Duisburg 50 Lehrer spielen in einer Big Band

Duisburg · In der Globus Gesamtschule trafen sich am Wochenende 50 Musiklehrer aus ganz Nordrhein-Westfalen, um künftig als "LBB NRW" zusammen zu musizieren. Die Band spielte schon beim ersten Treffen auf hohem Niveau.

"Lehrer sind auch nur Menschen", wird ungeduldigen Schülern oft entschuldigend erklärt, trotzdem bleibt es für die meisten schwer vorstellbar, dass ihre Pauker ein Privatleben mit Hobbys haben. Gleich 50 Lehrkräfte bewiesen am vergangenen Wochenende das Gegenteil und trafen sich in der Globus Gesamtschule zur Gründung der "Lehrer Bigband NRW" (LBB NRW).

Allesamt Musiklehrer freilich, die von ihren Kollegen gerne als Paradiesvögel bezeichnet werden, doch was die "Mukker im Ruhestand" aus dem Nichts auf die Beine stellten, konnte sich hören lassen, egal ob Jazz, Funk oder Latin. "Wir haben ein großes Vorbild", erklärten die Gründer und Leiter der Band, Axel Knappmeyer und Gerd Debring. Als er die bayerische Lehrerbigband gehört habe, sei der Wunsch aufgekommen, in Nordrhein-Westfalen ein ähnliches Projekt zu initiieren, so Knappmeyer. "Außerdem wollen wir den Kollegen Abwechslung bieten und als musikalische Botschafter im Bundesland fungieren", fügte Gerd Debring hinzu, Lehrer an der Globus Gesamtschule und damit Hausherr.

Die beiden wissen, wovon sie sprechen, schließlich sind beide auch noch als professionelle Musiker tätig, Knappmeyer ist erst 2008 als "Quereinsteiger" in den Lehrerberuf gekommen. Mithilfe des Musikdezernenten des Schulministeriums seien die Kollegen aus dem ganzen Bundesland zusammengetrommelt worden, erklärten die Leiter, während immer mehr Gestalten mit großen und kleinen Instrumentenkoffern an ihnen vorbeihuschten. 50 Musiker sind selbstverständlich zu viele für eine Big Band, doch Knappmeyer und Debring planen bereits für die Zukunft. "Wir wollen zweimal im Jahr Probewochenenden abhalten, und um Ausfälle auszugleichen, besetzen wir jede Stimme mehrmals", so Debring.

Im Saal hatte die Lautstärke bereits ohrenbetäubende Ausmaße angenommen, ein Zustand, den erfahrene Lehrer wohl einfach ausblenden können. Neben einer großen Rhythmusgruppe, einigen Trompeten und vieler Saxophone waren lediglich vier Posaunisten gekommen, die während der ersten Probe ohne Unterbrechung spielten. Jedes Stück wurde gleich zweimal geprobt, so dass möglichst jeder Musiker Teil der Band werden konnte. Gleich zu Beginn legte Axel Knappmeyer den Songbook-Klassiker "All of me" aufs Pult, und die Band stellte ihr Niveau eindrucksvoll unter Beweis.

Auch ohne Vorbereitung und gemeinsame Musikprojekte klang die Lehrerband, als würde sie schon lange zusammenspielen. Die Musiker bewiesen, dass jeder Einzelne ein guter Blattleser ist, und auch die Soli zeugten von langjähriger, musikalischer Erfahrung. Von den Kollegen gab es Applaus, vor allem für die Bewältigung schwieriger Up-Tempo-Nummern — wieder ohne Vorbereitung und vom Blatt. Abseits der musikalischen Ereignisse fanden sich, ganz nebenbei, auch einige alte Freunde wieder. Ehemalige WG-Freunde und Seminarkollegen hatten eine Menge Neuigkeiten auszutauschen. Trompeter Christian Blinkert, Lehrer am Kopernikus-Gymnasium in Walsum, freute sich, "mal die sonst so anonymen Schulmusiker zu treffen". "Ich hoffe, dass die Band auf einem hohen Niveau spielen kann - und dann vielleicht auch nach Shanghai fliegt", fügte er mit einem Augenzwinkern hinzu. Nicht ohne Grund, denn die bayerische Lehrerbigband hat, neben einer Brasilientour, auch schon einen musikalischen Abstecher in die Metropole gemacht.

Ein Erfolg, der für die LBB NRW durchaus realistisch ist.

(RP)
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