Duisburg Ärger um Loveparade im Karneval

Dortmunder Karnevalisten schrecken nicht davor zurück, das Thema Loveparade satirisch aufzubereiten. Das bringt die Duisburger Jecken auf die Palme. Auch Betroffene der Katastrophe fühlen sich verletzt.

Zum Anbeißen: Hofdamen treffen auf Schlangen
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Joachim Loosen ist empört: "Das ist an Geschmacklosigkeit nicht zu überbieten. Da hört jeglicher Spaß auf." Der Geschäftsführer der Duisburger Karnevalsgesellschaft (KDV) ist verärgert über die Macher der alternativen Dortmunder Karnevalssitzung "Geierabend", die nicht davor zurückschrecken, die Loveparade in ihren Veranstaltungen satirisch aufzubereiten. "Leider kann man das nicht verbieten, aber wir distanzieren uns in aller Deutlichkeit davon."

Die Kabarettisten des "Geierabends" widmen Duisburgers Oberbürgermeister Adolf Sauerland in ihrem Programm eine bitterböse "Hymne" und machten ihn zum Anwärter für den "Pannekopporden", der alljährlich an Personen mit "besonderen Verdiensten" für das Ruhrgebiet verliehen wird. Abgestimmt werden konnte für die zweifelhafte Ehre im Internet, wobei Sauerland außer Konkurrenz als unwählbar aufgeführt wurde. Begründung: Man hätte den beiden anderen Kandidaten auch eine Chance auf den Sieg einräumen wollen.

"Die sollen in Dortmund mal besser vor ihrer eigenen Haustür kehren. Was haben die mit der Loveparade zu tun?", fragt Loosen. Spaß auf Kosten von 21 Toten zu machen, gehe eindeutig zu weit, meint auch der aus Duisburg stammende Kabarettist Kai Magnus Sting. Das sei indiskutabel. "Witze über die Loveparade würde ich nie machen", sagt Sting.

Geierabend-Sprecher Martin Juhls weist die Kritik zurück. Das Programm sei schließlich satirisch, und da sei alles erlaubt. Er könne die entstandene Aufregung nicht verstehen. Aus dem Programm, das noch bis März in der Zeche Zollverein aufgeführt wird, sollen die "Loveparade-Sketche" seines Wissens nach nicht genommen werden.

Betroffene der Katastrophe sehen das anders. Sie fühlen sich verunglimpft. "Das verletzt uns sehr. Das darf man nicht machen", sagt Pascal Reinhard. Der 23-Jährige überlebte die Massenpanik auf der Loveparade, hat aber immer noch unter den psychischen Spätfolgen zu leiden. "Witze über die Tragödie sind einfach nicht zum Lachen", sagt er. Vor der Pause jeder Aufführung tritt beim "Geierabend" ein "Panikforscher" auf, der den Gästen im Saal erklärt, wie der Raum sicher durch einen Tunnel zu verlassen ist. Die Einlage soll an den Duisburger Verkehrs-Experten Michael Schreckenberg erinnern, der das Entfluchtungskonzept für die Loveparade auf der Rampe und im Tunnel ausgearbeitet hatte.

Juhls beschwichtigt: "Auf gar keinen Fall ist es unsere Absicht, Opfer mit dem Programm zu verletzten. Bei allen, die so empfinden, entschuldigen wir uns." Die Stadt Duisburg wollte sich zu dem Thema nicht äußern. Beim Duisburger Karneval wird die Loveparade keine Rolle spielen. "Das gehört sich nicht", sagt Duisburg Karnevalsprinz Jürgen II.

(csh)
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