeinde St. Michael fast unangenehm zu sein.

Als 25-Jährige zuletzt hier

Im Alter von 25 kam Schwester Anni nach Deutschland, um hier Medizin zu studieren. „Sie hat in unserer Gemeinde offene Hände und viel Hilfe gefunden, um ihre Ausbildung abzuschließen und als Ärztin in Indien zu arbeiten“, berichtete Gisela Jerig. Heute leitet Schwester Anni eine Klinik im indischen Bundesstaat Kerala.

„Mein Krankenhaus liegt in einem der rückständigsten Bundesstaaten Indiens“, berichtete Schwester Anni. „Wir haben dort mit tropischen Krankheiten, wie Malaria, aber auch mit Tuberkulose und Verletzungen durch wilde Tiere zu kämpfen.“ Schwester Annis Fachgebiet ist aber die Gynäkologie. In ihrem Krankenhaus mit rund 30 Betten ist sie eine gefragte Bezugsperson für schwierige Fälle der Geburtshilfe.

„Viele Patienten haben nicht genug Geld für eine Behandlung, auch wenn wir die Medikamente so preiswert wie nur möglich anbieten. Sie können sich oft kein Krankenhausessen leisten, deshalb kommen Angehörige zu ihnen und kochen für sie“, so die Ärztin und Ordensfrau.

Da die Inderin nach vielen Jahren die deutsche Sprache ziemlich verlernt hatte, dolmetschte ihr Bruder, Pater Paul Alilakuzhy, der heute in Meiderich lebt, für sie. „Vieles hat sich in Indien geändert, trotzdem gibt es aber immer noch sehr entlegene Orte“, so Pater Paul. Der Hauptgrund für Schwester Annis Besuch in Deutschland war ihre Wunsch, Dankbarkeit zu zeigen: „Es ist ein Wunder, dass so viele Menschen für meine Ausbildung gespendet haben. All dies zeigt die große Güte und Nächstenliebe des Christentums.“

(RP)
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