Duisburg Abrissarbeiten auf der Zielgeraden

Duisburg · Grüngürtel Fläche nimmt Formen an. Mitte nächsten Jahres soll der Park in Bruckhausen eingeweiht werden.

 Entlang der Kaiser-Wilhelm-Straße in Bruckhausen sind die meisten Häuser bereits abgerissen. In wenigen Wochen wird damit begonnen, hier einen grünen Wall anzulegen.

Entlang der Kaiser-Wilhelm-Straße in Bruckhausen sind die meisten Häuser bereits abgerissen. In wenigen Wochen wird damit begonnen, hier einen grünen Wall anzulegen.

Foto: Christoph Reichwein

Tonnenschwere Bagger prägen seit einigen Monaten das Bild in Bruckhausen. Binnen Minuten fressen sich die Kolosse durch die Mauerwerke der leerstehenden Gebäude. Grund für dieses zerstörerisch wirkende Spektakel mit der Abrissbirne ist der Grüngürtel-Nord. Er soll bekanntlich als Pufferzone zwischen Schwerindustrie und Wohnhäusern dienen. In Bruckhausen soll entlang der Kaiser-Wilhelm-Straße bis Mitte 2015 ein Park entstehen, der die Wohnverhältnisse im angrenzenden Stadtteil verbessern soll. Rund 120 Gebäude stehen dafür allein in Bruckhausen auf der Abrissliste. Für insgesamt 800 Bewohner aus 300 Wohneinheiten bedeutet dies, umzuziehen.

"94 Prozent der Haushalte sind bereits umgezogen. Bis Mitte Januar konnten bereits 70 Gebäude zurückgebaut werden", erklärt Kajetan Lis, Projektleiter Grüngürtel Duisburg-Nord von der Entwicklungsgesellschaft Duisburg (EG DU). Zurückgebaut, das heißt nichts anderes als abgerissen. "Momentan befinden wir uns in der siebten Abbruchserie, und diese verläuft planmäßig. Mitte dieses Monats beginnt die achte Phase. Und mit der letzten kann voraussichtlich Anfang April begonnen werden." Zeitgleich würden auch schon früher als erwartet die Garten- und Landschaftsbauer anrücken, um mit dem Bau des Parks zu beginnen.

Zwischenzeitlich war die Kritik an dieser Abbruchmaßnahme sehr laut. Doch die Stimmung habe sich gebessert, so Lis: "Natürlich gibt es immer noch Anwohner, die über das Projekt verärgert sind, aber mittlerweile vernehmen wir Stimmen von Nachbarn, die sich auf den Grüngürtel freuen."

Fakt ist, dass gerade in Bruckhausen schon vor dem Beginn des Projekts (2007) mit bis zu 40 Prozent der Leerstand außerordentlich groß war und dass sich dort soziale Probleme in einer Menge wie in keinem anderen Duisburger Stadtteil konzentrierten. Fakt ist weiterhin, dass allen, die für den Grüngürtel in Bruckhausen umziehen mussten, Alternativen in der Nähe angeboten wurden, "von denen auch reichlich Gebrauch gemacht wird", so Projektleiter Lis. Doch die Gegner beeindruckte das wenig. Sie kritisierten vor allem, dass hier bestehende Nachbarschaften auseinandergerissen werden und Häuser der Abbruchbirne zum Opfer fallen, die aus architektonischer Sicht erhaltenswert gewesen wären. Vor rund 100 Jahren war es durchaus noch üblich, dass Führungskräfte der damaligen August-Thyssen-Hütte unmittelbar vor dem Werkstor wohnten, und zwar ihrer Position angemessen recht vornehm und luxuriös.

Doch die Zeiten änderten sich, und das Leben am Rande von Abgasen, Staub und Dreck war alles andere als erstrebenswert. Lebten 1910 noch 25000 Menschen in Bruckhausen, waren es 80 Jahre später nur noch 8100. Statt Vorstandsdirektoren mit Spitzengehältern zog es zuletzt vor allem solche Bürger in den Industriestadtteil, die sich Wohnungen in schöneren Gegenden der Stadt nicht leisten konnten. Mit Beginn der Sanierungsarbeiten für den Grüngürtel war die Bevölkerung Bruckhausens auf 5500 geschrumpft.

Der Park vor der Haustür mit Spielplätzen. Ruhezonen, Spazierwegen und vielen Bäumen und Sträuchern soll die Lebensqualität der bleibenden Stadtteilbewohner verbessern. "Bruckhausen ist im Vergleich zu Gesamt-Duisburg ein recht junger Stadtteil", sagt Kajetan Lis. 2012 lag das Durchschnittsalter in Bruckhausen bei 33 Jahren, in ganz Duisburg bei 42 Jahren.

(RP)
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