Duisburg Abschied nach 38 Jahren

Duisburg · Seit 1974 leitet der aus Bulgarien stammende Vollblutmusiker das Studio-Orchester Duisburg. Mit zwei Konzerten verabschiedet sich der angesehene Dirigent nun von seinem vorzüglichen Ensemble.

 Mehr als 200 Konzerte des Studio-Orchesters Duisburgs hat Peter Baberkoff dirigiert. Am Sonntag, 29. April, 18 Uhr, gibt er im Stadttheater sein Abschiedskonzert, das am 13. Mai im Huckinger Steinhof wiederholt wird.

Mehr als 200 Konzerte des Studio-Orchesters Duisburgs hat Peter Baberkoff dirigiert. Am Sonntag, 29. April, 18 Uhr, gibt er im Stadttheater sein Abschiedskonzert, das am 13. Mai im Huckinger Steinhof wiederholt wird.

Foto: ralf hohl

Wenn ein Dirigent zehn Jahre die Geschicke eines Orchesters leitet, so ist das eine lange Zeit: Jonathan Darlington war neun Jahre Generalmusikdirektor der Duisburger Philharmoniker, Georg Ludwig Jochum war als einer seiner Vorgänger sogar 24 Jahre mit diesem Orchester verbunden.

Beim Studio-Orchester Duisburg, dem ausgezeichneten Laienorchester, kann man über solche Zeiträume nur müde mit den Schultern zucken. Sein Dirigent Peter Baberkoff prägte stolze 38 Jahre die Geschicke des Orchesters. 1974 fing er in Duisburg an, seit 1987 reiste er zu jedem Probenwochenende aus Freiburg an, und bis Probenschluss arbeitet er konzentriert, fordernd und mit nicht erlahmender Energie.

Das normale Renteneintrittsalter hat der inzwischen 82-jährige Dirigent natürlich auch weit verpasst. Doch einmal muss der unausweichliche Schritt getan werden: Beim nächsten Konzert verabschiedet sich der Dirigent von seinem Orchester, und das Orchester verabschiedet sich von seinem Dirigenten.

Peter Baberkoff ist ein vielseitiger Musiker. Er stammt aus dem bulgarischen Russe und studierte zunächst Violine und Komposition in Sofia. Die nächste Station führte ihn nach Prag, dann kam er unter abenteuerlichen Bedingungen als Flüchtling nach Wien, wo er unter anderem bei dem legendären Dirigierlehrer Hans Swarowsky studierte. Peter Baberkoff wurde Mitglied der Philharmonia Hungarica und wirkte bis 1987 als Solobratscher bei den Essener Philharmonikern.

Zwischen Freiburg und Duisburg

Als 1974 das erst vier Jahre alte Duisburger Studio-Orchester einen Dirigenten suchte, fiel die Wahl auf Peter Baberkoff. Von 1987 bis 1997 unterrichtete er außerdem als Professor für Dirigieren an der Hochschule in Freiburg. Peter Baberkoff hat das Duisburger Studio-Orchester geprägt, und dafür sind ihm die Mitglieder dankbar.

Das Studio-Orchester wurde 1970 von Ulrich Schoenholtz gegründet, als Konzertmeister wirkt seit der ersten Stunde Gerhard Stienissen. Stienissen berichtet von einer mehr als vierzigjährigen Erfolgsgeschichte. Mehr als 70 Projekte und fast 200 Konzerte wurden mit Peter Baberkoff absolviert.

Zu den Höhepunkten der Orchestergeschichte gehören 1987 ein erster Preis beim Bundeswettbewerb der Amateurorchester in Würzburg, die Teilnahme bei den internationalen Duisburger Festivals, 2009 die Tournee durch China und 2011 die Konzerte in Rom und im Vatikan. Viele ehemalige Orchestermitglieder — zu ihnen gehört etwa der weltbekannte Wagner-Sänger Albert Dohmen, der früher als Oboist mitwirkte — sind Berufsmusiker geworden, andere machen aus Freude an der Musik mit.

Und immer wieder kommt es in den Konzerten zur Zusammenarbeit mit bedeutenden Solisten. "Laienorchester haben besondere Wünsche", sagt Peter Baberkoff. Beinahe vier Jahrzehnte verstand er es, seine Instrumentalisten zu fordern und die Leistungsgrenze immer weiter in die Höhe zu schrauben.

So wird immer wieder der frische Klang des Studio-Orchesters gelobt. Allerdings verstand Peter Baberkoff es auf unnachahmliche Weise, die Qualitäten seines Orchesters zur Geltung zu bringen. Als 1987 beim Laienorchesterwettbewerb eine moderne Komposition erarbeitet werden musste, reichte Baberkoff kurzerhand unter einem Pseudonym seine Komposition "In memory" ein.

Jetzt blickt der Dirigent auf eine wunderbare Zeit zurück. Er wird sich mehr Zeit für das Reisen und für das Komponieren nehmen, und bei den Konzerten des Studio-Orchesters will er künftig als Gast dabei sein. Eine derart lange Erfolgsgeschichte verbindet, und man darf sich nicht aus den Augen verlieren.

(RP)
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