Wichtige Verkehrsverbindung bei Duisburg Neue A40-Rheinbrücke soll noch 2023 freigegeben werden

Duisburg · Die A40-Brücke in Duisburg ist eine der wichtigsten Verkehrsverbindungen im Ruhrgebiet. Das Bauwerk ist marode, Behelfsfahrspuren und Lkw-Waagen bremsen den Verkehr. Doch der Neubau kommt voran – er dürfte zu einem neuen Wahrzeichen Duisburgs werden.

Am Samstag wurde das letzte 30-Meter-Stahlbauteil der von beiden Rheinuferseiten gleichzeitig vorangetriebenen Brücke eingesetzt – ein 500 Tonnen schwerer Riesenblock.

Am Samstag wurde das letzte 30-Meter-Stahlbauteil der von beiden Rheinuferseiten gleichzeitig vorangetriebenen Brücke eingesetzt – ein 500 Tonnen schwerer Riesenblock.

Foto: dpa/Roland Weihrauch

Mitte vergangener Woche stand Projektleiter Knut Ewald noch auf dem vorletzten Stahlbauteil der neuen A40-Brücke in Duisburg vor einer großen Lücke. Genau 30,30 Meter fehlten bis zur anderen Brückenseite – dazwischen glänzte weit unten der Rhein. Am Samstag wurde dann das letzte 30-Meter-Stahlbauteil der von beiden Rheinuferseiten gleichzeitig vorangetriebenen Brücke eingesetzt – ein 500 Tonnen schwerer Riesenblock. Der Brückenschluss ist damit fast geschafft. „Jetzt fehlen nur noch 30 Zentimeter“, sagt Ewald.

Die Duisburger A40-Brücke ist neben der Leverkusener A1-Rheinbrücke eine der wichtigsten Verkehrsverbindungen in NRW. Die Autobahn über die Brücke verbindet das Ruhrgebiet mit dem Niederrhein und den Niederlanden, neben dem gesamten Regionalverkehr rollen die Lastwagen zwischen den großen Hafenstädten Rotterdam und Duisburg über die Brücke. Für die letzten 30 Zentimeter wird die Brücke später von der linksrheinischen Seite aus vorgeschoben.

Die derzeit genutzte Duisburger Rheinbrücke war 1970 erbaut worden – für 30.000 Fahrzeuge täglich und vergleichsweise wenige und leichtere Lastwagen als heute. Inzwischen nutzen täglich mehr als 100.000 Fahrzeuge die Brücke, darunter nach früheren Landesangaben rund 10.000 Lastwagen täglich, von denen einige trotz aller Appelle immer wieder überladen sind. Bis 2030 rechnen die Fachleute mit knapp 130.000 Fahrzeugen täglich.

Das schafft die über 50 Jahre alte Brücke nicht mehr. Um sie für den Rest ihrer Zeit sicher weiterbetreiben zu können, wird sie ständig kontrolliert und ausgebessert. Die Zahl der Spuren ist auf vier begrenzt. Um das Bauwerk zu schonen, werden Lkw mit Waagen auf Überladung kontrolliert und notfalls gestoppt; all das produziert auch Rückstaus.

Der Neubau der Brücke startete nach dem Spatenstich Ende 2019 und Vorbereitungsarbeiten 2020. Es ist ein Riesenprojekt mit rund 600 Millionen Euro Bausumme. Mehrere Hundert Arbeiter sind auf der Brücke beschäftigt – allein 60 Schweißer pro Brückenseite. „Das ist Champions League, auch für mich persönlich“, sagt Bauingenieur Ewald, „so eine Chance kriegt man nicht oft im Leben“.

Im März planen die Bauherrn die feierliche Vereinigung der beiden Brückenhälften: „Brückenhochzeit“. Danach wird die Fahrbahn eingerichtet und markiert, ein Geh- und Radweg eingerichtet und mit Lärmschutzwänden abgetrennt. Ende 2023 soll das erste Brückenbauwerk eingeweiht und für den Verkehr freigegeben werden, sagt die zuständige Sprecherin des öffentlichen Straßenbauunternehmens Deges, Simone Döll. „Wir sind voll im Zeitplan.“

Das ist keine Selbstverständlichkeit. Nach nur rund einem Jahr und damit ungewöhnlich schnell habe das Großprojekt Baurecht bekommen – dank intensiver Öffentlichkeitsarbeit und Ausgleich mit den Anliegern. So wurde die erste neue Brücke nicht parallel, sondern leicht schräg zur alten errichtet, um Häuser auf der niederrheinischen Seite zu erhalten. Ganze 16 Einwendungen gab es am Ende im Planungsverfahren, sagt Döll.

Die beauftragten Firmen verwenden Stahl aus Deutschland und Österreich, der für einen schnelleren Einbau vormontiert wird. „Premiumqualität“, lobt Projektleiter Ewald. Zeitverlust und Mehrkosten wie beim Leverkusener Brückenprojekt, wo chinesische Stahlbauteile Qualitätsmängel aufgewiesen hatten, wurden damit vermieden.

Die Brücke überspannt 380 Meter Fluss ohne Pfeiler im Wasser. Sie ist damit die längste freitragende Schrägseilbrücke Deutschlands. Dieser Superlativ dürfte vor allem Ingenieure entzücken. Die vielen Tausend Pendler sehen beim Vorbeifahren eher, wie die Pylone für die Tragsysteme in den Himmel wachsen. Sie stehen am Ende 70 Meter über der Fahrbahnoberkante, sagt der Projektleiter. Bei der alten, auch nicht gerade kleinen Brücke sind es gerade 45 Meter.

Sobald die neue Brücke in Betrieb ist, wird die alte abgerissen und es wird eine zweite neue Brücke gebaut, parallel dazu, ebenfalls für die A40. 2026 ist die Freigabe dieses zweiten Bauwerks geplant. Die erste Brücke wird dann noch an die zweite herangeschoben – dann hat Duisburg ein neues Wahrzeichen.

„Die Rheinbrücke Neuenkamp ist ein Meilenstein für den Verkehr in Duisburg“, sagt Duisburgs Oberbürgermeister Sören Link. „Jeder, der täglich auf der A40 unterwegs ist, wird nach der Fertigstellung davon profitieren. Und mit ihrer spektakulären Bauweise ist sie schon jetzt ein echter Hingucker.“

(dpa/dab)
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