Duisburg A40: Bürger machen ihrem Ärger Luft

Duisburg · Die Brückensperrung wird für die Menschen am Niederrhein zum Stresstest. Gegenüber unserer Redaktion äußern Leser ihre Unzufriedenheit. Die IHK stellt einen Fünf-Punkte-Plan zur Diskussion.

Stau auf der A40, Stau in Ruhrort, Stau in Rheinhausen - die Sperrung der Neuenkamper Autobahnbrücke kostete die Autofahrer auch gestern wieder jede Menge Nerven. Wann die Sperrung aufgehoben wird, ist noch immer nicht klar. Eine Sprecherin von Straßen.NRW sprach gestern davon, dass man frühestens Mitte der Woche, eher aber wohl zum Ende hin mit den anberaumten Untersuchungen fertig werde. "So einen großen Schaden zu erfassen, dauert seine Zeit", sagte die Sprecherin. Sobald das Sanierungskonzept stehe, werde Straßen.NRW zeitnah informieren.

Vollsperrung der A40-Rheinbrücke bei Duisburg
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Die gesperrte A40-Rheinbrücke

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Foto: dpa, mg vge

Elke Hofmann, Mitarbeiterin der Duisburger Sparkasse, muss täglich aus dem Duisburger Westen zu ihrem Schreibtisch in der Innenstadt und testet derzeit, wie sie diesen Weg morgens am zügigsten zurücklegen kann. "Am Donnerstag bin ich über Ruhrort gefahren. Da war alles hoffnungslos verstopft." Danach wählte sie den Weg über Logport zur Brücke der Solidarität. "Das ging prima", sagt sie. Und auch über Krefeld und die B288 habe es einigermaßen funktioniert, auch wenn dieser Weg kilometermäßig der längste ist. "Weil meine Tochter wegen der Sommerferien derzeit in Krefeld in eine Tagesbetreuung geht, passte das allerdings ganz gut." Dennoch ist sie erleichtert, dass sie ab nächster Woche erst mal Urlaub hat und macht sich aber schon jetzt Gedanken darüber, was nach dem Ende der Ferien sein wird, wenn sie bei ihrer Zeiteinteilung nicht mehr so flexibel ist wie aktuell. "Denn dann geht meine Tochter in die Schule."

Wie viele Unternehmen in Duisburg beschäftigt auch die DVG Mitarbeiter, die tagtäglich vom Niederrhein ein- und auspendeln. "Wir fangen morgens schon um sechs Uhr an. Dann ist es mit Staus noch nicht so wild", erzählt einer von ihnen, der in der Nähe von Geldern wohnt und seit der Brückensperrung dennoch eine Viertelstunde früher als bislang aufbrechen muss. Auch der Heimweg am frühen Nachmittag dauert jetzt etwas länger. Wie er, so haben aber auch seine ebenfalls linksrheinisch wohnenden Kollegen die Erfahrung gemacht, dass die, die bis morgens nach halb sieben über den Rhein beziehungsweise nach 15 Uhr wieder zurück wollen, eine Stunde und manchmal sogar noch mehr "draufschlagen" müssen.

Auch auf auf den Facebookseiten der Redaktion mehren sich die Kommentare genervter Leser. Viele geben der Landespolitik die Schuld. "NRW zerbröselt", schreibt zum Beispiel Leserin Roswitha Hallmann. "Dank des jahrelangen Wegschauens unserer Politiker. Der Leidtragende ist wie immer der steuerzahlende Bürger. Die Staatskassen sind gefüllt wie nie zuvor. Der Grund ist klar, wenn man nichts investiert."

Ein Facebook-User mit dem Pseudonym Christoph Blubb sieht das ganz ähnlich. Er ist allerdings der Meinung, dass der Brücken-Neubau Priorität haben sollte, nicht aber die nun geplante Sanierung. "Seht mal lieber zu, dass eine neue Brücke gebaut wird", schreibt er. "Bei regelmäßiger Wartung wäre sowas absehbar gewesen", sagt er zu der Sperrung.

Nicht nur bei den Bürgern, sondern auch auf Unternehmensseite schrillen angesichts des sich in die Länge ziehenden Untersuchungsverfahrens die Alarmglocken. "Die Sperrung der Brücke kostet die Unternehmen pro Tag 1,2 Millionen Euro", sagt Burkhard Landers, Präsident der Niederrheinischen Industrie- und Handelskammer.

Die IHK stellt deshalb einen Fünf-Punkte-Plan mit Sofortmaßnahmen zur Diskussion, der unter anderem eine großräumige Verkehrslenkung vorsieht, die schon mit Hinweisschildern an den Seehäfen in Belgien und den Niederlanden beginnen soll. Darüber hinaus fordert die IHK eine Verbesserung der Baustellenkoordination, die Erstellung von Notfallplänen für etwaige Verzögerungen beim Brückenneubau sowie eine Überprüfung des Zeitplans. Die Unternehmensvertreter sind der Meinung, dass trotz des beschleunigten Planungsverfahrens und der bereit stehenden Gelder überprüft werden sollte, ob der Neubau der Brücke noch früher realisiert werden kann.

Über die Probleme an der Brücke informierte sich NRW-Verkehrsminister Hendrik Wüst am Freitag persönlich: Unangekündigt und ohne großes Presse-Tam-Tam ließ er sich vor Ort über die Schäden aufklären. Es steht zu hoffen, dass das kein schlechtes Zeichen war. Seiten C3, C5

(RP)
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