Caritas-Werkstatt in Duisburg 8000 verwaiste Werkstatt-Quadratmeter

Duisburg · Seit zweieinhalb Wochen ist die Caritas-Werkstatt an der Hochstraße gespenstisch leer –sie wurde wegen Brandschutzmängel vorerst geschlossen. Die Stadt weist Vorwürfe von sich.

 Notdürftige Abdeckung: In der Behindertenwerkstatt in Rheinhausen sind Material und Maschinen seit der Schließung vorerst mit Folie oder Tüchern abgedeckt.

Notdürftige Abdeckung: In der Behindertenwerkstatt in Rheinhausen sind Material und Maschinen seit der Schließung vorerst mit Folie oder Tüchern abgedeckt.

Foto: Kleifeld

Seit zweieinhalb Wochen ist die Caritas-Werkstatt an der Hochstraße gespenstisch leer —sie wurde wegen Brandschutzmängel vorerst geschlossen. Die Stadt weist Vorwürfe von sich.

 Leere Stühle: Die 400 Rheinhause Mitarbeiter wurden nach drei Tagen Urlaub auf andere Standorte verteilt.

Leere Stühle: Die 400 Rheinhause Mitarbeiter wurden nach drei Tagen Urlaub auf andere Standorte verteilt.

Foto: Marcel Kleifeld

Es ist ein wirklich seltsamer Rundgang. Kein Maschinenlärm, keine Unterhaltungen auf den Fluren — keine Menschenseele. Die Maschinen sind ebenso wie das Material notdürftig abgedeckt. Das Werkzeug liegt unberührt in der Ecke. An den Arbeitsplätzen hantieren keine fleißigen Hände, stattdessen stehen Kartons auf den Tischen. Das gilt aber nicht nur für einen kleinen Teil oder einen vereinzelten Raum, sondern für ein Terrain von gut 8000 Quadratmetern. "Es ist irgendwie gespenstisch hier", beschreibt Andrea Emde die merkwürdige Atmosphäre ziemlich treffend.

 Auch dieser Werkstatt-Bereich kann aktuell nicht genutzt werden.

Auch dieser Werkstatt-Bereich kann aktuell nicht genutzt werden.

Foto: Marcel Kleifeld

So wie der Pressesprecherin der Caritas Wohn- und Werkstätten Niederrhein (CWWN) würde es wohl jedem gehen, der die geschlossene Werkstatt für behinderte Menschen an der Hochstraße in Rheinhausen besucht. Vor zweieinhalb Wochen hatte das Bauordnungsamt die Werkstatt wegen erheblicher Brandschutzmängel geschlossen (die RP berichtete).

Die Verantwortlichen der Caritas sind nach wie vor verärgert über die Geschwindigkeit der Entscheidung. "Dass an dem Gebäude etwas gemacht werden muss, ist klar. Aber die so plötzliche Schließung kam dann doch sehr überraschend", schildert Peter Hoffstadt. Der Aufsichtsratsvorsitzende der Caritas ist zudem verwundert über die plötzliche Schließung, "weil die Stadt das Gebäude ja kennt und ständig involviert ist". Bei der Brandschau 2008 sei von den beanstandeten Mängeln noch keine Rede gewesen. "Die Werkstatt ohne eine Übergangslösung zu schließen, ist eigentlich nicht akzeptabel. Das wäre bei einem Industrieunternehmen undenkbar", kritisiert Geschäftsführer Anton Heemann.

Keine schriftliche Begründung seitens der Stadt

Die Caritas fühlt sich von der Stadt Duisburg alleingelassen. "Die Stadt ist auch zweieinhalb Wochen nach der Maßnahme nicht in der Lage, die Schließung schriftlich zu begründen", moniert Heemann. Man habe einen Brandschutzkonzept-Entwurf (liegt der Stadt vor) erarbeitet, ohne wichtige Beanstandungs-Details zu kennen, auf die man seitens des Bauordnungsamtes warte. Zudem habe Oberbürgermeister Sören Link (SPD) seit mehr als einer Woche nicht auf einen Brief geantwortet. "Wenn die Stadt sich nicht bewegt, müssen wir entsprechende Maßnahmen treffen", kündigt Heemann an.

Die Stadt weist die Kritik auf Anfrage hingegen von sich. "Die Mängelsituation war so gravierend, dass eine sofortige Schließung unvermeidbar war", rechtfertigt Stadt-Sprecher Frank Kopatschek. Zudem habe einen Tag nach der Schließung der Brandschutzbeauftragte der Caritas angerufen, die Mängel bestätigt und noch weitere Defizite angegeben. Überraschend sei der Schritt daher nicht. Außerdem benötige ein Brandschutzbeauftragter keine Mängelliste seitens der Stadt für ein neues Brandschutzkonzept.

Laut Kopatschek sei die schriftliche Erklärung der Stadt am 13. Februar "rausgegangen". Der Sprecher räumte jedoch ein, dass dies recht spät sei: "Das tut uns leid." Hinsichtlich des Briefes an den OB betonte Kopatschek, dass das Schreiben einen Eingangsstempel ebenfalls vom 13. Februar aufweise. "Man kann wohl kaum erwarten, dass schon zwei Tage danach eine Antwort im Briefkasten ist", sagte er.

Die Fronten bleiben also verhärtet. Am Donnerstag treffen sich beide Parteien. Beide Seiten sind sich jedoch einig, dass möglichst schnell etwas passieren muss. Das ist zumindest schon mal eine Basis für ein produktives Gespräch.

(RP)
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