Duisburg Abschied nach 4000 Museumsführungen

Duisburg · 26 Jahre lang hat Barbara Wolf-Meyer vielen Menschen die Kunstwerke im Lehmbruck-Museum nahegebracht.

 Barbara Wolf-Meyer bei ihrer letzten Führung im Lehmbruck-Museum. Die Schüler aus Odenthal waren interessierte Zuhörer und Diskussionspartner.

Barbara Wolf-Meyer bei ihrer letzten Führung im Lehmbruck-Museum. Die Schüler aus Odenthal waren interessierte Zuhörer und Diskussionspartner.

Foto: pk

Gezählt hat Barbara Wolf-Meyer die Anzahl der Führungen, die sie im Laufe von 26 Jahren als freie Mitarbeiterin des Lehmbruck-Museums geleitet hat, nicht. Jetzt, bei ihrer letzten Führung, haben wir gemeinsam nachgerechnet und sind auf rund 4000 Führungen unter ihrer Leitung gekommen. Der Kunst-Leistungskurs des Odenthaler Gymnasiums, der zusammen mit seiner Lehrerin Silvia Häck ins Lehmbruck-Museum gekommen war, um Schlüsselwerke der Kunst des 20. Jahrhunderts "live" kennenzulernen, zeigte sich nach der Führung begeistert: Barbara Wolf-Meyer war es wieder einmal gelungen, einer Gruppe die Werke von Wilhelm Lehmbruck, Günther Uecker, Joseph Beuys, Christian Boltanski, Jannis Kounellis oder Duane Hanson näherzubringen.

Barbara Wolf-Meyer ist die erfahrenste Kunstführerin im Lehmbruck-Museum. Sie hat im Laufe der Jahre alle möglichen Gruppen durchs Museum geführt und dabei Werke der ständigen Sammlung oder auch Arbeiten der Sonderausstellungen erläutert. Für jede Gruppe muss sie einen eigenen Zugang finden: Mal führt sie Kinder durchs Museum, mal junge Schüler; mal - wie jetzt - die Abiturienten aus Odenthal, mal Managergruppen oder Senioren aus einem Altenheim. Wichtig ist ihr, dass niemals der Eindruck entsteht, dass hier jemand ein auswendig gelerntes Wissen abspult. Ohne Begeisterung für die Sache und die Menschen könne man keine gute Museumsführung machen, meint Barbara Wolf-Meyer: "Jede Führung ist für mich wie neu", sagt die in Kalifornien aufgewachsene Kunsthistorikerin, die nach dem Highschul-Abschluss nach Deutschland kam, um in Mainz Kunst zu studieren.

Die Liebe brachte sie nach Duisburg. Sie hatte sich in Mainz in einen Studenten verliebt, der nach dem Studium am Landfermann-Gymnasium eine Stelle fand. Die beiden sind bis heute verheiratet. Vor wenigen Tagen ging ihr Mann in Pension, und das Ehepaar Wolf-Meyer hat beschlossen, in ein Haus am See in Plön (Schleswig-Holstein) zu ziehen. Der Abschied von der Duisburger Museumsarbeit fällt Barbara Wolf-Meyer schwer, doch freut sie sich auch auf ihren neuen Lebensabschnitt.

Die Odenthaler Kunstlehrerin Silvia Häck gehört zu denen, die die lebendigen Kunstführungen von Barbara Wolf-Meyer vermissen werden. Schon mit vielen Schulklassen ist Silvia Häck ins Lehmbruck-Museum gekommen; Barbara Wolf-Meyer wurde schnell ihre Wunsch-Führerin. Sie hat das Talent, künstlerische Ideen und Konzepte, auch Rätselhaftes und Umstrittenes ungemein authentisch zu vermitteln. Herrlich, wie sie Günther Ueckers Nagelwürfel vorstellt und zusammen mit den Schülern über den Titel "Grab der verlorenen Erinnerung" philosophiert. Sie lässt die Ideen von Joseph Beuys lebendig werden, skizziert schnörkellos, aber mit viel Sensibilität die Besonderheit der Kunst Lehmbrucks; zeigt, wie Duane Hansons Environment zum Vietnamkrieg bei der Erstpräsentation wirkte und fragt die Schüler nach ihrem Jetzt-Eindruck, oder sie diskutiert den Hintergrund von Christian Boltanskis "Inventar"-Arbeit, bei der Duisburger aufgefordert wurden, Lieblingsspielzeug als Dauerleihgaben dem Museum zur Verfügung zu stellen.

"Der schönste Erfolg ist für mich, wenn Schüler, die anfangs sichtlich gelangweilt an der Führung teilnehmen, am Schluss sagen 'war ja gar nicht so schlecht'", sagt Wolf-Meyer. Aber natürlich freut sie sich, dass sie mit den Odenthaler Gymnasiasten eine Schülergruppe führen konnte, die mit Interesse und Neugier bei der Sache waren. Ein schöner Abschied vom Lehmbruck-Museum. Das Ehepaar Wolf-Meyer wird der Stadt Duisburg nicht vollständig den Rücken kehren. Sie werden oft hier sein, schließlich lebt der 24-jährige Sohn noch hier.

(pk)
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