Duisburg 800 Zuwanderer-Kinder auf der Liste

Duisburg · Kinder aus Rumänien oder Bulgarien können über sogenannte "Seiteneinsteigerklassen" den Zugang in unser Schulsystem bekommen. Doch die Stadt ist derzeit mit Beratungen und Schuleingangsuntersuchungen überfordert.

 Ein spielendes Kind auf der Straße - statt in der Schule.

Ein spielendes Kind auf der Straße - statt in der Schule.

Foto: Archiv

Theoretisch sind die Vorgaben klar: Wer in eine Schule aufgenommen wird, muss vorher zum Arzt. Bei den Schuleingangsuntersuchungen wird festgestellt, wie weit das Kind in seiner Entwicklung ist, ob es ansteckende Krankheiten hat und alle erforderlichen Impfungen bekommen hat. Gibt der Schularzt dann sein Einverständnis, steht dem Schulbesuch nichts mehr im Wege.

Das gilt prinzipiell auch für Kinder aus Rumänien und Bulgarien. Oberbürgermeister Sören Link hatte kürzlich beim Besuch von EU-Sozialkommissar Laszlo Andor in Hochfeld berichtet, dass jeden Monat rund 600 Menschen aus Südosteuropa neu in Duisburg eintreffen — 300 davon sind Kinder. Nun hatte die Stadt es mit der Unterstützung des Landes hinbekommen, die Voraussetzungen zum Schulbesuch für alle Zuwandererkinder zu schaffen. Es gibt genügend Seiteneinsteigerklassen in allen Schulformen, und die Zahl der Lehrer in den Vorbereitungsklassen wurde aufgestockt. Doch nun hakt es erneut an den Schuleingangsuntersuchungen. "Es ist schwierig, an die Kinder heranzukommen", sagt Dr. Dieter Weber, Leiter des Gesundheitsamtes. "Von 30 eingeladenen Kindern kommen am Ende drei", so Weber. Die Schuleingangsuntersuchungen seien zudem nur mit Dolmetscher möglich, weil anders eine Verständigung mit den Kindern überhaupt nicht möglich sei.

Bereits Anfang des vergangenen Jahres hatten auf einer Warteliste bis zu 1000 Kinder gestanden, die auf ihre Untersuchung warten mussten. Zwischenzeitlich war die Situation deutlich verbessert worden, inzwischen soll die Zahl aber nach Angaben des Kommunalen Integrationszentrums schon wieder bei rund 800 liegen. Wie lange es dauert, bis die Wartelisten abgebaut sind, ist angesichts des stetigen Zustroms weiterer Kinder fraglich.

Eigentlich müsste man die Kinder regelrecht "einsammeln", um sie zur Untersuchung zu bekommen, so Weber. Es gebe aber Gespräche aller Beteiligten in der Stadt, um die Situation zu verbessern, sagte er gestern. Meist geht den Untersuchungen eine Beratung durch Fachkräfte des Kommunalen Integrationszentrums voraus.

Zurzeit sind 747 Schüler aus Bulgarien und Rumänien in Vorbereitungsklassen beziehungsweise Fördergruppen. Schaffen sie den Sprung in eine Regelklasse, werden sie vom Kommunalen Integrationszentrum nicht mehr gesondert erfasst. Grundsätzlich werden Seiteneinsteiger zwei Jahre gefördert. Dabei geht es nicht zuletzt um die Vermittlung von Sprachkompetenz, um später in Regelklassen Fuß fassen zu können. Der größte Teil der Lehrer für Seiteneinsteiger ist mit 33,8 Stellen an den Grundschulen. Es folgen Gesamtschulen (15), Hauptschulen (zehn), Realschulen (acht), Gymnasien (fünf) und Berufskollegs (vier).

Insgesamt gibt es in Duisburg 82 Vorbereitungsgruppen und Seiteneinsteigerklassen für Kinder aus Südosteuropa. Die Anzahl der Gruppen und Klassen ist über das ganze Stadtgebiet verteilt — auf die Bereiche Neuenkamp, Ruhrort und Stadtmitte (17), Rheinhausen (13), Hamborn / Neumühl (elf), Meiderich / Beeck (elf) Hochfeld (neun), Süd (acht), Marxloh / Bruckhausen (sechs), Walsum (vier) und Homberg (drei).

(RP)
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